Bei Themen rund um Schwangerschaft und Geburt liegt es in der Natur der Sache, dass häufig die werdenden Mamas im Fokus stehen. Kein Wunder, schließlich leisten sie bei der Geburt ganz Großartiges. Doch was ist eigentlich mit all den Papas, die sie dabei unterstützen?
Wir möchten in dieser Kolumne einmal die Väter zu Wort kommen lassen! Alle zwei Wochen teilt daher ein anderer Papa seine ganz persönliche Sicht auf die Geburt. Haus- oder Klinikgeburt? Frühchen oder Mehrlinge? Wassergeburt oder Kaiserschnitt? Unsere LILLYDOO Papas teilen ihr ganz persönliches Geburtserlebnis und haben dabei jede Menge zu erzählen.
Die wenigsten werdenden Väter waren wohl vor der Geburt ihres eigenen Kindes schon bei zahlreichen anderen Entbindungen dabei. Anders bei Konstantin aus Kassel, denn er ist als Assistenzarzt im Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe tätig. Auf seinem YouTube-Kanal „Richtig Schwanger“ und seinem gleichnamigen Blog teilt er sein Fachwissen über Themen von Verhütung bis zu Geburtsverletzungen. In dieser Ausgabe unserer Kolumne verrät er, dass auch ein Experte bei der Geburt der eigenen Tochter zeitweise gar nicht mehr so abgeklärt ist und wie diese Erfahrung seine Arbeit als Gynäkologe verändert hat.
Steckbrief:
Name: Konstantin
Jahrgang: 1987
Kinder: Tochter Annie (geboren im Juli 2018)
Die Geburt in Emojis: 🤯👽❤️❤️❤️❤️❤️❤️
1. Hast Du Dich in irgendeiner Form auf die Geburt vorbereitet und hast Du das Gefühl, dass es Dir etwas gebracht hat?
Dadurch, dass ich als Gynäkologe selbst schon bei vielen Geburten dabei war, war das bei uns natürlich ein Spezialfall. Bei der Vorbereitung habe also eher ich meine Frau an die Hand genommen, als dass ich mich selbst jetzt als Papa auf die Geburt vorbereitet hätte. Das war durch mein Vorwissen schlicht nicht notwendig. Wir haben im Vorfeld ganz viel miteinander gesprochen, sind zum Beispiel ein paar Szenarien durchgegangen, was unter der Geburt passieren kann. Ich habe meine Frau auch auf einige Worst-Case-Situationen vorbereitet. Sich etwas Vorwissen anzueignen halte ich generell für sinnvoll – sowohl für Männer als auch für Frauen – um nicht ganz so naiv und unbedarft an die Sache ranzugehen.
Es stand für uns allerdings sehr früh fest, dass ich Schwangerschaft und Geburt ausschließlich in meiner Rolle als Ehemann und Papa begleiten werde und nicht als Arzt. Natürlich ist meine Frau mal mit einer Frage zu mir gekommen und ich habe auch mal einen Ultraschall gemacht, aber ich saß jetzt nicht den ganzen Tag am Ultraschallgerät und habe unsere Tochter betrachtet. ;)
Als ich unser Baby das erste Mal gesehen habe, dachte ich …
… „Wer wohl der Vater ist?“ In meiner ganzen Familie kamen haarlose Wesen auf die Welt. Meine Tochter hatte dagegen langes, dunkles Haar, sodass ich kurzfristig etwas verwirrt war. ;)
2. Wie lief die Geburt ab und wie hast Du sie erlebt?
Ironischerweise hätte ich am Tag der Geburt eigentlich Dienst gehabt. Nachdem meine Frau also morgens mit leichten Wehen aufgewacht ist, habe ich erst mal meinen Dienst getauscht. Wie wahrscheinlich alle werdenden Eltern waren wir dann nach ein paar Stunden an dem Punkt, an dem man sich die Frage stellt, ob man bereits in die Klinik fahren soll. Aber wozu hat man einen Gynäkologen als Ehemann? ;) Nachdem die Wehen heftiger wurden und in immer kürzeren Abständen kamen, bin ich tatsächlich das erste und einzige Mal bei meiner Frau ärztlich tätig geworden und habe den Muttermund getastet. Da der Muttermund schon etwas geöffnet war, stand anschließend fest, dass wir uns auf den Weg machen.
Wir hatten uns für die Klinik entschieden, in der ich auch arbeite. Somit war ich mit den Räumlichkeiten, den Mitarbeitern und so weiter vertraut und wir waren quasi als VIPs dort. Im Kreißsaal angekommen ging es dann auf einmal Schlag auf Schlag und wir hatten insgesamt eine sehr schöne, relativ unkomplizierte Geburt. Für uns als Paar war das ein fast schon berauschendes Erlebnis – selbst für mich, der als Arzt schon so viele Geburten miterlebt hat.
Es gab zwischendrin etwa 20 Minuten, in denen mir meine Frau gar nicht gefallen hat, da ihr Kreislauf kollabiert ist und sie kaum ansprechbar war. Da war ich einen Moment wirklich verunsichert und habe auch mal bei der Hebamme nachgefragt. Vielleicht hat mein Vorwissen die Unsicherheit sogar verstärkt, da ich wusste, was alles passieren kann. Da konnte ich zum ersten Mal nachvollziehen, was andere Männer während einer Geburt so durchmachen, die das noch nie erlebt und überhaupt keine Ahnung haben, was normal ist und was nicht. Seitdem habe ich auch vor den Männern im Kreißsaal größten Respekt, wo ich zuvor noch den ein oder anderen belächelt habe. Seit ich selbst eine Geburt in der Vaterrolle erlebt habe, habe ich da einen ganz anderen Blickwinkel bekommen. Diese Erfahrung hat meine Sichtweise nachhaltig verändert.
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3. Gibt es etwas, was Du bei der nächsten Geburt anders machen würdest?
Nein, gar nicht. Es war wie gesagt eine echt tolle Geburt. Im Vorfeld wurde ich natürlich oft gefragt: „Lädst Du eine befreundete Hebamme für eine Hausgeburt ein? Oder wie macht ihr es?“ Aber ich glaube, ich würde immer wieder in die Klinik gehen, wenn möglich auch wieder ambulant. Wir waren nach der Geburt nämlich nur noch zwei, drei Stündchen im Kreißsaal und sind dann direkt nach Hause gegangen. Das haben wir sehr genossen, mit unserer Tochter direkt in den eigenen vier Wänden sein zu können.
Es gibt eine Sache, die meine Frau etwas bereut, nämlich keinen richtigen Geburtsvorbereitungskurs besucht zu haben. Sie dachte damals, dass das nicht notwendig sei, wenn ihr Ehemann vom Fach ist. Klar haben wir beide auch viel über die Geburt gesprochen, aber der Austausch mit anderen Schwangeren und die Möglichkeit, andere werdende Mamas kennenzulernen, hat ihr dann doch ein bisschen gefehlt. Das würde sie in der Vorbereitung beim nächsten Mal wohl anders machen, aber bezüglich der Geburt selbst würden wir beide nichts ändern wollen.
Ich hätte vor der Geburt nie gedacht …
…, dass ich meiner Frau verliebt dabei zuschaue, wie sie sich in eine Tüte übergibt.
4. Was würdest Du anderen Papas für die Geburtsvorbereitung empfehlen?
Ich würde den Männern auf jeden Fall empfehlen, wenn möglich zum Geburtsvorbereitungskurs mitzugehen. Manche Übungen mögen einem vielleicht etwas albern vorkommen, aber man kann das Ganze ja ein bisschen mit Humor nehmen. Auf diese Weise steht man bei der Geburt nicht komplett ahnungslos neben seiner Partnerin. Den Frauen, die ich als Arzt betreue, habe ich schon immer empfohlen, einen Kurs zu besuchen, aber dass ich es nun auch den Männern so ans Herz lege, hat sich durch die Geburt meiner Tochter definitiv verändert. Ich habe gemerkt, wie verunsichert man selbst als Fachmann sein kann, wenn man seine Frau Höllenqualen leiden sieht und selbst nur blöd danebenstehen kann. Wenn man dann noch dazu ganz blauäugig in diese Situation reingeht, kann man seine Frau noch weniger unterstützen.
Manche Männer haben ja auch die Sorge, während der Geburt möglicherweise umzukippen, weil sie kein Blut sehen können. Da braucht man aber wirklich keine Angst haben: Wenn Du merkst, dass Dir schwummerig wird, setzt Du Dich einfach hin. Dafür wird Dich auch niemand belächeln, das ist total normal. Eine Geburt ist schließlich für beide Parteien echt anstrengend. Für die Frau natürlich deutlich mehr, das ist schon klar, aber auch die Papas sind hinterher ganz schön geplättet. Nimm Dir also am besten auch eine Kleinigkeit zu essen und etwas zu trinken mit.
Und mein dritter Rat: Man sollte sich darauf einstellen, seine Partnerin noch einmal ganz neu kennenzulernen. Es kann sein, dass sie durch das Pressen unter der Geburt keine Kontrolle über Urin und Stuhlgang hat, dass sie blutet oder sich aufgrund der Schmerzen komplett anders verhält als Du es gewohnt bist... So hat man seine Frau ja vermutlich vorher noch nie gesehen, aber das ist auch überhaupt nichts Schlimmes. Wichtig ist nur, dass man darüber spricht, vorher und hinterher, damit nicht beide total geschockt nach Hause gehen. ;) Zusammenfassend kann man also sagen: Kommunikation ist beim Thema Geburt super wichtig!