Entwicklung des kindlichen Geschmacks

9 Tipps für das Essen mit Kleinkind

So entwickeln Kinder ihren Geschmack und lernen gesundes Essen lieben

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung liefert Deinem kleinen Entdecker alle wichtigen Nährstoffe, die er braucht, um voller Energie seine Umwelt erkunden und täglich Neues dazulernen zu können. Doch gerade Obst und Gemüse stehen bei Kleinkindern oft nicht besonders hoch im Kurs. Wie kannst Du Deinem Kind gesundes Essen im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft machen? In diesem Artikel erfährst Du, warum es ganz normal ist, dass Kleinkinder oftmals vorsichtige Esser sind und wie Du mit Geduld und positiven Anreizen Einfluss auf die Geschmacksvorlieben Deines Feinschmeckers nehmen kannst.

Wie entwickelt sich der Geschmackssinn?

Der Geschmackssinn ist angeboren, seine Entwicklung beginnt bereits ab der 10. Schwangerschaftswoche. Schon wenige Wochen später bekommt Dein Baby dank seiner Geschmacksknospen erste Geschmackseindrücke im Bauch mit. Im dritten Trimester ist sein Geschmackssinn dann bereits so ausgereift, dass es Geschmacksveränderungen des Fruchtwassers wahrnimmt. Wenn Dein kleiner Entdecker auf die Welt kommt, kann er zunächst zwischen den Geschmacksrichtungen süß, sauer und bitter unterscheiden, mit etwa vier Monaten dann auch salzig. Im Alter von drei Jahren ist die Entwicklung der Geschmacksorgane vollständig abgeschlossen.

Wie werden Geschmackvorlieben erlernt?

Bestimmte Geschmacksvorlieben tragen wir bereits in unseren Genen: Den Hang zu Süßem und Fettigem verdanken wir unseren Vorfahren, die als Jäger und Sammler lebten. Reife und genießbare Früchte erkannten sie an ihrer Süße, Fett lieferte lebensnotwendige Energie. Heute ist die Vorliebe für diese sogenannten Sicherheitsgeschmäcker noch immer in uns verankert. Bei Kindern ist besonders die Geschmacksvorliebe für Süßes sogar noch stärker ausgeprägt als bei Erwachsenen. Grund dafür: Kinder verfügen im Vergleich zu Erwachsenen noch kaum über erlernte Geschmacksinformationen und greifen so vermehrt auf genetische Informationen zurück. Weitere Geschmacksvorlieben müssen erst erlernt werden. Das passiert hauptsächlich in den ersten Lebensjahren. Während in den ersten Monaten die Muttermilch oder Milchnahrung dem vertrauten Sicherheitsgeschmack Deines Babys entspricht, lernt es mit der Beikost erstmals neue Geschmäcker kennen. So beginnt es, sich nach und nach sein Geschmacksgedächtnis aufzubauen.

Warum schmeckt es meinem Kleinkind nicht?

Auch wenn die Beikosteinführung zunächst vielversprechend beginnt und neue Lebensmittel neugierig angenommen werden, beobachten viele Eltern früher oder später, dass ihr Kleinkind dem Essen zunehmend skeptisch gegenübersteht. Das ist ganz normal und hat mehrere Gründe. Zunächst kommen viele Kleinkinder im Alter von etwa 18 Monaten bis ins Kindergartenalter in die Phase der sogenannten Neophobie, der Angst vor Neuem. Während dieser Phase stehen sie allem Unbekannten vorsichtig gegenüber und lehnen auch ungewohnte Lebensmittel womöglich zunächst ab. Das ist nicht ungewöhnlich, wenn man bedenkt, wieviel Neues Kleinkinder täglich erfahren und erleben. Schon der bekannte Geschmack ihres Lieblingsgerichtes kann ihnen dabei helfen, Halt zu finden. Hinzu kommt, dass Kleinkinder etwa im selben Alter damit beginnen, ihren eigenen Willen zu entdecken und diesen auch beim Essen einzufordern. Eine weitere Erklärung dafür, warum Kleinkinder bestimmte Lebensmittel ablehnen, ist, dass sie Geschmacksrichtungen intensiver wahrnehmen als Erwachsene. Besonders bittere, saure oder salzige Lebensmittel empfinden sie daher oft als unangenehm.

Auch wenn Dein Kleinkind momentan am liebsten jeden Tag Nudeln ohne Soße isst: Sein Geschmack wird sich aller Voraussicht nach mit der Zeit einpendeln und es lernt ganz automatisch, immer mehr Lebensmittel zu probieren und zu mögen. Doch auch die Atmosphäre beim Essen am Familientisch und Deine Vorbildfunktion tragen einiges dazu bei, dass Dein kleiner Entdecker ein gesundes Essverhalten entwickelt.

Warum ist das Essen am Familientisch so wichtig?

Die Mahlzeiten am Familientisch gehören in vielen Familien zum festen Tagesritual und das mit gutem Grund! Alle Familienmitglieder kommen zusammen, verbringen in Ruhe Zeit miteinander und essen gemeinsam in entspannter Atmosphäre. So lernt Dein Kind von Beginn an die Mahlzeiten als schönes Gemeinschaftsritual kennen, für das man sich bewusst Zeit nehmen sollte. Schon mit etwa einem Jahr kann Dein Kleinkind mit am Tisch sitzen und an den Familienmahlzeiten teilhaben. Viele Gerichte kannst Du in der Beikostphase so abwandeln, dass sich daraus eine Eltern-Portion und eine Kinder-Portion zubereiten lässt. Nimm dafür einfach einen Teil der Mahlzeit vor dem Würzen ab und zerkleinere sie falls nötig ein wenig. Deine eigene Portion solltest Du danach separat würzen, damit die Mahlzeit für Dein Kind nicht zu salzig oder scharf ist.

Im Alter von etwa zwei Jahren kann Dein Kind dann schon fast wie die Großen am Familientisch mitessen. Ausgefallene Rezepte sind dabei nicht notwendig: Solange Du ohnehin auf eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung achtest, kann Dein kleiner Entdecker (altersgerecht zubereitet und in entsprechenden Mengen) genauso essen wie der Rest der Familie. Lediglich mit Salz, Zucker und verarbeiteten Lebensmitteln solltest Du sparsam umgehen, wenn Dein Kind mitisst. Noch nicht geeignet sind harte Lebensmittel (zum Beispiel Nüsse oder rohes Wurzelgemüse), die es noch nicht kauen kann, oder Nahrung, an denen es sich verschlucken könnte, wie Fisch mit Gräten, harte Bonbons und Kaugummis. Wichtig ist außerdem, dass Dein Kleinkind während der Mahlzeiten genug trinkt.

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9 Tipps für das Essen mit Kleinkind

1. Gehe mit gutem Beispiel voran

Wenn Dein Kind Mama und Papa regelmäßig dabei beobachtet, wie sie frische Lebensmittel zu sich nehmen, wird es auch selbst schon bald neugierig nach Karotte, Gurke oder Brokkoli greifen.

2. Binde Dein Kind in die Vorbereitungen mit ein

Zeige Deinem Liebling neue Lebensmittel und frage ihn, worauf er Lust hat. Wer mitentscheiden darf, was auf den Tisch kommt, dem macht das Essen auch gleich mehr Spaß. Auch bei der Zubereitung eurer Mahlzeiten gibt es viele Möglichkeiten, wie Du Dein Kleinkind schon früh einbinden kannst. Vom Zerrupfen der Salatblätter bis zum Tisch decken: Es wird stolz sein, dass es ebenfalls seinen Teil beigetragen hat.

3. Schaffe Essensrituale

Iss gemeinsam mit Deinem Kind in gewohnter, ruhiger Atmosphäre und ohne Ablenkung durch das Handy oder andere Medien. Essen, das es in entspannter Atmosphäre zu sich nimmt, verknüpft Dein Kleinkind automatisch mit positiven Gefühlen und steht ihm offener gegenüber.

4. Biete Gemüse als Fingerfood an

Biete zu jeder Mahlzeit oder auch zwischendurch einen Teller mit mundgerechten Gemüsestücken an. So animierst Du Dein Kind ohne Zwang zum Essen verschiedener Gemüsesorten.

5. Biete Deinem Kind Lebensmittel unterschiedlich zubereitet an

Wenn Dein Kind bestimmte Lebensmittel komplett verweigert, biete es ihm doch mal in einer anderen Zubereitungsart an. Viele Gemüsesorten kannst Du zum Beispiel roh, fein gerieben, gekocht, gebraten, zum Dippen, püriert als Suppe oder Smoothie servieren. Auch die Konsistenz und das Mundgefühl haben einen großen Einfluss darauf, ob Kindern ein Lebensmittel schmeckt oder nicht.

6. Lass Dein Kind selbst bestimmen, wieviel es isst

Auch wenn die Menge dessen, was Dein Kind zu sich nimmt, mal variiert: Durch selbstbestimmtes Essen lernt es, auf sein natürliches Hunger- und Sättigungsgefühl zu hören. Verbote und Zwänge sind hingegen oft wenig sinnvoll oder haben sogar den gegenteiligen Effekt und das Essen wird anschließend komplett verweigert.

7. Biete optischen Anreiz

Das Auge isst mit: Ein schön arrangierter Teller macht auch Deinem kleinen Entdecker mehr Lust auf das Essen. Rot, Gelb und Orange (zum Beispiel Paprika oder Tomate) auf dem Teller regen zusätzlich den Appetit an.

8. Sei geduldig und biete Lebensmittel wiederholt an

Bis zu 16-mal muss ein neuer Nahrungsreiz probiert werden, bis er als vertraut und wohlschmeckend akzeptiert wird. Sei deshalb geduldig und biete Lebensmittel immer wieder selbstverständlich an, ohne Dein Kind zum Essen zu drängen. Kleinkindeltern wissen: Was heute unbeliebt ist, kann morgen schon hoch im Kurs stehen. ;)

9. Bleibe gelassen

Das Hunger- und Appetitempfinden von Kleinkindern kann sehr unterschiedlich ausfallen. Es kann durchaus passieren, dass sie eine Zeit lang weniger essen oder nur bestimmte Lebensmittel akzeptieren. Meist gleichen sie das schon innerhalb der nächsten Tage wieder automatisch aus. Bleibe in solchen Situationen also möglichst gelassen, Dein kleiner Entdecker wird aller Voraussicht nach ganz von allein wieder zu seinem gewohnten Essverhalten zurückfinden.

Wusstest Du übrigens, dass sich Ernährungsvorlieben ein Leben lang verändern lassen? Einige Eltern nehmen den Essensstart ihres Kindes als willkommenen Anlass, ihre eigenen Essgewohnheiten zu überdenken und womöglich zu ändern, um ihrem Kind eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu vermitteln. Solange Du mit gutem Beispiel vorangehst und Deinem Kind mit Geduld begegnest, wird sicher schon bald ein wahrer Genießer mit Dir am Tisch sitzen. Wir wünschen Dir und Deinem kleinen Entdecker guten Appetit!

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