Eine Mutter, die ihrem zufriedenen Baby entspannt und selig lächelnd die Brust gibt – so wird das Stillen meist dargestellt. Doch dieses Bild entspricht nicht immer der Realität: Gerade zu Beginn klappt das Stillen oft nicht direkt reibungslos und viele Frauen haben im Laufe der Stillzeit mindestens einmal mit Schwierigkeiten wie Milchstau zu tun. Bei einigen Stillbeschwerden braucht es nur etwas Zeit und Ruhe, und auch für viele weitere lässt sich mit etwas Unterstützung meist eine Lösung finden. Wir haben Dir Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten für die 8 häufigsten Beschwerden beim Stillen zusammengestellt.
1. Schmerzen beim Stillen
Symptome:
Anschwellen und Spannen der Brust in den ersten Tagen nach der Geburt
Schmerzempfindliche Brustwarzen
Mögliche Ursachen:
Nach der Geburt schüttet der Körper Oxytocin aus. Das sogenannte Stillhormon fördert die Rückbildung der Gebärmutter und löst etwa drei bis fünf Tage nach der Geburt den Milcheinschuss (initiale Brustdrüsenschwellung) aus
Die verstärkte Durchblutung und beginnende Milchbildung können zu Beginn unangenehm oder schmerzhaft sein
Die Brustwarzen müssen sich erst an das Saugen gewöhnen
Behandlung:
Anfängliche Schmerzen beim Stillen verschwinden meist innerhalb der ersten Tage von allein
Weiterstillen: Häufiges Anlegen löst den Milchspendereflex aus, die Muttermilch fließt leichter und der Druck lässt nach. Eine Brustmassage hat den gleichen Effekt
Die Brüste vor dem Stillen wärmen, damit die Milch leichter fließen kann. Dabei helfen warme Tücher oder eine heiße Dusche
Die Brüste nach dem Stillen kühlen. Dazu kannst Du entweder ein in ein Tuch gewickeltes Kühlpack, Quarkwickel oder Weißkohlblätter, die Du direkt in den BH legst, verwenden
2. Wunde Brustwarzen
Symptome:
Einrisse, Hautabschürfungen, Schorfbildung, Entzündungszeichen wie Schmerzen, Rötungen, Schwellung oder Überwärmung der Brustwarzen
In seltenen Fällen Blutungen der Brustwarzen
Mögliche Ursachen:
Falsches Anlegen: Hat Dein Baby die Brustwarze nicht optimal mit weit geöffnetem Mund umschlossen und kann die Brust mit Kauleiste, Zunge und Lippen so bearbeiten, dass die Milch zu fließen beginnt, kann ein starkes Vakuum entstehen, das zu Verletzungen an der Brustwarze führt
Anatomische Begebenheiten, die das falsche Saugen begünstigen, zum Beispiel ein verkürztes Lippenbändchen sorgen dafür, dass Dein Baby die Brust nicht ohne weiteres mit dem Mund greifen kann
Saugverwirrung: Wird Dein kleiner Entdecker parallel mit der Flasche gefüttert, wobei kaum aktive Anstrengung notwendig ist, kann er seinen angeborenen Saugreflex „verlernen“ und nimmt die Brustwarze nicht mehr richtig
Verstärktes Sicherheitsbedürfnis: Dein Baby saugt nicht zur Nahrungsaufnahme stark und oft, sondern weil ihm das Stillen Nähe und Geborgenheit gibt (non-nutritives Saugen)
Behandlung:
Korrektur der Stillposition und des Anlegens: Eine Übersicht dazu, was es beim Anlegen zu beachten gibt, findest Du in unserem Artikel „Richtig anlegen: 7 Grundregeln fürs Stillen“. Wenn Du Dir unsicher bist, wie Dein Baby am besten an der Brust liegt, lass Dich am besten von Deiner Stillberatung oder Deiner Hebamme dazu beraten
Stilleinlagen verwenden und regelmäßig wechseln, damit sich im feucht-warmen Klima keine Bakterien ausbreiten
Massagen und warme Brustkompressen regen den Milchfluss an und erleichtern das Saugen
Verwendung von Silberhütchen: Die kleinen Hütchen aus antibakteriellem Silber kannst Du zwischen den Stillmahlzeiten unter der Kleidung auf Deine Brustwarzen legen. Die Silberhütchen fördern die Heilung bei akut entzündeten Brustwarzen, können aber auch vorbeugend verwendet werden
Low Level Lasertherapie zur Unterstützung der Wundheilung: Verschiedene Stillberatungen bieten Lasertherapie zur Unterstützung der Wundheilung an. Erkundige Dich am besten bei Deiner Hebamme oder Deiner Ärztin/Deinem Arzt, ob die Therapie für Dich in Frage kommt
Bei anhaltenden Beschwerden und starken Schmerzen hast Du die Möglichkeit, Muttermilch abzupumpen und Dein Baby mit der Flasche zu füttern
3. Milchstau
Symptome:
Harte, schmerzhafte Stellen an der Brust, die auch durch das Stillen nicht weicher werden und empfindlich auf Berührungen reagieren
Mögliche Ursachen:
Verstopfung einer oder mehrerer der Milchkanäle, wodurch die Brust nicht ausreichend geleert werden kann und die angestaute Milch Schmerzen verursacht
Falsches Anlegen
Psychische Faktoren wie Stress oder Erschöpfung
Behandlung:
Schmerzlinderung durch Wärme: Ein warmer Waschlappen, ein entspannendes Bad oder fünf Minuten unter der Rotlichtlampe können wahre Wunder wirken
Weiterstillen: Eine zusätzliche, sanfte Brustmassage während des Stillens oder Abpumpens hilft, die Verstopfung zu lösen und den Milchfluss anzuregen. Tipp: Zur Massage kannst Du auch einen Vibrator oder eine elektrische Zahnbürste verwenden, die Du direkt auf die verhärtete Stelle legst
Stillen im Vierfüßlerstand: Die Milch kann dabei in Richtung der natürlichen Gravitationsrichtung fließen und Du kannst Dein Baby zusätzlich so drehen, dass es mit seinem Kiefer gegen die verhärtete Stelle drückt. Wie das Stillen im Vierfüßlerstand genau funktioniert, erfährst Du in unserem Artikel „Das Einmaleins der Stillpositionen“
Bei Bedarf nach den Stillmahlzeiten zusätzlich abpumpen, damit die Brust vollständig entleert und der Milchkanal frei ist. Sprich Dich jedoch zunächst mit Deiner Stillberatung oder Deiner Hebamme ab, ob das Abpumpen bei Dir sinnvoll ist
Ist die Brust rot und schmerzhaft, leidest Du unter erhöhter Temperatur, Gliederschmerzen oder Kopfschmerzen oder vermutest, dass der Knoten in Deiner Brust nicht mit dem Stillen in Zusammenhang steht, sprich in jedem Fall Deine Ärztin/Deinen Arzt an. Dann kann beispielsweise eine Mastitis hinter den Beschwerden stecken. Sie/Er kann Dir bei Bedarf auch Medikamente zur Schmerzlinderung verschreiben
Gönne Dir und Deinem Baby Ruhe und Erholung
4. Brustentzündung (Mastitis)
Symptome:
Die Brust ist rot, heiß und schmerzempfindlich
Grippeähnliche Symptome wie abwechselndes heiß/kalt Empfinden und Gelenkschmerzen
Körpertemperatur über 38,5° Grad Celsius
Der Geschmack Deiner Muttermilch ist verändert und salzig
Ursachen:
Eine Entzündung des Brustgewebes durch Bakterien, die über die Milchporen der Brustwarzen in die Brust gelangen
Ausgelöst durch falsches Anlegen, zu lange Abstände zwischen den Stillmahlzeiten oder psychische Faktoren wie Stress oder Erschöpfung
Wunde Brustwarzen, ein Milchstau oder zu viel Milch können zu einer Mastitis führen, wenn sie nicht behandelt werden
Behandlung:
Kontaktiere in jedem Fall Deine Ärztin/Deinen Arzt. Sie/Er kann Dir ein geeignetes Schmerzmittel und falls notwendig auch ein Antibiotikum verschreiben
Weiterhin stillen. Die Milch ist ungefährlich für Dein Baby und durch den Milchfluss und zusätzliche vorsichtige Massagen können sich Verstopfungen lösen. Biete die betroffene Brust zuerst an und kühle diese nach dem Stillen, um die Entzündung zu reduzieren
Sei gut zu Dir: Ruhe, Wärme, ausreichend Flüssigkeit und eine gesunde Ernährung helfen Deinem Körper, die Entzündung zu bekämpfen
5. (Vermeintlich) zu wenig Milch
Symptome:
Dein Baby ist oft unruhig beim Trinken, es lässt schnell wieder von der Brust ab oder verlangt vermehrt danach
Ursachen:
Medizinische Ursachen wie das Verbleiben von Planzentaresten in der Gebärmutter, Blutarmut, Diabetes, hormonelle Störungen, verschiedene Medikamente oder Verletzung des Milchdrüsengewebes zum Beispiel durch Operationen
Oft haben Stillende fälschlicherweise den Eindruck, zu wenig Milch zu bilden. Die meisten Frauen bilden jedoch ausreichend Milch, um ihr Baby zu stillen. Dann stecken meist andere Ursachen dahinter:
Falsches Anlegen
Anatomische Gründe wie zum Beispiel ein verkürztes Zungenbändchen
Dein Baby durchläuft einen Wachstumsschub und trinkt deshalb häufiger
Non-nutritives Saugen: Dein Baby verlangt zur Beruhigung vermehrt nach der Brust
Behandlung:
Bei zu geringer Milchbildung aufgrund von medizinischen Problemen solltest Du Deine Ärztin/Deinen Arzt oder eine Stillberatung kontaktieren
Das vermehrte Trinkbedürfnis Deines Kindes kann den Irrtum erwecken, Du würdest nicht ausreichend Milch produzieren
Nicht direkt mit Säuglingsnahrung zufüttern: Solange Dein kleiner Entdecker gedeiht und seine Verdauung weiterhin regelmäßig läuft, biete ihm weiterhin die Brust an, um die Milchproduktion anzuregen
Stille Dein Baby nach Bedarf und nicht nach Plan, um sicherzugehen, dass es satt wird
Lass Dir bei Fragen oder Unsicherheiten von Deiner Hebamme oder Deiner Stillberaterin/Deinem Stillberater helfen
Zur Milchproduktion benötigt Dein Körper Energie. Achte daher auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit ausreichend Flüssigkeit und mindestens einer warmen Mahlzeit am Tag
Wechsle zwischen den Stillmahlzeiten häufig zwischen den Brüsten, um die Milchproduktion auf beiden Seiten gleichmäßig anzuregen
Bonding mit Deinem Baby: Verbringe einen Tag Haut an Haut mit Deinem Baby im Bett. Durch den engen Kontakt wird das Stillhormon Oxytocin ausgeschüttet, dass die Milchbildung anregt
6. Zu viel Milch (Hyperlaktation)
Symptome:
Geschwollene, gespannte Brüste, überschüssige Milch läuft einfach aus, der Milchspendereflex schmerzt
Es kommt häufig zu Milchstaus und Brustentzündungen
Dein Baby ist beim Stillen unruhig oder passiv
Es hat Schwierigkeiten, die Brustwarze richtig zu fassen
Es verschluckt sich häufig, spuckt und stößt auf
Ursachen:
Du produzierst mehr Milch, als Dein Kind trinken kann
Teilweise ist die vermehrte Milchproduktion Veranlagung, meist stellt sich Dein Körper aber innerhalb der ersten Wochen automatisch auf die Bedürfnisse Deines Kindes ein.
Behandlung:
Streiche oder pumpe vor dem Stillen etwas Milch ab, um den Milchspendereflex beim Anlegen abzumildern
Wähle die richtige Stillposition: Beim Laid-Back-Nursing fließt nicht zu viel Milch auf einmal, sodass Dein Baby in Ruhe trinken kann
Habe Geduld: Meist pendelt sich die Milchproduktion nach einigen Wochen von selbst ein
Tandemstillen: Wechsle die Brust nicht bei jeder Stillmahlzeit, sondern lege Dein Baby nur alle drei Stunden an die andere Brust an. So verhinderst Du, dass die Milchproduktion zusätzlich angeregt wird
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7. Weiße Blasen auf der Brustwarze
Symptome:
Ein oder mehrere weiße Bläschen auf den Brustwarzen
Tritt häufig in den ersten Tagen des Stillens auf
Verursacht teilweise Schmerzen beim Stillen, kann aber auch schmerzfrei verlaufen
Ursachen:
Falsches Anlegen: Wenn keine Schmerzen auftreten, kommen die Bläschen wahrscheinlich durch ein zu hohes Vakuum beim Saugen
Die Öffnung eines Milchkanals ist verstopft: Ein dünnes Häutchen (Milchblase) verhindert den Milchfluss und verursacht Schmerzen
Behandlung:
Bei schmerzfreien Bläschen:
keine Behandlung notwendig, diese verschwinden in der Regel ganz von allein
Bei einer schmerzhaften Verstopfung:
Lege direkt vor dem Stillen oder Abpumpen einen warmen Waschlappen auf die Brustwarze, damit sich der verstopfte Milchkanal öffnet. Der schmerzhafte Pfropf löst sich dann beim Stillen entweder von allein oder kann durch Abstreichen mit der Hand gezielt geöffnet werden
Wenn er sich nicht von alleine öffnet, kann Deine Ärztin/Dein Arzt den Pfropf vorsichtig mit einer sterilen Nadel entfernen. Danach solltest Du die Brust zügig leeren
8. Hefepilzinfektion (Soor) oder bakterielle Infektion
Symptome Mutter:
Die Brustwarzen sind berührungsempfindlich, brennen, jucken und schmerzen
Die Schmerzen halten auch während und nach dem Stillen an
Die Brustwarzen und die Warzenhöfe sind pink oder dunkel, werden in einigen Fällen trocken und schuppig oder können einen weißen Ausschlag haben
Symptome Baby:
Weißer Belag auf der Zunge
Weiße Flecken auf den Wangen
Hellrote Pickelchen und Ausschlag am Po
Ursachen:
Hefepilzinfektion (Soor) oder eine bakterielle Infektion, die häufig erst im Laufe der Stillzeit und nicht wie viele andere Beschwerden zu Beginn auftritt
Behandlung:
Ein Abstillen ist nicht notwendig, die Infektion sollte jedoch unbedingt behandelt werden
Deine Ärztin/Dein Arzt kann mit einem Abstrich der Brustwarzen klären, ob es sich um einen Soor oder eine andere Infektion handelt und das entsprechende Medikament verschreiben
Achte auf Hygiene: Wasche Dir vor und nach dem Stillen und Wickeln die Hände, lass Deine Brustwarzen nach dem Stillen trocknen, wechsle regemäßig Deine Stilleinlagen und wasche die Wäsche von Dir und Deinem Baby bei hoher Temperatur
Dass der Start nicht immer ganz reibungslos verläuft und dass auch im Laufe der Stillzeit immer mal wieder Schwierigkeiten auftreten können, ist nichts Ungewöhnliches. Setze Dich deshalb nicht unter Druck, wenn es nicht auf Anhieb klappen will. Gemeinsam mit Deinem Baby wirst Du sicher bald herausfinden, was für euch am besten funktioniert. Du musst nicht die Zähne zusammenbeißen und Schmerzen beim Stillen aushalten – eine Stillberatung oder Deine Hebamme stehen Dir jederzeit mit Erfahrung und Beratung zur Seite. Viele Probleme beim Stillen sind mit der richtigen Beratung schnell vergessen, sodass einer liebevollen Stillzeit, die Du und Dein Baby beide genießen könnt, nichts mehr im Wege steht.
Häufige Beschwerden beim Stillen sind Schmerzen, wunde Brustwarzen, Milchstau, Brustentzündung (Mastitis), (vermeintlich) zu wenig Milch, zu viel Milch (Hyperlaktation), weiße Blasen auf der Brustwarze sowie eine Hefepilzinfektion (Soor) oder bakterielle Infektion.Die meisten Stillbeschwerden lassen sich mit ein wenig Zeit und Ruhe oder der Unterstützung Deiner Hebamme oder einer Stillberatung beheben.
Wärme, zum Beispiel in Form eines warmen Waschlappens wirkt schmerzlindernd bei Milchstau. Eine sanfte Brustmassage während des Stillens oder Abpumpens hilft, den Milchfluss anzuregen. Auch Stillen im Vierfüßlerstand, zusätzlichesAbpumpen, Ruhe und Erholung helfen bei Milchstau.
Für ein angenehmes Stillen sind vor allem die richtige Stillposition und gegeben falls eine Korrektur des Anlegens für Dich und Dein Baby wichtig. Auch Massagen und Wärme, etwa durch warme Brustkompressen oder eine heiße Dusche, sind eine Wohltat. Sie regen den Milchfluss an und erleichtern das Saugen.
Bei Symptomen einer Brustentzündung (Mastitis) (rote, heiße und schmerzempfindliche Brust, grippeähnliche Beschwerden, erhöhte Körpertemperatur über 38,5° Grad Celsius) solltest du Deine Ärztin/Deinen Arzt kontaktieren. Auch bei Symptomen wie berührungsempfindlichen, brennenden, juckenden und schmerzenden Brustwarzen, bei pinker oder dunkler Verfärbung, Trockenheit oder einem weißen Ausschlag solltest Du Deine Ärztin/Dein Arzt kontaktieren.