Vater werden – Die Familiengeburt

Vater werden: Die Familiengeburt

LILLYDOO Papas erzählen von ihren Geburtserfahrungen

Bei Themen rund um Schwangerschaft und Geburt liegt es in der Natur der Sache, dass häufig die werdenden Mamas im Fokus stehen. Kein Wunder, schließlich leisten sie bei der Geburt ganz Großartiges. Doch was ist eigentlich mit all den Papas, die sie dabei unterstützen?

Wir möchten in dieser Kolumne einmal die Väter zu Wort kommen lassen! Alle zwei Wochen teilt daher ein anderer Papa seine ganz persönliche Sicht auf die Geburt. Haus- oder Klinikgeburt? Frühchen oder Mehrlinge? Wassergeburt oder Kaiserschnitt? Unsere LILLYDOO Papas teilen ihr ganz persönliches Geburtserlebnis und haben dabei jede Menge zu erzählen.

Den Auftakt macht Christian aus Berlin, der uns über die Hausgeburt seines dritten Kindes berichtet. Das Besondere: Christian ist der Mann unserer LILLYDOO Hebamme Sissi und die beiden älteren Kinder der beiden waren ebenfalls bei der Geburt dabei – eine echte Familiengeburt also.

Steckbrief:

  • Name: Christian

  • Alter: 48

  • Kinder: Sohn Hugo (geboren im März 2011), Tochter Cléo (geboren im Januar 2013) & Tochter Lilo (geboren im November 2018)

  • Die Geburt in Emojis: 🕙🕙🙏🏻🍷🕚🙏🏻🕐😳🥪🙏🏻♥️🕑🤷🏼‍♂️💑🕝🐣😍😻♥️☀️🚀🍾🙏🏻

1. Hast Du Dich in irgendeiner Form auf die Geburt vorbereitet und hast Du das Gefühl, dass es Dir etwas gebracht hat?

Nachdem ich mich nach zwei Geburten schon beinahe als Profi gefühlt habe, war ich dieses Mal eigentlich recht entspannt. Na ja, soweit man(n) das halt sein kann. Vor unserer ersten Geburt haben Sissi und ich damals aber einen Geburtsvorbereitungskurs besucht. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich gehofft hatte, dass mir als Ehemann einer Hebamme ein solcher Kurs erspart bleiben würde. Meine Frau wollte das aber gerne mal von der anderen Seite erleben. Natürlich hat es aber nicht lange gedauert bis sie durch ihre Fragen als Expertin geoutet wurde. ;) Auch, wenn ich anfangs nicht so begeistert war, würde ich im Nachhinein allen Vätern einen Geburtsvorbereitungskurs ans Herz legen! Viele Ängste, die man anfangs so hat, zum Beispiel wie man sein Kind am besten anfasst, wie man es wickelt und viele Erste-Hilfe-Fragen, werden einem da genommen. Das war auf jeden Fall eine große Hilfe und hat mir einfach ein besseres Gefühl gegeben.

Wenn man einmal einen Kurs besucht hat, reicht das aber auch, zumal ich in der Zwischenzeit ja in der Praxis ausreichend Erfahrungen gesammelt habe. Schon bei der zweiten Geburt war ich wesentlich entspannter als vor der ersten.

Wenn Männer die Kinder bekommen würden, …

… wäre die Ein-Kind-Politik freiwillig Standard. Wenn überhaupt.

2. Wie lief die Geburt ab und wie hast Du sie erlebt?

Für uns stand eigentlich von Beginn der Schwangerschaft an fest, dass die Kinder bei der Geburt dabei sein können, wenn sie das möchten. Unsere Tochter hatte sogar ganz proaktiv den Wunsch dazu geäußert, während unser Sohn ein bisschen zögerlicher war. Natürlich haben wir es den beiden aber immer freigestellt: Wir haben noch Familie im Hinterhaus, wo sie hätten hingehen können oder ich wäre mit ihnen rausgegangen, wie wir es letztendlich auch kurzzeitig gemacht haben. Man weiß ja auch nicht, wie die Kinder darauf reagieren, wenn ihre Mama dann etwas lauter tönt (so nennt man das geräuschvolle Veratmen der Wehen). Da muss man einfach flexibel schauen, was für die Kinder in Ordnung ist und was nicht. Während der Schwangerschaft hatten wir auch schon ganz viel mit Hugo und Cléo über die Geburt gesprochen und Bücher zum Thema gelesen. Sie glauben also nicht mehr an den Storch, sondern wussten vorher bereits ganz genau, wie eine Geburt abläuft.

So war jedenfalls klar, dass wir die Kinder wecken würden, wenn es losgeht. Lilo ist um 02.21 Uhr geboren und ich glaube, ich habe die beiden Großen so gegen Viertel nach 1 geweckt. Als wir dann bei meiner Frau waren, ist Cléo fast in den Pool gesprungen – Sissi hat im Wasser entbunden – so neugierig war sie, während Hugo auf seinem Kinderstuhl daneben saß wie ein Bademeister. Ich hatte ein besonderes Auge auf ihn, um zu vermeiden, dass er etwas macht, was er eigentlich nicht möchte, aus dem Gefühl heraus, mit seiner kleinen Schwester mithalten zu müssen. Aber dem war am Ende gar nicht so: Er hat schließlich von sich aus entschieden, dabei sein und die Geburt miterleben zu wollen.

Gegen Ende bin ich mit den Kindern doch noch mal kurz raus, weil es dann schon ein bisschen lauter wurde. Ich weiß gar nicht, was wir gemacht haben, ich glaube wir haben eine Mandarine gegessen, bis eine der beiden Hebammen kam und sagte, dass wir wieder reinkommen können. Dann ging‘s ratzfatz und Lilo war da. Das war wirklich ein ganz besonderer Moment, die Erleichterung bei meiner Frau zu sehen, die Gesichter der Kinder, der Raum mit Kerzen und dann 15-20 Minuten später mit Hugo, Cléo und dem Baby auf dem Sofa zu liegen und „Wie schön, dass du geboren bist“ zu singen – wirklich eine sehr einmalige Stimmung und ein wichtiger Bondingmoment.

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3. Gab es etwas, was Du nach den letzten beiden Geburten anders machen wolltest?

Nach der Geburt unseres Sohnes kam schon direkt danach sehr viel Besuch. Das war ein Fehler, den wir bereits beim zweiten Mal vermieden haben und auch dieses Mal umgehen wollten. Das Baby kann so viele Eindrücke noch gar nicht verarbeiten und das rächt sich dann am Ende in Form von schlaflosen Nächten. Daher sollte man Mutter und Kind die Zeit gönnen, erst einmal anzukommen. Natürlich wollen alle das Kleine sehen und man selbst würde es auch am liebsten in die Welt hinausschreien, aber das Baby ist ja nun da und es besteht keinerlei Grund zur Eile. Das ist etwas, wo man als Vater auch ganz viel tun kann, indem man Großeltern, Freunde und Nachbarn erst einmal vertröstet. Glücklicherweise hat man ja heutzutage mit den sozialen Medien auch so genug Möglichkeiten, seine Freude mit Familie und Freunden zu teilen. ;)

Auch was die organisatorischen Dinge angeht, war ich nach den Erfahrungen der letzten beiden Hausgeburten gut präpariert. Beim ersten Mal habe ich noch einen Statiker angerufen und gefragt, ob man den 600 Liter fassenden Pool für die Wassergeburt überhaupt in einer Altbauwohnung aufstellen darf. Beim zweiten Mal hatte ich vorher nicht kontrolliert, ob der Aufsatz zwischen Küchenhahn und Schlauch wirklich passt und musste drei Stunden lang den Schlauch festhalten. Jetzt beim dritten Mal war ich aber perfekt vorbereitet: Der Pool stand eine Woche vorher, der Schlauchaufsatz war da und das Wasser war rechtzeitig drin – super getimt, bevor es dann losging.

Über diese Situation während der Geburt lachen wir noch heute …

… Wie Hugo wie ein Bademeister auf seinem Kinderstuhl neben dem Wasserbecken saß und Cléo so neugierig war, dass sie fast über den Beckenrand geflutscht wäre.

4. Was würdest Du anderen Papas für die Geburtsvorbereitung empfehlen?

Ich würde werdenden Vätern gerne auf den Weg mitgeben, sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass sie nicht zwangsläufig von Tag 1 der Super-Papa sein werden, der sofort eine intensive Verbindung zu seinem Baby spürt. Das ist eine Sache, die mir sehr wichtig ist und über die meiner Meinung nach viel zu selten geredet wird. Es kann durchaus einige Zeit dauern, bis man mit dieser neuen Rolle warm geworden ist und selbst beim zweiten oder dritten Kind kann das einige Tage und Wochen in Anspruch nehmen. Die Frau ist einem ja sozusagen neun Monate voraus, in denen das Baby immer bei ihr war. Dazu kommt noch die Oxytocinausschüttung bei der Geburt – da ist es kein Wunder, dass man als Mann etwas länger braucht, um eine emotionale Verbindung zum Kind aufzubauen. Ich nenne da gerne den Oktoberfest-Vergleich: Wenn man erst abends auf's Oktoberfest kommt und alle anderen schon ein paar Maß intus haben, kann man diesen Vorsprung auch nicht von jetzt auf gleich aufholen. ;) Ich würde empfehlen, das ruhig auch als Paar zu besprechen und sich als Vater die Zeit zu geben, sich dem neuen Familienmitglied langsam anzunähern. Man sollte nicht von sich erwarten, dass dieses Gefühl der Verbundenheit sofort nach der Geburt da sein muss. Und vor allen Dingen würde ich Papas raten, sich nicht von Erzählungen im Freundes- oder Kollegenkreis verunsichern zu lassen. Natürlich gibt es auch Männer, bei denen es sofort peng macht, aber viele sind da meiner Erfahrung nach schlichtweg nicht ganz ehrlich.

Am Anfang war es für mich auch gar nicht so leicht, damit zurechtzukommen, dass die Mutter nun mal Ansprechpartnerin Nummer 1 ist, solange das Baby gestillt wird und man selbst in dieser Hinsicht nicht „performen“ kann. Ich weiß noch, wenn ich meine erste Tochter auf dem Arm hatte und sie versucht hat, sich an meiner Brust festzuhalten: Sobald sie die Haare gespürt hat, war sie sofort sauer und hat erst einmal angefangen zu schreien, weil sie wusste, dass ich ihr nicht das liefern kann, was sie wollte, nämlich die Muttermilch.

Im Hinblick auf die Geburt selbst ist, glaube ich, ganz viel Urvertrauen das Wichtigste, schließlich ist das ein völlig natürlicher Prozess. Außerdem würde ich empfehlen, möglichst viel mit der Partnerin darüber zu reden, was sie sich wünscht und ausreichend Verständnis mitzubringen, wenn bei der Frau nach der Geburt der Hormoncocktail wirkt. Da können die abstrusesten Wünsche aufkommen, zum Beispiel was Essen angeht. Man sollte sich darauf einrichten, dass kurzzeitig einfach alles auf den Kopf gestellt ist.

Und schließlich noch ein ganz praktischer Tipp für alle Väter, denen eine Hausgeburt bevorsteht: Hängt vorher einen Zettel ins Treppenhaus, um die Nachbarn vorzuwarnen. Sissis Kolleginnen haben schon von Geburten berichtet, bei denen irgendwann die Polizei kam. Kein Wunder, wenn man nachts um 2 plötzlich Schreie oder laute Stöhngeräusche aus der Nachbarwohnung hört, kann man schon mal auf die Idee kommen, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. ;)

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