Zum Internationalen Familientag am 15. Mai möchte LILLYDOO die Familie hochleben lassen. Denn eine Familie ist eine der schönsten und wichtigsten Säulen im Leben. Familie ist aber nicht gleich Familie. Und das ist gut so! Fünf Familien – stellvertretend für die bereichernde Vielfalt an Familien, die es gibt – haben uns Einblick in ihr Leben gewährt. Wir freuen uns, Dir hier ihre spannendenden und sehr persönlichen Geschichten vorzustellen. Vielleicht erkennst Du Dich und Deine Familie an der ein oder anderen Stelle sogar wieder? Doch auch, wenn Deine Familie ganz anders aussieht, sorgt bestimmt auch sie für die Extraladung Glück und Liebe in Deinem Leben.
Diesmal: Constantin, 31, und sein Mann Per leben in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft in München. In unserem Beitrag beschreibt Constantin, wie es dazu kam, dass nun eine amerikanische Leihmutter ihre Zwillinge austrägt. Einblicke in sein Leben teilt er übrigens auch auf seinem Instagram-Kanal tinoslife.
Mein Mann Per und ich haben uns entschieden, mithilfe einer amerikanischen Leihmutter Zwillinge zu bekommen. Das ist natürlich schon noch eine eher untypische Familienkonstellation. Aber mit diesem Post, den ich anlässlich des Internationalen Tages der Familie für LILLYDOO geschrieben habe, möchte ich zeigen, wie vielfältig deutsche Familien wirklich sind.
Unsere Zwillinge kommen Anfang August zur Welt und wir freuen uns wahnsinnig, die beiden dann das erste Mal in die Arme zu schließen. Bis wir zu diesem Punkt in unserem Leben angelangt sind, hat es aber einige Zeit gedauert:
Mein Mann und ich sind uns zuerst beim Online Dating begegnet. Damals haben wir in unterschiedlichen Städten gearbeitet: Ich habe in München gelebt und mein Mann in Rotterdam. Nach zwei Tagen Hin- und Hertexten haben wir uns dann zum ersten Mal auf einen Drink am Gärtnerplatz in München getroffen. Darauf folgte ein Besuch in Rotterdam. Wir sind fleißig hin- und hergefahren und wurden irgendwann ein Paar. Dabei stand für uns nicht gleich von Anfang an fest, dass wir Kinder möchten. Wir haben erst einmal zwei Jahre gebraucht, bis wir überhaupt am gleichen Ort angekommen waren und zusammengewohnt haben. Als wir die Herausforderung von Grundsatzfragen, wie Klodeckel unten oder oben, gemeistert hatten, haben wir uns dann entschieden, dass wir heiraten wollen. Bei zwei Männern heißt das in Deutschland allerdings immer noch nicht „Ehe“, sondern "Lebenspartnerschaft". Direkt in der Zeit danach ist in mir die Idee gereift, dass es wahnsinnig schön wäre, eine Familie mit Kindern zu sein. Damit habe ich bei meinem Mann offene Türen eingerannt und wir haben uns dann ganz konkret der Idee gewidmet.
Leihmutterschaft statt Adoption
Als Erstes hatten wir uns damit beschäftigt, ob und wie wir ein Kind oder Baby adoptieren können. Wir waren sehr angetan davon, wie offen und professionell das Münchner Jugendamt einem gleichgeschlechtlichen Paar das Thema Adoption erklärt. Das Fazit beim Thema Adoption war für uns aber, dass es sehr viele geeignete Eltern in einer Stadt wie München gibt, die gerne adoptieren möchten. Dem gegenüber gibt es nur sehr wenige Kinder oder Babys, die zur Adoption freigegeben werden. Die Chancen, dass man wirklich Adoptiveltern wird, ist nicht sehr groß – für meinen Mann und mich wäre diese Chance als homosexuelles Pärchen noch niedriger gewesen. An diesem Punkt haben wir uns entschieden, dass wir eine Leihmutterschaft anstreben möchten. Wir haben uns entschlossen, die Leihmutterschaft in den USA zu machen, weil wir bis heute davon überzeugt sind, dass dort das Risiko am geringsten ist, irgendjemanden durch den eigenen Kinderwunsch am Ende auszunutzen. Zum Beispiel müssen Leihmütter in Kalifornien selbst schon leibliche Kinder haben. Dabei geht es darum, dass die Frau, die sich entschließt Leihmutter zu werden, nicht vielleicht selbst einen unerfüllten Kinderwunsch hat und nun aber für Geld für ein anderes Paar eine Schwangerschaft durchmacht. Dadurch, dass die Leihmutter eigene Kinder hat und zum Nachwuchs aus der Leihmutterschaft keine biologische Verbindung besteht, wird erreicht, dass es zu möglichst wenig emotionalen Belastungen kommt. Denn bei der Leihmutterschaft in den USA sind grundsätzlich zwei Frauen involviert: eine Eizellspenderin und eine Leihmutter.
Der Kontakt zwischen Eizellspenderin, Leihmutter und den IPs – den intended parents – kommt wohl meistens durch Agenturen zustande. So war das auch bei uns. Dann braucht man natürlich Mediziner, die auf künstliche Befruchtung spezialisiert sind. Und auch gute Anwälte, damit sehr klar geregelt ist, wessen Kinder da heranwachsen.
Für unsere Entscheidung haben wir in unserem Umfeld bis jetzt tatsächlich eher positives Feedback bekommen. Unsere Familien und engsten Freunde finden es genau richtig. Manchmal merkt man, dass jemand sehr wortkarg auf die aus unserer Sicht so überwältigend wunderbaren News reagiert. Dann denkt man schon: „Hat derjenige jetzt Bedenken, weil er mich als Vater nicht so toll findet, oder ist es einfach die Tatsache, dass wir zwei Papas sind, die auf Ablehnung stößt?“ Es hat uns gegenüber aber noch keiner offen kritisiert, dass wir zwei Männer eine Familie gründen.
Die Zukunft mit den Zwillingen
Was die Zukunft angeht, stelle ich mir momentan tatsächlich immer den Alltag mit ganz kleinen Säuglingen vor – und davon zwei. Ich habe also auch Respekt vor den ersten Monaten. Nach allem, was ich von Freunden und Familie gehört habe, sollten wir uns die nächste Zeit vielleicht nicht so häufig fragen, wie Dinge sein sollten. Ich habe mir vorgenommen, ein guter Papa zu sein und egal, was da kommt, als das ganz Besondere anzunehmen, was es tatsächlich ist. Es wäre ja ein bisschen irre, wenn ich riesige Hürden überwinde, um Papa zu werden, das große Glück habe, dass es klappt und nun von der Zukunft verlange, dass die Kinder durchschlafen und ansonsten immer lächeln.
Worauf ich mich aber am meisten freue, ist, meinen Kindern ganz viele interessante Möglichkeiten zu bieten. Meine eigenen Eltern haben sich viel Mühe gegeben, uns Instrumente näher zu bringen, haben mich zum Ballett-Unterricht gefahren, sind mit uns im Naturschutz aktiv gewesen, haben Tonnen von Plätzchen gebacken oder einfach das nächste Kasperle Theater daheim aufgeführt. Also ich freu mich wirklich darauf, all diese Dinge wieder zu tun, die ich als Kind selber so geliebt habe und vielleicht noch ein paar mehr, die ich selber gar nicht kenne, die aber die verborgenen, zukünftigen Leidenschaften meiner Kinder sein könnten.
Dabei weiß ich, dass Per der Richtige an meiner Seite ist, weil wir im Leben die gleichen Ziele haben. Wir teilen die gleichen Grundüberzeugungen, auch wenn wir im Einzelnen ganz unterschiedlich sein können. Im Team aber sind wir eine wunderbare Ergänzung füreinander und bereichern uns gegenseitig. Ich muss bei meinem Mann keine Angst haben, immer stark sein zu müssen. Wenn das Leben mal mit einer schwierigen Situation um die Ecke kommt, dann weiß ich, dass mein Mann voll da ist, wo es für einen alleine zu viel wird.
Ich hoffe, dass wir eine richtig glückliche Familie werden und wünsche mir für die Zukunft natürlich, dass wir alle gesund bleiben. Außerdem hoffe ich, dass wir Eltern werden, die ihren Kindern alles geben können, um einen guten Start ins Leben zu haben. Es wäre großartig, irgendwann mal von den Kids zu hören, dass sie stolz darauf sind, dass ich ihr Papa bin.