Baby-led Weaning

Baby-led Weaning

So funktioniert die breifreie Beikosteinführung

Dein kleiner Entdecker wird größer und Du merkst, dass ihm seine gewohnte Milchnahrung allein nicht mehr reicht? Dann wird es Zeit für die Beikosteinführung! Neben der klassischen Variante mit ausgeklügelten Plänen und pürierter Pastinake gibt es noch eine Alternative: Immer mehr Eltern starten mit Baby-Led Weaning die Beikost direkt am Familientisch. Wir verraten Dir, was es mit dem Trend auf sich hat und wie Baby-led Weaning funktioniert.

Was ist Baby-led Weaning?

Übersetzt bedeutet Baby-led Weaning so viel wie „babygesteuerte Entwöhnung“, ist aber auch als „Beikost nach Bedarf“ oder „babygesteuertes Abstillen“ bekannt. Man versteht darunter eine Ernährungsmethode, bei der Babys selbst bestimmen, was sie essen. Im Gegensatz zur klassischen Beikost wird beim Baby-led Weaning während des Übergangs von Muttermilch oder Säuglingsnahrung zu fester Nahrung auf das Füttern mit Brei komplett verzichtet. Stattdessen isst das Baby von Anfang selbstbestimmt am Familientisch mit.

Die Idee, dass Kinder ein Stück Brot oder Obst in die Hand bekommen, um daran zu saugen oder zu knabbern ist nicht neu und wohl den meisten Eltern bekannt. Als Ernährungskonzept ist Baby-led Weaning seit 2008 bekannt, als die britische Kinderkrankenschwester Gill Rapley ein Buch mit diesem Titel veröffentlicht und der alternativen Beikost so ihren Namen gegeben hat.

Wann kann ich mit Baby-led Weaning anfangen?

Sobald Dein Baby die Beikostreifezeichen zeigt, also unter anderem (vielleicht noch mit etwas Hilfe) aufrecht sitzen und gezielt nach Gegenständen greifen und diese zum Mund führen kann, ist es bereit für den Beikoststart. Die Beikostreife ist ganz individuell, bei den meisten Babys ist es aber etwa um den sechsten Monat soweit. An welchen Signalen Du sonst noch erkennst, dass Dein Baby bereit für die Beikost ist, erfährst Du in unserem Artikel „Beikost einführen Schritt für Schritt“.

Zähne braucht Dein Kind übrigens noch nicht, um mit Baby-led Weaning anzufangen – Du wirst überrascht sein, wie viele Nahrungsmittel es mit seiner Kauleiste schon zermalmen kann. ;) Egal, wann für euch der richtige Zeitpunkt für den Start mit Baby-led Weaning gekommen ist: Das Wichtigste ist, dass Dein Baby bei seiner ersten Mahlzeit entspannt ist und sein Hunger noch nicht allzu riesig.

Wie führe ich die Beikost nach Bedarf ein?

Die Grundlage des Baby-led Weaning ist, dass aufs Füttern komplett verzichtet wird und Du Deinem Baby stattdessen kleine, gut greifbare Portionen des Familienessens anbietest. Wichtig ist, dass Du ihm die Lebensmittel nicht direkt gibst, sondern dass es sie selbstständig nehmen und so von Anfang an seine eigenen Entscheidungen treffen und sein Essenstempo bestimmen kann.

Beim Essen sollte Dein Kind immer sitzen, keinesfalls sollte es im Liegen essen. Der Grund? Im Sitzen kann Dein kleiner Entdecker Nahrung, die er noch nicht verarbeiten kann, ausspucken und sie gelangt nicht versehentlich in seinen Rachen. Falls Dein Baby zu Beginn noch nicht selbstständig sitzen kann, kannst Du es auf Deinen Schoß nehmen, später bietet sich ein Hochstuhl an. Da das Essen und Erkunden neuer Lebensmittel immer auch mit etwas Chaos verbunden ist, finden viele Eltern außerdem eine leicht zu reinigende Schutzmatte unter dem Hochstuhl praktisch. Auch kindergerechtes Geschirr und später Besteck sind sinnvolle Hilfsmittel beim Baby-led Weaning.

Beginne damit, Deinem Kind entsprechend seiner Stimmung mehrmals täglich Mahlzeiten anzubieten. Ähnlich wie bei der klassischen Beikost kann es hilfreich sein, Lebensmittel nach und nach einzuführen, um eventuelle Allergien zu erkennen. Auch wenn es nun schon feste Nahrung zu sich nimmt, bleibt Stillen beziehungsweise Säuglingsnahrung vorerst die Hauptnahrungsquelle Deines Babys und wird, wie bei der klassischen Beikost auch, erst nach und nach durch andere Nahrungsmittel ersetzt. Stille oder füttere Dein Kind also nach Bedarf weiter, sodass es satt wird und alle notwendigen Nährstoffe erhält. Die Mahlzeiten am Familientisch müssen nicht unbedingt mit den Stillmahlzeiten zusammenfallen, stattdessen solltest Du darauf achten, Deinem Kind dann feste Nahrung anzubieten, wenn es neugierig und wach ist. Wenn es immer mehr am Familientisch mitisst, kannst Du die Milchnahrung Deines Babys nach und nach reduzieren. Wann Du tatsächlich abstillst, ist jedoch ganz individuell und allein Deine Entscheidung und die Deines Kindes.

Welche Lebensmittel eignen sich für Baby-led Weaning?

Bei einer gesunden, vollwertigen Ernährung darf Dein Baby bis auf wenige Ausnahmen von Anfang an alles mitessen, was die restliche Familie auch isst. Wichtig ist, dass Du ihm die Lebensmittel in kleinen, gut greifbaren Portionen wie Stäbchen oder langen Streifen servierst. So kann Dein Kind die Nahrung gut in die Hand nehmen, erforschen und lutschen. Zu Beginn eignen sich einige Lebensmittel aufgrund ihrer Konsistenz und Form besser als andere. Dazu gehören geschälte, entkernte und gegebenenfalls gedünstete Obst- und Gemüsestücke wie etwa:

  • Kürbis (gegart)

  • Karotte (gegart)

  • Zucchini (gegart)

  • Süßkartoffel (gegart)

  • Brokkoli (gegart)

  • Apfel (gegebenenfalls gegart)

  • Birne (gegebenenfalls gegart)

  • Avocado

  • Melone

  • Banane

  • Halbierte Trauben

Andere Lebensmittel, die schon kleine Kinder gut greifen und zerkleinern können sind:

  • Brot

  • Pfannkuchen

  • Gegartes Ei

  • Fleisch

  • Verschiedene Fischsorten, zum Beispiel Lachs oder Kabeljau

  • Käse (bitte beachte, dass Kuhmilchprodukte oft erst ab dem 7. Monat empfohlen werden)

  • Reis

  • Nudeln

Einige Nahrungsmittel sind hingegen ungeeignet für das Verdauungssystem Deines Babys oder leicht zu verschlucken und daher nicht fürs Baby-led Weaning geeignet. Dazu gehören:

  • Salz

  • Zucker in großen Mengen

  • Scharfe Gewürze

  • Rohes Fleisch

  • Roher Fisch

  • Honig

  • Ahornsirup

  • Blattsalat

  • Hülsenfrüchte

  • Pilze

  • Rohmilchprodukte

  • Rohes Ei

  • Kohl und andere blähende Lebensmittel

  • Nüsse

  • Kleine Tomaten

  • Oliven

  • Kirschen, Beeren etc.

Beim Baby-led Weaning lernt Dein Kind von Anfang an viele verschiedene Lebensmittel kennen. Das heißt jedoch nicht, dass es auf jedes davon mit Begeisterung reagieren wird – wie bei den Großen ist Essen eben Geschmackssache. Versuche, abgelehnte Lebensmittel einfach zu einem späteren Zeitpunkt nochmal anzubieten.

Was sind die Vorteile von Baby-led Weaning?

Viele Eltern empfinden es als Vorteil, dass beim Baby-led Weaning keine extra Mahlzeiten zubereitet werden, sondern das Baby direkt am Familientisch mitisst und so der Aufwand für Füttern, Kochen und das Planen eines schrittweisen Beikostplans entfällt. Auch wenn es noch keine offiziellen Studien gibt, die dies bestätigen, wird außerdem das frühe Kennenlernen verschiedener Lebensmittel häufig als Vorteil von Baby-led Weaning genannt. Durch das Sammeln von Erfahrungen mit Geruch, Form, Farbe, Konsistenz und Temperatur unterschiedlichster Lebensmittel, so Anhänger des Baby-led Weaning, erleben Kinder Essen als Genuss. Durch das selbstbestimmte Essen im eigenen Tempo spüren Kinder außerdem von Anfang an den Zusammenhang zwischen Nahrungsaufnahme und Sättigungsgefühl. Ein weiterer Aspekt, der positiv hervorgehoben wird, ist die Entwicklung von Eigenständigkeit und Selbstvertrauen. Zusätzlich fördert das selbstständige Essen die Motorik, indem beispielsweise die Hand-Augen-Koordination und der Pinzettengriff trainiert werden.

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Was sind die Kritikpunkte an Baby-led Weaning?

Neben den Vorteilen gibt es ebenso Kritikpunkte, die immer wieder im Zusammenhang mit Baby-led Weaning angeführt werden. Dazu gehört zum Beispiel die Befürchtung, das Kind könnte sich beim Essen verschlucken. Als Gegenargument wird angebracht, dass der Würgereflex bei Babys und Kindern noch weiter vorne auf der Zunge liegt und sie deshalb recht schnell würgen, wenn sie Nahrung nicht verarbeiten können. Außerdem argumentieren Befürworter, dass bei Babys die Entwicklung der Fähigkeit, zu greifen und Nahrung zum Mund führen zu können, mit der Fähigkeit einhergeht, mit dieser Nahrung auch im Mund umzugehen und sie zu verdauen. Trotzdem besteht die Gefahr des Verschluckens natürlich immer und Du solltest Dein Kind beim Essen nie unbeobachtet lassen, um im Notfall schnell reagieren zu können.

Einige Eltern befürchten außerdem, ihr Kind könnte nicht satt werden, wenn es selbstständig isst. Dass Dein Kind beim Baby-led Weaning zu Beginn nur kleine Portionen zu sich nimmt, ist ganz normal, schließlich will das Essen erst gelernt werden und auch an Textur und Geschmack der neuen Nahrung muss sich Dein Baby zunächst gewöhnen. Aber genau dazu sind die ersten Mahlzeiten auch da: zum Kennenlernen. Damit es satt wird, bekommt Dein Kind schließlich weiterhin seine gewohnte Milchnahrung.

Sowohl die Argumente für als auch gegen Baby-led Weaning sind zahlreich und da es bisher keine offiziellen Studien dazu gibt, bleibt die Meinung von Eltern und Wissenschaft zu diesem Ernährungskonzept gespalten. Der Deutsche Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte etwa rät von Baby-led Weaning ab. Seine Begründung lautet, dass Kinder beim Baby-led Weaning durch das selbstständige Essen nicht dieselbe notwendige Nährstoffmenge zu sich nehmen wie bei der klassischen Beikost. Da besonders der Bedarf an Eisen bei Babys und Kleinkindern sehr hoch ist, könne Nährstoffmangel die Folge sein.

Ungeeignet ist Baby-led Weaning, wenn Dein Baby schnell abgestillt werden soll oder muss, wenn die Umstände es verlangen, dass seine Kalorienaufnahme genau überwacht wird oder wenn es noch kein Interesse daran zeigt, selbst zu essen oder feste Nahrung ablehnt und damit eventuell noch nicht bereit für die Beikost ist. Wenn Du darüber hinaus unsicher bist, ob Baby-led Weaning das Richtige für Dich und Dein Kind ist und auf welche Nährstoffe Du jetzt besonders achten solltest, hol Dir am besten Rat von Deiner Kinderärztin/Deinem Kinderarzt.

Auch wenn Baby-led Weaning und die klassische Beikosteinführung zunächst gegensätzlich erscheinen: Lass Dich von den vermeintlichen „Regeln“ nicht verunsichern und setze Dich nicht damit unter Druck, Dich zwischen den beiden Varianten entscheiden zu müssen. Es gibt wohl keine Methode, die für jede Familie gleichermaßen geeignet ist. Vielmehr liegt es an Dir und Deinem Baby herauszufinden, was für euch am besten funktioniert. Das kann, abhängig von Zeit, Situation und Bedarf Deines Kindes variieren und genauso gut eine Mischung aus Brei und fester Nahrung sein. Übrigens empfiehlt auch die Weltgesundheitsorganisation WHO zu Beginn eine Mischung aus breiiger oder pürierter und stückiger Nahrung. Egal wofür Du Dich jedoch entscheidest: Wir wünschen Dir und Deinem kleinen Entdecker guten Appetit!

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