Die Sprachentwicklung verläuft in den ersten Lebensjahren rasant. Bis zum sechsten Geburtstag Deines Kindes ist sie in der Regel weitgehend abgeschlossen. Was geschieht in diesen sechs Jahren? Wie gelangt Dein Baby von den ersten unverständlichen Lauten zur Artikulation vollständiger Sätze? In diesem Artikel stellen wir Dir die wichtigsten Meilensteine der Sprachentwicklung vor. Außerdem geben wir Dir Tipps, wie Du den Spracherwerb Deines Kindes im Alltag ganz einfach fördern kannst.
Meilensteine der Sprachentwicklung
Wann genau Kinder zu sprechen beginnen, ist sehr unterschiedlich. Manche geben bereits nach 9 bis 12 Monaten die ersten Worte von sich, andere erst mit 2 Jahren. So wie das eine Kind früher zu laufen beginnt, das andere später, zeigen sich auch in der Sprachentwicklung große Unterschiede. Trotzdem gibt es in ihrem Ablauf gewisse Meilensteine, die Kinder im Durchschnitt in einem bestimmten Alter erreichen. Du brauchst Dir aber keine Sorgen zu machen, falls Dein Kind davon abweicht, schließlich handelt es sich lediglich um Richtwerte. Bestimmt ist auch Dein kleiner Entdecker beim Sprechen bald kaum noch zu bremsen. :)
Vor der Geburt
Die Grundlagen der Sprachentwicklung werden bereits vor der Geburt gelegt. Schon im Mutterleib entwickelt sich die Hörfähigkeit Deines Kindes. Dort ist es einer Vielzahl von Geräuschen ausgesetzt, zum Beispiel dem Gurgeln Deiner Verdauung und Strömungsgeräuschen Deines Blutes. Auch von außen dringen Geräusche zum Kind vor. Dein Baby nimmt diese wahr und kann bereits jetzt Deine Stimme erkennen.
Direkt nach der Geburt
Die erste Äußerung Deines Babys erfolgt unmittelbar nach der Geburt: Es schreit. Dieses Schreien ist der Anfang der Lautentwicklung. Dein Baby drückt damit seine Bedürfnisse (zum Beispiel Hunger, Müdigkeit oder Unwohlsein) aus. Indem Du darauf reagierst, Dein Kind ansprichst und es beruhigst, lernt es, dass seine Bedürfnisse befriedigt werden, wenn es sich mitteilt. Schon früh kann Dein kleiner Entdecker unterschiedliche Stimmklänge unterscheiden. In der Regel reagiert er auf eine ruhige, freundliche Ansprache mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck, während Streit oder Geschrei das Gegenteil bewirken. Außerdem kann Dein Baby bereits einordnen, woher ein Geräusch kommt und seinen Kopf in die entsprechende Richtung drehen.
Im 1. Lebensjahr
Mit etwa 2 bis 3 Monaten beginnt Dein Baby, auf Deinen Mund und Deine Lippenbewegungen zu achten, wenn Du mit ihm sprichst. Es lernt, dass bestimmte Äußerungen zu bestimmten Situationen gehören. Auf diese Weise entwickelt sich sein Sprachverständnis. Dein Baby fängt an, unterschiedliche Zungen- und Lippenbewegungen auszuprobieren. Mit etwa 6 bis 9 Monaten produziert es immer mehr Silbenketten (bababa, mememem). Manchmal übt Dein Baby dieses Lallen ganz alleine beim Spielen. Manchmal macht es auch Deine Äußerungen nach, sodass Ihr in einen kleinen Dialog treten könnt.
Im 2. Lebensjahr
Das Plappern Deines Kindes steigert sich immer weiter, bis schließlich das erste, richtige Wort daraus hervorgeht. Bei vielen Kindern ist dies Mama oder Papa. Keine Angst: Welches Wort zuerst kommt, sagt nichts über das bevorzugte Elternteil Deines Babys aus. ;) Dieser besondere Moment ereignet sich oft um den ersten Geburtstag herum. Manche Babys lassen sich aber auch etwas mehr Zeit und fangen erst mit 1,5 oder 2 Jahren an zu sprechen. Lass Dich nicht verunsichern, wenn andere Kinder schneller sind als Dein kleiner Entdecker. Jedes Kind lernt in seinem eigenen Tempo! Dein Kind versteht bereits viel mehr, als es sprechen kann. Wahrscheinlich reagiert es auf seinen eigenen Namen und versteht Aufforderungen wie gib mir, winke winke oder nein.
Wir finden, das erste Wort ist ein Ereignis, das für die Ewigkeit festgehalten werden muss! :) Daher haben wir hier ein Meilensteinkarten-Set für Dich, womit Du dieses und 12 weitere erste Male Deines kleinen Entdeckers fotografisch einfangen kannst: Einfach herunterladen, ausdrucken, Foto machen und freuen!
Zu Beginn vergrößert sich der Wortschatz nur langsam. Im Durchschnitt beherrschen Kinder mit 18 bis 20 Monaten etwa 50 Wörter. Als Wort zählt dabei jeder eindeutig gebrauchte Ausdruck, also auch wauwau für Hund oder hamham für Essen. Wenn Dein Kind ungefähr 50 Wörter kennt, setzt der sogenannte Wortschatzspurt ein. Nun lernt es in rasendem Tempo täglich etwa zehn neue Wörter.
Im 3. bis 6. Lebensjahr
Mit etwa 20 bis 24 Monaten treten die ersten Zweiwortsätze auf (Papa schlafen). Dies ist der Beginn der Satzentwicklung. Mit etwa 2,5 bis 3 Jahren werden daraus Drei- und Mehrwortsätze. Mit etwa 4 Jahren beherrscht Dein Kind die meisten Laute. Einzelne Lautvertauschungen (Ich tann son selber) sind in diesem Alter noch völlig normal. Sie geben sich in der Regel von selbst. Das Fragealter erreicht seinen Höhepunkt: Dein Kind möchte alles wissen, alles lernen, alles verstehen. Es fragt Dir mit wer?, wo? und vor allem warum? ein Loch in den Bauch. Auch wenn das manchmal ein wenig anstrengend sein mag: Es zeigt, dass die Sprachentwicklung Deines kleinen Entdeckers in vollem Gange ist.
Wie kannst Du Dein Kind beim Sprechenlernen unterstützen?
Mit Spaß lernen Kinder leichter! Je fröhlicher, unbeschwerter und kreativer Du und Dein Kind mit Sprache umgehen, desto sicherer wird es sie erlernen. Der Psychologe Wolfgang Wendlandt hat ein schönes Bild zur Sprachentwicklung bei Kindern entwickelt. Er vergleicht den Spracherwerb mit einem Baum. So wie ein Baum nur wächst, wenn er genügend Licht, Wasser und Wärme als Nahrung erhält, benötigt auch die Sprache gewisse Nährstoffe: Wärme, Liebe und Akzeptanz sorgen dafür, dass sie bei Deinem Kind prächtig gedeiht. Mit den folgenden Aktivitäten kannst Du den Spracherwerb zusätzlich fördern:
Mundakrobatik
Viel Bewegung stärkt die Muskeln. Das gilt nicht nur für trainierte Oberarme oder einen straffen Bauch, sondern auch für die Mundmuskeln. Sie werden beim Essen, Trinken und Sprechen gefordert. Für das Sprechen brauchen sie nicht nur Kraft, sondern auch Geschicklichkeit und eine gute Wahrnehmung. Schon bevor Dein Kind spricht, werden wichtige Grundlagen für die Sprachentwicklung gelegt: Jede Bewegung des Mundes trainiert die Muskeln und je mehr Bewegungserfahrungen Dein Kind sammelt, desto deutlicher kann es später fein abgestimmte Artikulationsbewegungen ausführen. Solche Bewegungserfahrungen machen Kinder unter anderem, indem sie alles in den Mund nehmen und mit dem Mund betasten. Du kannst in euren Alltag ganz einfach mundmotorische Übungen einbauen. Gib Deinem Kind regelmäßig auch festere Nahrung zum Kauen (das gilt natürlich nur für Kinder, die nicht mehr ausschließlich Brei essen). Schneide beispielsweise die Rinde vom Brot nicht ab oder reiche ihm rohe Möhren zum Knabbern – ein prima Training für seine Mundmuskeln. Auch das Saugen beim Trinken mit einem Strohhalm stärkt die Mundmuskulatur. Oder ihr zieht beim Zähneputzen vor dem Spiegel gemeinsam lustige Grimassen. Das trainiert nicht nur, sondern bringt Deinen kleinen Entdecker ganz sicher zum Lachen!
Fingerspiele
Fingerspiele sind schon für kleine Kinder geeignet. Sie vermitteln erste Erfahrungen mit Rhythmen und Reimen. Jüngere Kinder können die Verse zwar noch nicht mitsprechen, sich aber bereits durch ihre Stimme, Mimik und Gestik beteiligen.
Angemessene Sprechweise
Wir Erwachsenen wechseln instinktiv in eine kindgerechte Sprechweise, wenn wir uns mit Kindern unterhalten. Wir sprechen mit erhöhter Stimmlage, sanftem Tonfall, kurzen Sätzen und vielen Geräuschen, dem sogenannte Baby Talk. Diese veränderte Sprechweise ist durchaus wichtig und hilfreich für Kinder beim Spracherwerb. Achte aber darauf, trotzdem korrekt zu sprechen, (also lieber kein Muttu heia machen verwenden), damit sich Dein Kind keine falschen Ausdrücke und Strukturen einprägt. Älteren Kindern gegenüber kann der Baby Talk schnell künstlich wirken. Sie fühlen sich dadurch unter Umständen nicht ernst genommen. Verwende also eine dem Alter angemessene, leicht vereinfachte, aber dennoch korrekte Sprechweise.
Bilderbücher
Bilderbücher bieten zahlreiche Sprechanstöße und sind so wichtige Helfer bei der Sprachförderung – und das schon bevor Dein Kind die ersten Worte von sich gibt. Schon fünf Minuten täglich liefern Deinem Baby wichtige Impulse. Sprich mit Deinem Kind über die Bilder im Buch, statt einfach nur den Text vorzulesen. Der Spaß sollte dabei im Vordergrund stehen. Gestalte und genieße das Vorlesen ruhig als besondere Zeit zu zweit.
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Was kannst Du bei sprachlichen Auffälligkeiten tun?
Bei fast allen Kindern gibt es Phasen der Sprachentwicklung, in denen es plötzlich nicht mehr so recht vorangeht. Verständlicherweise machst Du Dir als Elternteil dann Sorgen. Vieles gibt sich mit der Zeit aber ganz von allein. An die Kinderärztin/den Kinderarzt kannst Du Dich wenden, wenn Dein Kind
nach den ersten Monaten nicht oder nur wenig plappert oder plötzlich damit aufhört
auffallend weniger oder unverständlicher spricht als andere Kinder im gleichen Alter
mit zwei Jahren plötzlich keine neuen Wörter mehr dazu lernt.
Gegebenenfalls wird Dich die Kinderärztin/der Kinderarzt dann an eine Logopädiepraxis überweisen. Beim Verdacht auf eine Hörbeeinträchtigung solltest Du ebenfalls eure Ärztin/euren Arzt ansprechen, denn sprachliche Defizite können auch durch ein eingeschränktes Hörvermögen verursacht sein.
Die Sprachentwicklung Deines Babys schreitet mal schneller, mal langsamer voran. Wenn Du seinen Sprachbaum jedoch ausreichend „gießt“, wird er schnell größer werden und ehe Du Dich versiehst werden aus dem ersten Wort vollständige Sätze. Wir wünschen Dir und Deinem kleinen Entdecker viele schöne Gespräche!