Dammmassage zur Geburtsvorbereitung

So kannst Du Geburtsverletzungen vorbeugen

Alles ist bereit für die bevorstehende Geburt Deines kleinen Entdeckers: Das Kinderzimmer ist eingerichtet, die gepackte Kliniktasche steht bereit und die Atemübungen für die Geburt sitzen. Doch wusstest Du, dass Du auch Deinen Damm auf die Entbindung vorbereiten kannst? Das geht ganz einfach mit regelmäßigen Dammmassagen. In diesem Artikel erfährst Du, wie eine solche Dammmassage funktioniert und wieso sie zur Geburtsvorbereitung durchaus sinnvoll ist.

Warum kann eine Dammmassage sinnvoll sein?

Der Damm (auch Perineum genannt) ist der Verbindungssteg zwischen Vulva und After, der aus Haut, Muskeln, Unterfett und Bindegewebe besteht. Während einer vaginalen Geburt wird der Damm durch den Druck, den Dein Baby ausübt, stark belastet und gedehnt, wenn ihn Kopf und Schultern Deines Babys passieren. Dabei kann es durchaus passieren, dass es während der Geburt zu Verletzungen des empfindlichen Dammgewebes kommt oder ein Dammschnitt notwendig wird. Regelmäßige Dammmassagen helfen dabei, Deinen Körper bewusst auf die Geburt vorzubereiten: Das Dammgewebe wird weicher, dehnbarer und besser durchblutet. Die Wahrscheinlichkeit für Verletzungen während und Schmerzen nach der Geburt sinkt dadurch.

Ein weiterer Vorteil der Massage: Wenn Du Deine Dammregion schon vor der Geburt regelmäßig berührst, wirst Du mit dem ungewohnten Dehnungsgefühl vertraut, das Du während der Entbindung spüren wirst. Vielen Frauen verhilft das zu mehr Selbstvertrauen in den eigenen Körper und den natürlichen Geburtsprozess.

Wie funktioniert die Dammmassage?

Vorbereitung

Es reicht vollkommen aus, wenn Du mit der Dammmassage etwa ab der 36. Schwangerschaftswoche beginnst. Am besten entfaltet sie ihre positive Wirkung, wenn Du Dir mindestens drei- bis viermal pro Woche, am besten jedoch täglich, für fünf bis zehn Minuten Zeit dafür nimmst. Achte dabei unbedingt auf saubere Hände und kurze Fingernägel, damit Du das zarte Gewebe nicht versehentlich verletzt. Du benötigst außerdem ein Handtuch zum Unterlegen, Gleitgel oder ein Dir angenehmes Öl.

Wenn Du möchtest, kannst Du vor der Dammmassage kurz in die Badewanne abtauchen: Ein warmes Bad lockert die Muskulatur und hilft Dir, zu entspannen. Optional kannst Du Dich auch mit einem Beutel Schwarztee auf die Massage vorbereiten. Lass den Teebeutel dazu drei bis vier Minuten in heißem Wasser ziehen, drück ihn leicht aus und lass ihn kurz abkühlen, bevor Du ihn für circa fünf Minuten gegen Deinen Damm drückst. Die direkte Wärme fördert die Durchblutung und die Gerbstoffe des Tees machen die Haut schmerzunempfindlicher.

Durchführung

Mach es Dir für die Dammmassage so bequem wie möglich. Viele werdende Mamas empfinden eine halbsitzende Position im Bett mit einem großen Kissen im Rücken am angenehmsten. Vielleicht erreichst Du Deinen Damm aber auch besser im Stehen: Stelle dazu ein Bein auf den Badewannenrand oder einen Stuhl. Gib ungefähr einen Teelöffel bis einen Esslöffel des Öls auf Deine Finger und verreibe es zwischen den Fingerspitzen, um es leicht anzuwärmen. Öle das ganze umliegende Gewebe Deines Dammes gut ein, damit keine unangenehme Reibung entstehen kann.

Infografik zur Dammmassage, Illustration des weiblichen Genitalbereichs

1. Führe Deine gut eingeölte Daumenspitze in die Vagina ein. Mit den restlichen Fingerspitzen massierst Du nun in kreisenden Bewegungen den Damm von außen. Du kannst Dir dabei das Ziffernblatt einer Uhr vorstellen, bei dem Du von drei bis neun Uhr entlang streichst. Führe diese Bewegung etwa eine Minute lang durch, wobei Du den Druck auf den äußeren Damm langsam erhöhst. Bei der ersten Massage kann auch ein Handspiegel hilfreich sein, um Dich zunächst mit der Anatomie der Dammregion vertraut zu machen.

Infografik zur Dammmassage, Daumen einführen und Vagina in kleinen kreisenden Bewegungen lockern

2. Führe nun den ganzen Daumen ein und bewege ihn in kleinen, kreisenden Bewegungen, um die Vagina zu lockern.

Infografik zur Dammmassage, Vagina strahlenförmig in verschiedene Richtungen dehnen

3. Dehne die Vagina beim Ausatmen mit dem Daumen abwechselnd strahlenförmig in die verschiedenen Richtungen. Sobald Du eine Dehnung spürst, nimm einige tiefe Atemzüge und lass dann wieder locker. Wiederhole diese Übung zwei- bis dreimal, wobei Du das Gewebe immer nur so weit dehnst, dass der Druck erträglich ist.

Infografik zur Dammmassage, Damm nach außen Richtung Anus dehnen

4. Dehne nun den Damm mit dem Daumen nach außen in Richtung Anus. Führe die Dehnung wieder entlang des imaginären Ziffernblattes von drei bis 9 Uhr durch. Konzentriere Dich dabei auf eine gleichmäßige und tiefe Bauchatmung, die Dir dabei hilft, den Beckenboden bewusst zu spüren und wieder zu entspannen.

Bei der Dammmassage kannst Du durchaus ein Ziehen oder einen Dehnungswiderstand spüren. Sie sollte jedoch niemals Schmerzen verursachen. Sobald Dir eine Berührung unangenehm ist oder eine Bewegung wehtut, solltest Du die Intensität verringern oder die Massage abbrechen.

Auch wenn sich die Dammmassage beim ersten Mal sicher noch sehr ungewohnt anfühlt, wirst Du merken, dass das Gewebe von Mal zu Mal lockerer und die Berührungen angenehmer werden.

Im Video zeigt LILLYDOO Hebamme Sissi Dir die Dammmassage noch einmal Schritt für Schritt.

Die Massage mit Partnerin/Partner

Die Dammmassage musst Du nicht alleine durchführen. Einige werdende Mamas genießen es, ihre Partnerin/ihren Partner mit in die Massage einzubinden. Gerade mit großem Babybauch kann es einfacher sein, wenn Dir Deine Partnerin/Dein Partner dabei hilft. Wähle dazu eine möglichst bequeme Position, in der Du entspannen und Deine Beine öffnen kannst, sodass Deine Masseurin/Dein Masseur den Bereich rund um den Damm gut erreichen kann. Lege Dich am besten mit angewinkelten Knien aufs Bett und stütze Deinen Rücken zusätzlich mit einem Kissen ab.

Um euch beide auf die Massage einzustellen, kann Deine Partnerin/Dein Partner zunächst damit beginnen, Deinen äußeren Intimbereich in Vor- und Rückwärtsbewegungen sanft mit Öl einzureiben. Für die eigentliche Massage führt sie/er den Zeigefinger behutsam in Deine Vagina ein und beginnt, diesen in U-förmigen Bewegungen von einer Seite zur anderen zu bewegen und dabei sanften Druck in Richtung Damm auszuüben. Solange Du dabei keine Schmerzen verspürst, kann Deine Partnerin/Dein Partner die Massagetechnik genauso anwenden, wie sie in unserer Anleitung weiter oben beschrieben ist.

Eine gemeinsame Dammmassage mit der Partnerin/dem Partner kann sehr intim sein. Einige Paare genießen diese intensiven Momente in der Schwangerschaft sehr, während sich andere eher gehemmt fühlen und die Schwangere es bevorzugt, die Massage alleine durchzuführen. Höre dabei ganz auf Dein Gefühl, schließlich geht es bei der Dammmassage darum, Dich zu entspannen und bewusst auf die Geburt vorzubereiten. Wenn ihr die Massage gemeinsam angeht, kommuniziere deshalb unbedingt mit Deiner Partnerin/Deinem Partner und bitte sie/ihn eine Pause einzulegen, sobald Du Dich unwohl fühlst. Auch ob die Berührungen angenehm oder der Druck zu kräftig ist, solltest Du während der Massage mit Deiner Partnerin/Deinem Partner teilen.

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Wann solltest Du auf eine Dammmassage besser verzichten?

Eine Dammmassage kann während der letzten Schwangerschaftswochen ein entspannendes Ritual sein und bei der Vorbereitung auf die Geburt helfe. Dennoch gibt es einige Situationen, in denen Du besser darauf verzichtest:

  • Wenn Du zu vorzeitigen Wehen neigst

  • Wenn Du einen Pilz (Soor), eine Entzündung oder eine Infektion im Intimbereich hast, dies sollte zunächst behandelt werden

  • Bei Krampfadern im Intimbereich

Wenn Du unsicher bist, ob eine Dammmassage das Richtige für Dich ist, frage im Zweifel immer Deine Frauenärztin/Deinen Frauenarzt oder Deine Hebamme um Rat.

Auch wenn die regelmäßige Dammmassage keine Garantie dafür ist, einen Dammriss oder -schnitt komplett zu vermeiden, reduziert sie das Risiko für Geburtsverletzungen deutlich. Sie trägt dazu bei, das empfindliche Gewebe vor der Geburt geschmeidig und weich zu machen, was auch auf die Schmerzen nach der Entbindung einen positiven Einfluss hat.

Wenn Dir der Gedanke an eine Dammmassage noch nicht ganz geheuer ist, versuche doch einfach mal, sie während der letzten Schwangerschaftswochen mit in ein wohlverdientes Entspannungsritual einzubinden: Nach einem warmen Bad in wohliger Atmosphäre wirst Du die Massage vielleicht bald zu schätzen wissen. :)

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