Spracherwerb durch Gebärden

Gebärden im Alltag fördern den Lautspracherwerb und erweitern den aktiven Wortschatz. Doch wie und warum eigentlich? Das erklärt Maria von talking hands in diesem Artikel.

Wie wird Kommunikation gelernt?

Im Spracherwerb unterscheiden wir zwei Wortschatzformen: Das, was ich verstehe (rezeptiv) und das, was ich darauffolgend selbst sprechen kann (aktiv). Je mehr Informationen unser Gehirn zu einem Wort besitzt, desto nachhaltiger erfolgt die Speicherung. Das Wort kann in Zukunft schneller und leichter aktiv abgerufen sowie gesprochen werden. Wenn wir also beim Erlernen eines Wortes so viele Sinne wie möglich integrieren, verkürzt das unseren Lernprozess. So geschieht es zum Beispiel bei den Daumenkinos von talking hands. Durch das Flippen des Büchleins, sieht man die einzelnen Bilder der Gebärde als Film abgespielt, was für Dein Kind eine große Selbstwirksamkeitserfahrung darstellt und verschiedene seiner Sinne anspricht. Es fühlt haptisch das Daumenkino in seinen Händen, sieht den Film sowie das Wort in Schriftform und übernimmt schließlich die Handbewegungen in sein eigenen motorischen Abläufe, wenn es die Gebärde nachmacht. Dies bietet seinem Gehirn die Möglichkeit, das Wort richtig zu ‚begreifen‘, egal ob ein Kind hörend ist oder nicht.

Vorteile vom Gebrauch von Gebärden

Es lehrt Dein Kind nämlich zum Beispiel auch ein gewisses Symbolverständnis, da verschiedene Zeichen bestimmte Bedeutungen haben. Zudem unterstützt es schüchterne Kinder, für die es leichter ist, eine Handbewegung auszuführen, als gewisse Worte über die Lippen zu bringen, bei der Kommunikation. Beim späteren Vokabellernen für Fremdsprachen stellen Gebärden ebenfalls eine super Unterstützung dar. Auch in Konfliktsituationen hilft es, seine Emotionen anderen Menschen einfacher mitteilen zu können, sowie die der anderen zu verstehen. Bedürfnisse und Wünsche können mit Hilfe von Gebärden häufig viel leichter mitgeteilt werden, was nicht nur die Frustration senkt, sondern vor allem die Hilflosigkeit. Nicht zu vergessen: der Spaß, den die Kinder haben, Worte und Aktionen in ihrem Alltag mit aufregenden Handbewegungen zu begleiten, die die Freunde sogar noch verstehen.

Gebärden als Teil von Kommunikation

Sind Gebärden etwas Fremdes für uns? Nein, keinesfalls. Gebärden liegen in der Natur jedes Menschen. Die Gestenentwicklung ist ein fester Bestandteil unserer Kommunikationsentwicklung, was man zum Beispiel daran erkennen kann, wie früh Babys mit ihren Händen Bewegungen ausführen, selbst dann, wenn sie noch nicht sprechen können. Im Gehirn sind die Kontrollzentren für Handbewegungen, Mund- und Lippenbewegungen nebeneinander, sodass mehrere Bereiche in unserem Gehirn aktiviert werden, wenn wir Sprache mit unseren Händen verbinden. Doch kann es dann passieren, dass mein Kind irgendwann nur noch gebärdet und nicht mehr spricht? Auch diese Angst ist vollkommen unberechtigt. Unser Gehirn nutzt die Gebärde als Brücke, weshalb der Lautspracherwerb nicht beeinträchtigt, sondern ganz im Gegenteil in seiner Schnelligkeit und Effizienz gefördert wird. Um also Dein Kind in seiner Kommunikation zu unterstützen, reicht es schon, mit ein paar kleinen Gebärden zu starten, die einfach im Alltag zur Sprache unterstützend eingebaut werden. Du wirst sehen, wie schnell Dein Kind die Gebärden selbst aufnimmt und Lust hat, immer mehr davon zu lernen.