Wenn Du auf diesem Artikel gelandet bist, hast Du ihn vermutlich bereits von Deiner Frauenärztin/Deinem Frauenarzt erhalten: Deinen Mutterpass. Dieses Dokument wird Dich in den kommenden Monaten begleiten und dokumentiert den Verlauf Deiner gesamten Schwangerschaft. Insgesamt umfasst der Mutterpass 16 Seiten, auf denen zahlreiche Abkürzungen und medizinische Fachbegriffe versammelt sind. Keine Angst: Niemand erwartet, dass Du weißt, was eine Oligohydramnion ist oder wofür BPD steht. ;) Damit Du beim Durchblättern Deines Mutterpasses trotzdem nicht nur Bahnhof verstehst, erklären wir Dir in diesem Artikel Seite für Seite die wichtigsten Eintragungen. Natürlich kannst Du bei Fragen dazu auch stets Deine betreuende Ärztin/Deinen betreuenden Arzt ansprechen.
Aber was ist eigentlich die Funktion des Mutterpasses?
Wusstest Du, dass der Mutterpass nach Führerschein und Personalausweis das in Deutschland am häufigsten ausgestellte Dokument ist? Nachdem die Gynäkologin/der Gynäkologe Deine Schwangerschaft festgestellt hat, händigt sie/er Dir den Mutterpass meist schon beim nächsten Besuch aus. Darin werden ab sofort alle Ergebnisse der Vorsorgeuntersuchungen dokumentiert. Auch mögliche Risikofaktoren der Schwangeren werden dort festgehalten. Nach der Geburt werden dann die Untersuchungsbefunde des neugeborenen Babys und der Nachuntersuchung der Mutter im Mutterpass notiert.
Es ist sinnvoll, Deinen Mutterpass während Deiner Schwangerschaft immer dabeizuhaben. So kann im Notfall die behandelnde Ärztin/der behandelnde Arzt schnell und richtig reagieren. Aber auch nach der Geburt solltest Du das Dokument nicht entsorgen. Es liefert im Falle einer weiteren Schwangerschaft wichtige Informationen, weswegen kein neuer Mutterpass angelegt, sondern die zweite Schwangerschaft im gleichen Heft dokumentiert wird.
Du bist übrigens nicht verpflichtet, den Pass irgendjemandem vorzuzeigen. Auch Behörden oder Dein Arbeitgeber dürfen keine Einsichtnahme verlangen.
Welche informationen sind im Mutterpass aufgelistet?
Seite 1: Ärztliche Kontaktdaten und nächste Untersuchungstermine
Kontaktdaten Deiner behandelnden Gynäkologin/Deines behandelnden Gynäkologen, der Geburtsklinik und/oder der mitbetreuenden Hebamme
Platz, um die nächsten Termine der Vorsorgeuntersuchungen einzutragen
Seite 2: Laboruntersuchungen und Rötelnschutz
Deine eigenen Kontaktdaten
Blutgruppenzugehörigkeit: Diese Angabe dient im Notfall der schnellen Auskunft für die behandelnde Ärztin/den behandelnden Arzt.
Antikörper-Suchtest: Der Test untersucht unspezifische Antikörperreaktionen, die häufig mit der Blutgruppeneigenschaft verbunden sind (Rhesusfaktor-Unverträglichkeit). Sollte der Antikörper-Suchtest negativ sein, sind keine weiteren Maßnahmen nötig. Bei einem Nachweis von Antikörpern, sollten weitere Blutkontrollen oder unter Umständen spezielle Ultraschalluntersuchungen durchgeführt werden.
Röteln-Antikörpertest: Solche Antikörper entstehen entweder durch Impfung oder eine frühere Infektion und zeigen somit an, ob Du einen ausreichenden Schutz vor einer Röteln-Infektion hast. Wenn Du während der Schwangerschaft an Röteln erkrankst, kann das zu schweren körperlichen und geistigen Schädigungen Deines Kindes führen. Falls Du nicht ausreichend immunisiert bist, wird zu einem späteren Zeitpunkt eine erneute Untersuchung durchgeführt, um eine Infektion auszuschließen (siehe Seite 3).
Seite 3: Untersuchung auf Infektionen
Chlamydien: Chlamydien sind Bakterien, welche meist beim Geschlechtsverkehr übertragen werden und nicht immer Beschwerden verursachen. In Deiner Schwangerschaft können sie aber einen vorzeitigen Blasensprung verursachen und bei der Geburt auf Dein Baby übertragen werden. Daher muss die Infektion in der Schwangerschaft und auch zur Entbindung nochmals mit Antibiotika behandelt werden.
LSR: (Lues-Such-Reaktion, auch Syphilis genannt): Unbehandelt kann der Krankheitserreger den Embryo schädigen. Im Mutterpass wird nur eingetragen, dass die Untersuchung stattgefunden hat, nicht das Ergebnis.
Antikörper-Suchtest-Kontrolle: Diese Kontrolle wird zwischen der 24. und 27. Schwangerschaftswoche durchgeführt, auch wenn beim ersten Mal keine Antikörper gefunden wurden.
Röteln-Antikörpertest-Kontrolle: Dieser Kontrolltest wird nur durchgeführt, falls Du beim ersten Test nicht ausreichend gegen Röteln immun warst.
Nachweis von HBs-Antigen aus dem Serum (Hepatitis B): Falls der Test auf Hepatitis B positiv ausfällt, wird Dein Kind direkt nach der Geburt geimpft.
Seite 4: Angaben zu vorangegangenen Schwangerschaften
Diese Angaben zu eventuellen vorangegangenen Schwangerschaften geben Deiner Ärztin/Deinem Arzt Hinweise zur Beurteilung der aktuellen Schwangerschaft, den möglichen Verlauf der Geburt oder möglichen Risiken:
Spontangeburt (vaginale Geburt ohne Operation)
Sectio (Kaiserschnitt)
Abort (Fehlgeburt)
Abruptio (Schwangerschaftsabbruch)
EU (Extrauterine Schwangerschaft: Eileiterschwangerschaft oder Bauchhöhlenschwangerschaft)
Dokumentation, dass und über welche Themen Du aufgeklärt wurdest, zum Beispiel Ernährung, Risiken oder Geburtsvorbereitung
Hier wird auch vermerkt, ob ein HIV-Test durchgeführt wurde. Der Test wird nur auf Deinen Wunsch hin vorgenommen und das Ergebnis wie bei LSR nicht im Mutterpass eingetragen.
Seite 5: Anamnese und allgemeine Befunde/Erste Vorsorgeuntersuchung
Gravida: Frühere Schwangerschaften
Para: Geburten
Diese Angaben zu Deinem allgemeinen Gesundheitszustand und eventuellen Vorerkrankungen (seelisch und körperlich) dienen der Einschätzung, ob ein erhöhtes Risiko für Dich oder Dein Baby besteht.
Seite 6: Besondere Befunde im Schwangerschaftsverlauf
Dokumentation besonderer Befunde während der Schwangerschaft, wie Bluthochdruck, Blutungen, frühzeitige Wehen oder psychische Belastungen:
Abusus: Einnahme von Medikamenten und Zigaretten- oder Drogenkonsum
Placenta praevia: Plazenta (Mutterkuchen) sitzt vor dem Muttermund und behindert den Geburtsweg
Hydramnion: Übermäßige Bildung von Fruchtwasser, kann auf mögliche Fehlbildung oder Versorgungsstörungen (zum Beispiel bei Diabetes oder Infektionen der Schwangeren) des Ungeborenen hindeuten
Oligohydramnie: Zu wenig Fruchtwasser, kann auf mögliche Wachstumsverzögerung des Ungeborenen hindeuten
Placenta-Insuffizienz: Mutterkuchen kann Dein Baby nicht ausreichend versorgen, in diesem Fall ist eine engmaschige medizinische Betreuung notwendig
Isthmozervikale Insuffizienz: Verkürzung oder mangelnde Verschlussfähigkeit des Gebärmutterhalses (Zervix), unter Umständen besteht das Risiko einer Fehl- oder Frühgeburt
Indirekter Coombstest positiv: Der indirekte Coombstest ist ein Antikörper-Suchtest und kann eine Rhesusinkompatibilität nachweisen. Ist er positiv, ist es bei der Mutter bei einer früheren Schwangerschaft zur Antikörperbildung gekommen und eine Behandlung notwendig, damit das Ungeborene nicht gefährdet wird, zum Beispiel durch eine vorbeugende Gabe von Rhesusfaktor-Antikörpern.
Hypertonie: Zu hoher Blutdruck
Hypotonie: Zu niedriger Blutdruck
Terminbestimmung
Errechneter Entbindungstermin (wird ausgehend vom ersten Tag Deiner letzten Regelblutung berechnet)
Seite 7 und 8: Gravidogramm
Das Gravidogramm ist eine Übersicht über Deinen Schwangerschaftsverlauf. In den Beobachtungsbogen werden die Ergebnisse Deiner Vorsorgeuntersuchungen eingetragen:
Deine Daten
Schwangerschaftswoche
Fundusstand: Höhenstand der Gebärmutter
Ödeme: Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe
Varikosis: Krampfadern
Gewicht
RR: Blutdruck
Hb: Eisenwert
Bakteriologische Befunde
Ergebnisse der vaginalen Tastuntersuchung
Daten Deines Kindes
Kindslage
(SL = Schädellänge, BEL = Beckenendlage, QL = Querlage)
Herztöne
Kindsbewegung
Seite 9: Ergänzungen zu Seite 5 bis 8
Ergänzungen zu den Risikokatalogen auf Seite 5 und 6 (zum Beispiel veranlasste Maßnahmen)
Eintrag, falls während der Schwangerschaft eine stationäre Behandlung im Krankenhaus stattgefunden hat
Cardiotokografische Befunde: Der Herzton-Wehenschreiber gibt Auskunft über die Herztätigkeit Deines Babys und die Wehenbereitschaft Deiner Gebärmutter.
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Seite 10 bis 12: Ultraschalluntersuchungen
Hier werden die Ergebnisse der drei Ultraschall-Vorsorgeuntersuchungen eingetragen, zum Beispiel ob der Fötus sich wie es sein soll in der Gebärmutter eingenistet hat, ob es sich um Mehrlinge handelt, ob Fehlbildungen oder Auffälligkeiten bestehen.
FS: Fruchtsackdurchmesser (weist schon früh auf eine intakte Schwangerschaft hin)
SSL: Länge Deines Babys von Scheitel bis Steiß
BPD: Kopfdurchmesser Deines Babys
FOD/KU: Kopfumfang Deines Babys
ATD: Bauchdurchmesser Deines Babys
APD/AU: Bauchumfang Deines Babys
FL: Länge des Oberschenkelknochens Deines Babys
Seite 13: Normkurven für den fetalen Wachstumsverlauf
Die Ergebnisse der bei den Ultraschalluntersuchungen durchgeführten Größenmessungen werden in die Graphen eingezeichnet. So können die Messwerte mit Durchschnittswerten verglichen werden, um zu überprüfen, ob das Wachstum Deines Babys normal verläuft.
Seite 14: Weitere Ultraschalluntersuchungen
Kommt es bei einer Deiner Kontrollen zu Auffälligkeiten, die weitere Untersuchungen notwendig machen, werden die Ergebnisse hier festgehalten.
Seite 15 und 16: Abschluss-Untersuchung/Epikrise
Unter Epikrise (griechisch „Beurteilung“, „Entscheidung“) versteht man die zusammenfassende Beurteilung der Krankheitsgeschichte (wobei eine Schwangerschaft natürlich keine Krankheit darstellt). Im Mutterpass umfasst sie die folgenden Bereiche:
Schwangerschaft: Kurze Zusammenfassung des Schwangerschaftsverlaufs
Geburt: Messdaten Deines Kindes
Apgar-Zahl: Der Apgar-Wert wird einmal fünf und einmal zehn Minuten nach der Geburt ermittelt und beurteilt die Lebensfunktionen Deines Babys nach Parametern wie Atmung, Herzfrequenz, Reflexe, Hautfärbung und Muskelspannung. Für jeden Parameter werden 0 bis 2 Punkte vergeben, die Apgar-Zahl richtet sich nach der Punktsumme der Einzeluntersuchungen.
Wochenbett: Auffälligkeiten im Wochenbett, sowohl bei Dir als auch bei Deinem Baby
2. Untersuchung nach Entbindung: Ergebnisse der Untersuchung sechs bis acht Wochen nach der Geburt (von Dir und Deinem Kind)
Ab Seite 17: Dokumentation einer weiteren Schwangerschaft
Für den Fall, dass Du ein zweites Kind bekommst, wiederholen sich nun die Seiten 1 bis 16, damit dort die zweite Schwangerschaft dokumentiert werden kann. Auf diese Weise kann Deine Ärztin/Dein Arzt die Werte Deiner ersten Schwangerschaft einsehen, falls diese Implikationen für die zweite haben sollten.
Wir hoffen, wir konnten für Dich etwas Licht ins Dunkel der medizinischen Fachbegriffe und Abkürzungen bringen, damit Du in Zukunft beim Durchblättern Deines Mutterpasses nicht mehr tausend Fragezeichen im Kopf hast! Selbstverständlich brauchst Du Dich auch niemals scheuen, Deine Gynäkologin/Deinen Gynäkologen oder Deine Hebamme anzusprechen, wenn Du Fragen zu konkreten Eintragungen hast. :)
Der Mutterpass ist das medizinische Dokument, in dem Deine Gynäkologin/Dein Gynäkologe alle Ergebnisse Deiner Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft sowie mögliche Risikofaktoren dokumentiert. Nach der Geburt werden dort die Untersuchungsbefunde Deines Babys und Deiner Nachuntersuchung notiert. Es ist sinnvoll, Deinen Mutterpass während Deiner Schwangerschaft immer dabeizuhaben und ihn auch danach aufzuheben.
Nachdem die Gynäkologin/der Gynäkologe Deine Schwangerschaft festgestellt hat, händigt sie/er Dir den Mutterpass meist schon beim nächsten Besuch aus.
Nein, Du bist nicht verpflichtet, den Mutterpass irgendjemandem vorzuzeigen. Auch Behörden oder Dein Arbeitgeber dürfen keine Einsichtnahme verlangen.