Irgendwann ist es in fast jeder Familie so weit: Nach der Elternzeit geht es zurück in den Beruf. Dabei kommen ganz neue Fragen auf: Schaffe ich das? Kommt mein Kind dabei zu kurz? Und wie wirkt sich das auf den Familienalltag aus? Wir bei LILLYDOO glauben, dass Du sicher die richtigen Entscheidungen für Dich und Deinen kleinen Entdecker treffen wirst. Aber auch, dass es nicht schaden kann, Dir hin und wieder Rat von Menschen zu holen, die sich täglich mit diesen Fragen beschäftigen und Fachleute auf ihrem Gebiet sind.
Unsere Expertin Katharina Marisa Katz ist Autorin und Journalistin und hat mit „Zwischen Laptop und Legosteinen“ einen Ratgeber zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie herausgebracht. In der LILLYDOO Kolumne spricht sie darüber, wie die gemeinsame Arbeit an der Vereinbarkeit den Familienalltag leichter machen kann.
Liebe Katharina, warum ist Vereinbarkeit von Beruf und Familie so ein wichtiges Thema?
Wenn wir Arbeit, Familie, Paarzeit und Selfcare unter einen Hut bekommen möchten, braucht es ein wenig Zeitmanagement und Organisation. Das klingt zunächst einmal nach Arbeit – die man ja nicht unbedingt mit der Familie in Verbindung bringen möchte. Es ist aber so, dass wir heute so viele Bälle in der Luft halten müssen und wollen, dass es ohne ein wenig Organisation nicht geht. Gelebte Vereinbarkeit heißt für mich vor allem, gemeinsam mit der Partnerin/dem Partner ein Familiensystem zu entwickeln, in dem Zeit als Paar seinen Raum hat, in dem jeder etwas für sich tun kann, in dem Zeit für Quality Time mit den Kindern ist, Zeit sich beruflich zu entwickeln und eine gerecht verteilte Care-Arbeit (alle Tätigkeiten des Sorgens und Sichkümmerns). Und wie soll das alles gehen, wenn man sich keinen Plan macht?
Wie uns Rollenbilder beeinflussen
Wie sehr wirken sich klassische Rollenbilder auf diese Vereinbarkeit aus?
Wir alle werden zunächst einmal davon geprägt, wie die Rollenverteilung bei unseren Eltern aussah. Das können auch ganz positive Dinge sein, die wir unbewusst annehmen und die Verantwortung dafür übernehmen. Das beste Beispiel sind Geburtstagstische und Adventskalender. Beides sehr liebevolle Gesten, meist von Müttern, die wir vielleicht selbst entgegennehmen durften oder bei anderen immer besonders toll fanden. Wenn man selbst Kinder bekommt, möchte man diese als Mutter oft weiterführen, weil Mütter im klassischen Rollenbild nun mal basteln – und hat direkt einen dicken Punkt auf der To- Do-Liste. Dabei geht es gar nicht darum, plötzlich keinen Adventskalender mehr zu basteln oder den Tisch nicht mehr liebevoll zu dekorieren, sondern sich zu erlauben, fertige Motto-Sets oder Kalender zu kaufen oder auch einfach die Verantwortung dafür auf mehrere Schultern zu verteilen. Man kann sich aber selbst neue Rollenvorbilder suchen und bewusst daran arbeiten, sich nicht von dem Strudel, der mit einem Kind ganz automatisch auf einen zurollt, erfassen zu lassen, sondern sich gemeinsam in den Wind stellen und zusammen zu schauen, wer welchen Teil am Laufen halten kann.
Die Verteilung des "Mental Load"
Du schreibst in Deinem Buch viel vom „Mental Load“. Was ist das?
In den meisten Familien ist es so, dass ein Elternteil, häufig ist es die Mutter, wie das Rechenzentrum der Familie fungiert. Hier laufen alle Drähte zusammen. Das Elternteil weiß, wann die Mülltonnen geleert werden, wann Oma Geburtstag hat und was sie sich wünscht, welche Schuhgröße die Kinder haben, wo die Schwimmflügel sind und wann die Busfahrkarten erneuert werden müssen. Um dieses Wissen permanent abrufbar zu haben, arbeitet das Gehirn die ganze Zeit, aktualisiert To-Dos, schreibt sich selbst kleine Erinnerungen und gibt Auskünfte. Das ist der Mental Load.
Woran können Eltern erkennen, dass sie an der Vereinbarkeit noch arbeiten können?
In meinem Buch sagt die Psychologin Anna Wilitzki, dass Mental Load und die damit einhergehende fehlende Verteilung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten die größte Krise für eine Beziehung sein kann. Wenn also ein Partner deutlich mehr Verantwortung spürt und eine Überforderung mit seinem Teil der mentalen Last erfährt, sollte man sich als Familie gemeinsam hinsetzen und schauen, wo diese Überforderung herkommt und wie man sie anders verteilen und miteinander teilen kann.
Wo und wie Familien geholfen wird
Wie und wo können Familien sich Hilfe holen, wenn das Elternpaar oder der alleinerziehende Elternteil sich überfordert fühlt?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich Unterstützung zu suchen. Wenn man das viel besprochene Dorf, das man braucht, um ein Kind großzuziehen, nicht in der eigenen Familie findet, kann man zum Beispiel mit anderen Eltern aus der Kita oder Schule eine Allianz bilden, um Nachmittage oder einzelne Tage zu überbrücken. Dann gibt es die Möglichkeit, sich Babysitter oder andere Betreuung als Hilfe in die Familie zu holen, das muss aber natürlich auch finanziell stemmbar sein. Wer da eher keine großen Sprünge machen kann oder möchte, kann sich zum Beispiel mit dem Konzept der „Leihgroßeltern“ vertraut machen. Das sind Senioren, die ehrenamtlich oder gegen eine kleine Aufwandsentschädigung Familien unterstützen, in denen es keine Großeltern mehr gibt oder nicht an der Betreuung teilhaben können. Außerdem gibt es in vielen Familienbildungsstätten oder Elternschulen regelmäßig Babysitterkurse für Kinder ab 10 Jahren, die mit dem Kind im Nebenzimmer spielen können, wenn man noch Zeit zum Arbeiten benötigt. Häufig kann man sich dort einen Kontakt vermitteln lassen. Das kostet oft weniger als ein erwachsener oder gar ausgebildeter Babysitter.
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Tipps für Vereinbarkeit im Alltag
Als arbeitende Eltern oder arbeitender Elternteil hat man leicht mit einem schlechten Gewissen zu kämpfen. Hast Du Tipps, wie diese gefühlte Last leichter wird?
Alexa von Heyden sagt in meinem Buch so schön „Ich arbeite ja nicht, um mein Kind zu ärgern“. Zum einen kann man an seinem eigenen Denken etwas ändern und sich klar machen, dass arbeiten dazu dient, Geld für die Familie zu verdienen und man sich vielleicht auch ein Stück weit in seinem Job verwirklichen möchte – was völlig in Ordnung ist. Zum anderen kann man mit Kindern über solche Themen auch sprechen, sie damit aufwachsen lassen, dass die Arbeit ihnen nichts wegnimmt. Dabei kann ein Familienrat helfen. Wenn man sich sonntags zusammensetzt und die Woche bespricht, können sich Kinder darauf einstellen, was für Termine anstehen und die Woche mit ihren Wünschen und Terminen ebenfalls aktiv mitgestalten.
Besonders, wenn sie die Kinder „fremdbetreuen“ lassen, werden Eltern schnell mit negativen Reaktionen von außen konfrontiert. Wie können sie damit umgehen?
Euer Leben, eure Regeln! Solange ihr euch mit dem Set-Up wohlfühlt und für euch als Familie alles so passt, ist das genau richtig so. Führt euch das in so einem Moment einfach wieder vor Augen und bleibt bei euch. Wenn jemand etwas daran auszusetzen hat und es einem zu bunt wird, kann man auch deutlich sagen: „Du musst es doch nicht so machen wie wir, aber für uns passt das so wunderbar.“.
Zum Schluss: Verrätst Du uns noch Deine besten Tricks, um Vereinbarkeit zum Erfolg für die ganze Familie zu machen?
Alle mit an Bord holen! Wenn man gemeinsam schaut, wo Zeit für den Alltag gespart werden kann, weil etwa auch ein Kind eine Aufgabe übernimmt oder man sich etwas teilt, bleibt mehr Zeit für die „schönen Dinge“. Wenn Kinder altersgerecht in diesen Prozess mit einbezogen werden, steigt ihr Verständnis dafür, dass gewisse Dinge eben einfach gemacht werden müssen und sie wachsen an ihren Aufgaben.
Vielen Dank, liebe Katharina Katz für Deine wertvollen Tipps zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie! Wir bei LILLYDOO wissen, dass jede Familie da ihren ganz eigenen Weg findet – und das ist auch gut so! Wir hoffen, dass die Tipps unserer Expertin Dich auf diesem Weg ein Stück begleiten.