Baby und Windeln gehören für die meisten von uns untrennbar zusammen. Doch das ist nicht überall so: In vielen Kulturen werden Babys ganz selbstverständlich abgehalten und (teilweise) windelfrei erzogen. Was das genau ist, welche Vor- und Nachteile es hat und warum sich Abhalten und Wickeln nicht ausschließen, liest Du hier.
Was bedeutet Windelfrei?
Unter Windelfrei versteht man hierzulande eine Art der Sauberkeitserziehung, die den bewussten und bedürfnisorientierten Umgang mit den Ausscheidungen von Babys umfasst. Dabei gibt es eine Vielzahl von Strömungen und Auslegungsarten der Ausscheidungskommunikation je nach pädagogischem Hintergrund. Jeder Ansatz verfolgt aber das gleiche Ziel: Auf den Gebrauch von Windeln zu verzichten - soweit es eben geht. :) Statt in Windeln, erledigt Dein Kind sein Geschäft beim Abhalten. Da jedes Kind dabei sein ganz individuelles Tempo hat, werden in der Umsetzung die verschiedenen Konzepte oft vermischt - wirklich strenge Regeln zum Abhalten gibt es also nicht, sondern alles richtet sich nach Dir, Deinem Kind und eurem Alltag. Denn im Alltag ist der komplette Verzicht manchmal recht schwer umsetzbar. Daher ist beispielweise bei dem auf der Montessori-Pädagogik basiertem Ansatz die Verwendung von Windeln zur Sicherheit vollkommen in Ordnung. Durch so ein Teilzeit-Windel-Modell musst Du Dir nicht den Druck machen, dass Dein kleiner Entdecker ganz ohne Windeln auskommt. Viel mehr liegt hier der Fokus darauf, die Selbstständigkeit und den natürlichen Instinkt des Kindes zu seinen Körperfunktionen zu fördern. Im Unterschied zum klassischen Töpfchentraining besteht das primäre Ziel nicht darin, Trockenzuwerden, sondern in der Unterstützung Deines Kindes bei der Erfüllung seiner Grundbedürfnisse. Der ideale Zeitpunkt, mit der Windelfrei-Methode zu starten, ist laut diesem Ansatz die sensible Phase bis zum 3. Lebensmonat - in dieser Phase ist das Kind besonders empfänglich für den Erwerb bestimmter Fähigkeiten wie etwa den Umgang mit seinen Ausscheidungen. Doch Du kannst auch noch zu einem späteren Zeitpunkt, das Abhalten mit Deinem Kind üben, wie unsere Hebamme Sissi weiß:
Eltern können mit dem Abhalten sowohl direkt nach der Geburt, erst mit ein paar Monaten oder nach dem Beikoststart beginnen. Der Vorteil ist, dass Kinder, die bereits als Säuglinge abgehalten wurden, es in der Regel ein bisschen leichter haben, sich auch an Töpfchen oder Toilette zu gewöhnen.
Zum Abhalten achtest Du genau auf die Signale Deines Babys und erkennst, wenn es mal muss. So kannst Du es rechtzeitig auf das Töpfchen oder den sogenannten Abhalteeimer setzen beziehungsweise halten. Zuhause kannst Du Dein Kind natürlich auch einfach über das Waschbecken, die Toilette oder Badewanne halten, bis es eigenständig aufs Töpfchen gehen kann. Unsere Hebamme Sissi erinnert daran, den Windelbereich anschließend wie gewohnt mit einem feuchten Tuch zu reinigen.
Wie funktioniert das Abhalten?
Damit das Abhalten gelingt, ist zunächst die Kommunikation zwischen Dir und Deinem Baby das A und O. Achte auf Signale wie eine Grimasse, Weinen, Zittern oder Unruhe - diese Vorboten geben Dir das Startzeichen, dass Dein Kind sich entleeren muss - und dann heißt es schnell sein. Sobald es sein Geschäft verrichtet, kannst Du dabei einen bestimmten Laut machen, zum Beispiel "sssccch" wenn es uriniert oder ein "uuuh" beim Stuhlgang. So lernt Dein Baby, auf diese Schlüssellaute zu reagieren und sie selbst zu benutzen. Auch Babygebärden können als Teil der nonverbalen Kommunikation ein hilfreiches Signal sein, damit Dein kleiner Entdecker seine Bedürfnisse mitteilen kann. So bekommst Du nach und nach ein Gefühl für den richtigen Zeitpunkt. Als Orientierung kannst Du auch wiederkehrende Alltagssituationen nutzen wie vor beziehungsweise nach dem Schlafen, dem Tragen oder dem Trinken oder Füttern. Auch bei längeren Ausflügen oder Autofahrten ist es sinnvoll, Deinem Nachwuchs das Abhalten vorher anzubieten. Da Du unterwegs oder etwa bei Besuchen von Freunden und Familie eventuell etwas abgelenkt bist, kann es zum Teil recht schwierig sein, genaustens auf die Signale Deines Babys zu achten - in solchen Situationen bietet es sich daher an, auf Windeln zurückzugreifen.
Neben der Kommunikation ist auch die Haltetechnik für ein erfolgreiches Abhalten wichtig. Hebamme Sissi empfiehlt, dass Du Dein Baby oder Kleinkind immer nah am Körper abhältst. So hast Du das beste Gefühl für Dein Kind und es fühlt Deinen Bauch direkt am Rücken – das sorgt für ein ausreichendes Sicherheitsgefühl. Schließlich muss sich Dein Baby entspannt fühlen und auch Du sollst es bequem haben und keine müden Arme bekommen.
Beim Klassiker über der Toilette oder dem Waschbecken kannst Du Dein Baby an Deinen Oberkörper lehnen und es mit dem Gesicht von Dir weg an seinen Oberschenkeln festhalten. So "sitzt" es verkehrt herum über dem WC oder dem Waschbecken. Beim Stuhlgang kann es helfen, wenn Du die Füße Deines Babys auf den Toilettenrand stellst oder gegen den Deckel drückst.
Wird ein Abhalteeimer genutzt, hältst Du am besten den Oberkörper Deines Babys mit einem Arm, stabilisierst die Beine dabei mit der Hand und hältst den Eimer mit der anderen Hand fest.
Falls Dein Kind mal beim Spaziergang (bei warmen Temperaturen) abgehalten werden muss und kein Eimer dabei ist: Hock Dich an einer ruhigen Stelle auf den Boden und halte Dein Kind "sitzend" ähnlich wie in der Position über der Toilette oder dem Waschbecken - hierbei ist vor allem ein guter Gleichgewichtssinn von Dir gefragt. ;)
Egal, welchen Griff Du wählst, Du solltest bei Neugeborenen darauf achten, dass Nacken, Köpfchen und Wirbelsäule gut gestützt sind. Wenn Dein Baby älter ist und vielleicht nicht mehr gehalten werden möchte, kannst Du es auf ein Töpfchen setzen und, falls nötig, noch stützen.
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Und auch die passende Kleidung kann euch das Abhalten erleichtern. Spezielle Hosen mit Klappteil oder Schlitz sind, gerade wenn es mal schnell gehen muss, Gold wert. Dahingegen können Bodies oder Strampler manchmal zu viel Zeit beim Ausziehen kosten. Insgesamt solltest Du beim Kauf von Kleidung im Hinterkopf haben, dass sie sich schnell an- und ausziehen lässt und bequem ist. Ein Tipp für Tage in der Wohnung: Baby-Stulpen. Mit ihnen ist Dein kleiner Entdecker gewärmt und keine Hose stört beim Abhalten.
Auch wenn Du versuchst, Deinem Kind das Abhalten so angenehm wie möglich zu gestalten, kann es sein, dass es einfach nicht klappt oder es irgendwann mit einem Abhalte-Streik beginnt. Sissi rät dazu, dass Du weder Dir selbst noch Deinem Kind Druck machst. Wenn Dein kleiner Entdecker gerade nicht möchte, leg ihn einfach wieder ab und probiere es später nochmal. Nicht jedes Baby kann sich beim Abhalten entspannen und genau dann Urin oder Stuhlgang lassen. Insbesondere wenn es gerade einen Wachstums- oder Entwicklungsschub hat, kann er meist keine deutlichen Signale senden, da es so viel zu erleben gibt. In solch einer Phase oder wenn Dein Kind ständig nass ist, solltest Du lieber Windeln verwenden, damit es sich sauber und trocken fühlt und bei Dir keine Frustration aufkommt.
Vor- und Nachteile des Abhaltens
Viele Eltern, die sich für ein windelfreies Aufwachsen oder Teilzeit-Windelfrei entscheiden, denken dabei an die Umwelt. Während der Wickelzeit verbraucht ein Baby schließlich eine Menge Windeln, die wiederum Ressourcen benötigen. Doch es gibt noch weitere Vorteile, die das Abhalten mit sich bringt:
Dein Baby lernt von Geburt an, sein Ausscheidungsbedürfnis mitzuteilen und so seine Ausscheidungen zu bemerken und mit der Zeit zu kontrollieren.
Du lernst, die Signale Deines kleinen Entdeckers besser zu deuten und auf seine Bedürfnisse zu achten. Das stärkt eure Bindung.
Der reduzierte Windelverbrauch ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern macht sich auch im Geldbeutel bemerkbar.
Natürlich gibt es auch einige Nachteile der Windelfrei-Methode:
Insbesondere in der Anfangszeit brauchst Du sehr viel Zeit und Wachsamkeit, um richtig und rechtzeitig zu reagieren. Denn oft hast Du nicht viel Zeit, bis nach dem Signal Deines Babys Urin oder Stuhlgang kommen.
Nicht jedes Baby gibt klare Signale oder kann sich beim Abhalten entspannen. Das kann zu Stress und Frustration bei Dir führen, wenn das Abhalten nicht gelingt.
Es ist nahezu unvermeidbar, dass mal etwas daneben geht. :) Gerade unterwegs kannst Du vielleicht nicht schnell genug Abhalten. Das eine oder andere Malheur ist also vollkommen normal.
Wenn Du auch nachts auf Windeln verzichten möchtest, wirst Du in der ersten Zeit wahrscheinlich unruhig schlafen, um keinen Laut von Deinem Baby zu verpassen.
Nicht in jeder Krippe oder KiTa ist das Abhalten organisatorisch und hygienisch möglich. Du solltest vorher mit den Erzieherinnen und Erziehern darüber reden, dass Du Dein Kind abhältst. Damit es nicht zu Unfällen kommt, sind Trainerhöschen oder Windeln während der Zeit in der Betreuung oft ein guter Kompromiss.
Da sich Dein Kind an Dich oder andere Personen im Umfeld gewöhnt, könnte es zum Stuhlverhalt kommen, wenn etwa Erzieherinnen/Erzieher oder Babysitter es Abhalten wollen.
Wie Du siehst, hat die windelfreie Erziehung ihre Vor- und Nachteile. Und es sei nochmal gesagt: Windelfrei bedeutet nicht automatisch den kompletten Verzicht auf Windeln. Für viele Eltern funktioniert eine Kombination aus windelfrei und Windeln wunderbar, da es sich einfacher in den Alltag - zuhause oder unterwegs - integrieren lässt.
Ob das Abhalten etwas für Dich und Dein Baby ist, könnt nur ihr zusammen entscheiden. Wenn Du nicht komplett auf Windeln verzichten möchtest, dabei aber keine Abstriche in Sachen Nachhaltigkeit und Hautfreundlichkeit machen möchtest, probiere doch mal unsere LILLYDOO green Windeln und Pants aus. Sie verzichten wo immer es geht auf Plastik und setzen stattdessen auf natürliche Inhaltsstoffe wie ungebleichten Zellstoff im Windelkern und eine nachhaltigere Papierverpackung. Die green Windeln und Pants verzichten wie alle LILLYDOOs auf künstliche Inhaltsstoffe, Parfüme und Lotionen und sind damit gleichzeitig schonend zur Umwelt und zur Babyhaut. Wofür auch immer ihr euch entscheidet - wir wünschen Dir und Deinem Baby eine wunderbare Zeit!
Häufig gestellte Fragen
Beim Abhalten verrichtet Dein Kind sein Geschäft nicht in einer Windel, sondern stattdessen hältst Du es zum Beispiel über die Toilette, das Waschbecken oder einen Abhalteeimer. Dazu musst Du genau auf die Signale Deines kleinen Entdeckers achten, damit Du rechtzeitig reagieren kannst.
Du kannst mit der windelfreien Erziehung direkt nach der Geburt, nach ein paar Monaten oder erst später anfangen. Am einfachsten klappt die Gewöhnung ans Abhalten während der ersten drei Lebensmonate. Dein Kind muss aber nicht von Anfang an komplett windelfrei sein, denn windelfrei bedeutet nicht automatisch den kompletten Verzicht auf Windeln. Für viele Eltern ist eine Mischung aus Abhalten und Windeln die praktikabelste Lösung im Alltag.
Hab Geduld mit Dir und Deinem Kind. Manchmal braucht es einfach ein wenig Zeit, bis ihr euch beide an das Abhalten gewöhnt habt. Mach euch keinen Druck und probiere verschiedene Positionen und Zeitpunkte aus. Du kannst jederzeit auf Windeln zurückgreifen und Deinem Kind immer mal wieder das Abhalten anbieten.