Seit 40 Wochen wartest Du nun schon sehnsüchtig auf Deinen kleinen Entdecker, und trotzdem hat sich die Geburt bisher noch nicht angekündigt. Verständlicherweise werden viele werdende Eltern zu diesem Zeitpunkt ungeduldig – und vielleicht sogar ein wenig besorgt. Doch dazu gibt es nur wenig Anlass, denn der im Mutterpass vermerkte Termin ist lediglich eine statistische Berechnung, und Abweichungen von diesem Termin sind in der Regel unbedenklich. Aber wie geht es weiter, wenn der errechnete Termin bereits überschritten ist? Hier bekommst Du die Antworten auf all Deine Fragen zur Geburtseinleitung.
Ab wann spricht man von Terminüberschreitung?
Eine Schwangerschaft dauert im Durchschnitt etwa 280 Tage oder 40+0 Wochen. Deine Schwangerschaftswoche und den anstehenden Geburtstermin kannst Du beispielsweise mit unserem Rechner bestimmen.
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Fragst Du Dich, ob die meisten Babys früher oder später kommen, lautet die Antwort früher: Rund 60 % aller Geburten beginnen vor dem errechneten Termin oder bis zum Tag des errechneten Termins. Wenn sich Dein kleiner Entdecker allerdings erst nach dem im Mutterpass vermerkten Termin auf den Weg macht, ist das auch kein Grund zur Besorgnis: Etwa 35 % aller Geburten finden erst innerhalb von zwei Wochen nach dem errechneten Termin statt. Bei rund 5 % der Geburten kommt das Baby noch später zur Welt. Alle Geburten, die zwischen der 37. und 42. Schwangerschaftswoche beginnen, gelten als reif.
Macht es sich Dein kleiner Entdecker zwischen den Schwangerschaftswochen 40+1 und 41+6 – also bis zu 13 Tage nach ET – noch immer im Mutterleib bequem, spricht man von einer Terminüberschreitung. Vergehen mehr als 14 Tage und Du befindest Dich mittlerweile in der Schwangerschaftswoche 42+0, ist von einer Übertragung die Rede.
Was sind die Gründe für eine Terminüberschreitung?
Es ist schwierig, den errechneten Geburtstermin präzise zu bestimmen. Das liegt unter anderem daran, dass der Zeitpunkt des Eisprungs häufig nicht bekannt ist und dass die Einnistung der befruchteten Eizelle unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nehmen kann. Aber auch bei der Terminbestimmung mithilfe einer Ultraschalluntersuchung kann es zu Abweichungen des errechneten Termins kommen. Hinzu kommt, dass sich jedes Baby unterschiedlich schnell entwickelt – wir sprechen hier zwar nicht von mehreren Wochen Entwicklungsunterschied, aber dennoch kann das den Geburtstermin beeinflussen. Mit Deiner Ernährung, Deiner Lebensweise, Deiner körperlichen Verfassung und Deinem Hormonhaushalt, der individuell ist, nimmst Du ebenfalls Einfluss darauf, wann sich Dein Baby auf den Weg macht. Trotzdem kannst Du den Geburtsbeginn nicht direkt beeinflussen – auch, wenn das einige Hausmittel und Tipps versprechen. ;)
Wie geht es nach der Terminüberschreitung weiter?
Hast Du den errechneten Geburtstermin überschritten, wirst Du ab sofort engmaschiger untersucht: Alle zwei bis drei Tage warten nun Vorsorgeuntersuchungen auf Dich und Dein Baby. Hierbei werden die Herztöne und das Gewicht Deines Nachwuchses kontrolliert, es wird ein CTG geschrieben, das Fruchtwasser wird begutachtet, und Dein Wohlbefinden als werdende Mutter wird abgefragt und untersucht. Außerdem wird Deine Ärztin/Dein Arzt mit Dir über die weiteren Schritte sprechen und Dich schon jetzt informieren, unter welchen Umständen und zu welchem Zeitpunkt eine Geburtseinleitung sinnvoll wäre. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle, so zum Beispiel das Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren, aber auch die Risiken für Mutter und Kind, die eine Terminüberschreitung mit sich bringt.
Das Leitlinienprogramm der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) sowie Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) spricht Ärztinnen/Ärzten und Hebammen folgende Empfehlungen aus:
Ab der Schwangerschaftswoche 40+0 sollten zur Früherkennung möglicher Risiken häufigere Untersuchungen durchgeführt werden.
Ab der Schwangerschaftswoche 41+0 kann eine Geburtseinleitung angeboten werden.
Ab der Schwangerschaftswoche 41+3 sollte eine Geburtseinleitung angeboten werden.
Ab der Schwangerschaftswoche 42+0 soll eine Geburtseinleitung dringend empfohlen werden.
Für Dich als werdende Mama bedeutet das:
Schwangerschaftswoche 40+0 bis 40+6: Wenn Deine Schwangerschaft weiterhin komplikationslos verläuft, ist keine Geburtseinleitung notwendig. Einzig bei Mehrlingsschwangerschaften oder Schwangerschaftsdiabetes wird die Geburt bei Terminüberschreitung in der Regel eingeleitet. Dennoch werden nun alle zwei bis drei Tage Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt.
Schwangerschaftswoche 41+0 bis 41+2: Nach Abwägung des individuellen Risikos, das sich durch die Terminüberschreitung für Dich und Dein Baby ergibt, kann Deine Hebamme und/oder Deine Ärztin/Dein Arzt Dir eine baldige Einleitung empfehlen. Entscheidest Du Dich gegen die Einleitung, wird weiterhin alle zwei bis drei Tage die Fruchtwassermenge bestimmt, und es wird ein CTG geschrieben.
Schwangerschaftswoche 41+3 bis 41+6: Deine Hebamme und/oder Deine Ärztin/Dein Arzt wird Dir eine baldige Einleitung anbieten. Wenn Du das noch immer nicht möchtest, werden Du und Dein Baby weiterhin regelmäßig untersucht.
Ab Schwangerschaftswoche 42+0: Dass Du Dich nun in der Übertragungsphase befindest, zeigen eine reduzierte Fruchtwassermenge, eine grünliche Verfärbung des Fruchtwassers und abnehmende Kindsbewegungen an. Dann wird die Einleitung der Geburt dringend empfohlen.
LILLYDOO Hebamme Sissi betont, dass eine Geburtseinleitung nicht gleich heißt, dass Du Dein Kind innerhalb weniger Stunden in den Händen halten wirst. Bei Mehrgebärenden, die bereits ihre zweite, dritte oder vierte Geburt erleben, kann das schon einmal der Fall sein – die Regel ist es allerdings nicht. Mache Dir daher bewusst, dass eine Geburtseinleitung sogar Tage lang dauern kann.
Welche Risiken kann eine Übertragung haben?
Bei einer Übertragung sollte immer bedacht werden, dass die Risiken für das Baby jeden Tag steigen. Nimmt das Fruchtwasser ab, kann das eventuell zu einer Zwangshaltung und Fehlstellungen führen. Hinzu kommt, dass die Plazenta das Kind womöglich nicht mehr ausreichend versorgen kann. Risiken, die sich während der Geburt für die Mutter und das Baby ergeben, hängen vor allem mit dem steigenden Gewicht des Kindes zusammen. Aber auch das Risiko für starke Blutungen während der Geburt kann durch eine Übertragung steigen. Ist die Geburtseinleitung für Dich und Dein Kind ein deutlicher Vorteil, wird die Geburt eingeleitet.
Babys, die zu einem übertragenen Geburtstermin (ab der Schwangerschaftswoche 42+0) zur Welt kommen, werden auf folgende Kennzeichen untersucht:
Gelbfärbung von Haut, Eihäuten und Nabelschnur
Auffallend schrumpelige Hände
Abschälende Haut
Gerötete Schamlippen oder Hodensack
Sehr wenig Käseschmiere
Reduziertes Fettgewebe
Diese Merkmale sind ein Anzeichen für kurzzeitige Unterversorgung, stellen aber in der Regel keinen Grund zur Sorge dar, da sich die Neugeborenen bei gezielter Versorgung schnell erholen.
Wie läuft die Geburtseinleitung ab und welche Möglichkeiten gibt es?
Unter einer Geburtseinleitung versteht man eine künstliche Herbeiführung der Wehen. Dafür werden Hormone oder andere Methoden angewandt, die die Ärztin/der Arzt und/oder die Hebamme gemeinsam mit der werdenden Mutter auswählen. Je nachdem, ob bereits ein reifer Befund oder noch ein unreifer Befund besteht, kommen verschiedene Verfahren infrage.
Um eine Geburt einzuleiten, spielen folgende Hormone eine entscheidende Rolle:
Prostaglandin
Prostaglandine sind zum Reifen wichtig. Sie können als vaginales Zäpfchen, Gel oder in Tablettenform bei der Einleitung der Geburt helfen. Die hormonähnliche Substanz sorgt dafür, dass der Muttermund weicher und dehnbarer wird und sich öffnet. Ist der Befund noch unreif, wird in der Regel auf die Gabe von vaginalem Gel zurückgegriffen. Damit dieses seine Wirkung entfalten kann, musst Du für einen gewissen Zeitraum liegen bleiben. Bei reiferen Befunden ist die Verabreichung von Prostaglandin in Tablettenform wahrscheinlicher. Da die Gewebehormone auch andere Muskeln stimulieren, so beispielsweise im Magen-Darm-Trakt, können als Nebenwirkungen Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall auftreten.
Oxytocin
Ist Dein Muttermund bereits weich und reif, kann eine Infusion mit Oxytocin bei der Auslösung von Wehen helfen. Dieses Verfahren kennst Du vielleicht schon, denn es wird häufig als Wehentropf bezeichnet. Der Vorteil dieser Methode ist, dass das Hormon über den Tropf gut dosiert werden kann, weshalb eine Überstimulation eher selten ist. Bekannte Nebenwirkungen sind Wasseransammlungen im Körper und Probleme bezüglich des Flüssigkeitshaushaltes.
Vielleicht hast Du aber auch schon von diesen mechanischen Methoden zur Geburtseinleitung gehört:
Eipollösung
Bei dieser Methode werden die Eihäute der Fruchtblase mit dem Finger vom Gebärmutterhals gelöst, um die Geburt mechanisch einzuleiten. Dabei werden Prostaglandine freigesetzt, der Muttermund wird weicher und öffnet sich schlussendlich. Damit diese Methode gelingt, muss der Muttermund allerdings schon leicht geöffnet sein, sodass die Ärztin/der Arzt oder die Hebamme mit dem Finger eindringen kann.
Ballonkatheter
Ein mit Kochsalz gefüllter Ballonkatheter, der Dir vaginal eingeführt wird und dadurch auf den Muttermund drückt, kann ebenfalls Wehen auslösen. Auch hierbei werden Prostaglandine ausgeschüttet und der Muttermund kann sich öffnen. Diese Art von Katheter kann bis zu 24 Stunden in Deinem Körper bleiben, darf allerdings nicht mehr eingesetzt werden, wenn Deine Fruchtblase bereits geplatzt ist.
Dilapan-Stäbchen
Dünne Stäbchen aus pflanzlichem Material werden in Deinen Muttermund eingeführt – ähnlich wie ein Tampon. In Deinem Körper quellen die Stäbchen auf, wodurch ein Druck auf den Muttermund entsteht. Diese Methode wird gewählt, um Wehen auszulösen.
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Welche weiteren Gründe gibt es für eine Geburtseinleitung?
Die Terminüberschreitung gilt als häufigster Grund, eine Geburt einzuleiten. Abgesehen davon gibt es aber noch weitere Umstände, die eine Einleitung der Geburt medizinisch notwendig machen. Das sind vor allem:
Vorzeitiger Blasensprung: In den Leitlinien ist verankert, dass die Geburt spätestens 24 Stunden nach dem Blasensprung eingeleitet werden sollte. Das liegt daran, dass die Wahrscheinlichkeit einer Infektion durch den Fruchtblasensprung steigt.
Schwangerschaftsdiabetes: Wenn bei Dir ein diätetischer Diabetes festgestellt wurde und Deine Werte stabil sind, besteht kein Grund, die Geburt vorzeitig einzuleiten. Auch eine Terminüberschreitung wäre denkbar. Bei einem insulinpflichtigen Schwangerschaftsdiabetes wird die Einleitung ab der Schwangerschaftswoche 40+0 angeboten.
Präeklampsie/Schwangerschaftsvergiftung: Erhöhter Blutdruck, vermehrte Eiweißausscheidung über den Urin und Wassereinlagerungen sind Symptome für die sogenannte Präeklampsie. Eine Geburtseinleitung kann schon ein paar Wochen vor dem errechneten Geburtstermin medizinisch notwendig werden.
Plazentainsuffizienz: Wird das Kind nicht mehr richtig versorgt, kann eine Einleitung der Geburt nach der 37. Schwangerschaftswoche erforderlich werden.
Geburtseinleitung auf Wunsch: Laut der Leitlinien sollte eine Geburt auf Wunsch nicht vor der Schwangerschaftswoche 39+0 eingeleitet werden, wenn keine medizinischen Gründe vorliegen.
„Das Einleitungsgespräch kann man nicht pauschalisieren. Man muss immer die Person dahinter sehen, den Schwangerschaftsverlauf und das Baby, das dahintersteht. Deshalb ist es auch so wichtig, ein ausführliches Gespräch zu führen“, sagt LILLYDOO Hebamme Sissi in ihrem Podcast Hebammensalon.
Kann ich die Geburtseinleitung auf natürliche Weise unterstützen?
Um Deinen Körper auf die anstehende Geburt vorzubereiten, gibt es einige Hausmittel zur Wehenförderung. Sie reichen von entspannenden Bauchmassagen über gezielte Bewegung bis hin zu Sex. Du solltest jedoch bedenken, dass all diese Mittel und Maßnahmen kein Patentrezept sind und dass es trotzdem zu einer Terminüberschreitung oder Übertragung kommen kann. Mit welchen Hausmitteln Du Deinen Körper dennoch auf die bevorstehende Geburt vorbereiten kannst, kannst Du in unserem Artikel zum Wehen fördern nachlesen.
Wie Du siehst, gibt es diverse Leitlinien, die den Umgang mit der Geburtseinleitung regeln. Wir möchten trotzdem noch einmal betonen, dass sowohl bei einer Geburtseinleitung aufgrund einer Terminüberschreitung oder Übertragung als auch bei einer Geburtseinleitung aus anderen Gründen die individuelle Schwangerschaftsgeschichte betrachtet wird. Bei Bedenken raten wir Dir, offen das Gespräch mit Deiner Ärztin/Deinem Arzt und Deiner Hebamme zu suchen. Wir wünschen Dir eine schöne Geburt und eine tolle Kennenlernzeit mit Deinem kleinen Entdecker!
Es gibt verschiedene Gründe für eine Geburtseinleitung. Der häufigste Grund ist eine Terminüberschreitung beziehungsweise eine Übertragung. Eine Einleitung der Geburt kann ab der Schwangerschaftswoche 41+0 angeboten werden, sollte ab der Schwangerschaftswoche 41+3 angeboten werden und soll dringend ab der Schwangerschaftswoche 42+0 empfohlen werden. Weitere Gründe für eine Geburtseinleitung sind ein vorzeitiger Blasensprung, Schwangerschaftsdiabetes, Präeklampsie, Plazentainsuffizienz oder der eigene Wunsch der werdenden Mutter.
Prostaglandine stimulieren die glatte Muskulatur, unter anderem im Uterus. Dort sorgt die hormonähnliche Substanz dafür, dass der Muttermund weicher und dehnbarer wird und sich schlussendlich öffnet.
Ungefähr 60 % aller Geburten finden vor dem errechneten Termin oder zum errechneten Termin statt. Etwa 35 % aller Geburten beginnen allerdings erst innerhalb von zwei Wochen nach dem im Mutterpass vermerkten Termin und 5 % aller Geburten beginnen noch später.