Ein sensibles Thema, mit dem sich wohl kein Elternteil auseinandersetzen möchte, über das es sich aber dennoch zu informieren lohnt, ist der plötzliche Kindstod. Betroffene Familien stehen nach dem unerklärlichen Tod ihres Säuglings vor einem Rätsel und machen sich teilweise große Vorwürfe. Eine Nachricht, die Hoffnung stiftet: Der Forschungsstand entwickelt sich stetig weiter, die Fallzahlen sind dank besserer Aufklärung bereits auf 0,02 Prozent gesunken, und erste Anhaltspunkte für die Ursache wurden schon gefunden. Was Du über den plötzlichen Kindstod wissen musst, wie Du eine sichere Schlafumgebung für Dein Baby schaffst und was Du im Notfall tun kannst, haben wir Dir gemeinsam mit den Notärzten Dr. med. Annalena Dehé und Dr. med. Lukas Dehé zusammengefasst.
Was ist plötzlicher Kindstod?
Unter dem plötzlichen Kindstod, der auch als Sudden Infant Death Syndrome (SIDS) bekannt ist, versteht man den unerwarteten Tod eines Säuglings im Schlaf. Erschreckend ist, dass der Tod aus vollständiger Gesundheit auftritt – und auch nach gründlicher Untersuchung bleibt die Todesursache ungeklärt. Das macht es für betroffene Familien besonders schwer, mit dem Verlust umzugehen. Viele frischgebackene Eltern suchen die Schuld bei sich selbst. Dabei kann der plötzliche Kindstod laut aktuellem Wissensstand nicht verhindert werden. Das Risiko sinkt bei Beachtung einiger präventiver Maßnahmen allerdings erheblich.
In den vergangenen 30 Jahren wurde viel Aufklärung über den plötzlichen Kindstod und die richtige Vorbeugung betrieben – mit einem positiven Ergebnis: Während 1988 noch 149 Kinder pro Jahr am plötzlichen Kindstod verstorben sind, waren es im Jahr 2018 nur noch 8 Babys in Österreich. Um die Fallzahlen noch weiter zu senken, beschäftigen sich Forschungsteams intensiv mit der Ermittlung der Ursache für das SIDS.
Was sind die Ursachen des SIDS?
Eine eindeutige Ursache für den plötzlichen Kindstod ist noch nicht bekannt. Vielmehr gehen Forschung und Medizin davon aus, dass mehrere Faktoren zusammenkommen und gemeinsam eine Gefahr für das Baby darstellen.
Die folgenden Einflüsse können das Risiko eines plötzlichen Kindstods erhöhen:
In der Schlafumgebung des Kindes wird geraucht.
Das Kind schläft in Bauchlage.
Decke, Kopfkissen und Kuscheltiere liegen im Babybett.
Die Mutter hat während der Schwangerschaft Drogen oder Alkohol konsumiert.
Das Baby ist generell schwer erweckbar und hat einen sehr tiefen Schlaf.
Das Atemsystem des Säuglings ist noch nicht vollständig ausgereift.
Einen Grund für den plötzlichen Kindstod möchte eine australische Forscherin nun gefunden haben. Sie entdeckte, dass die Aktivität des Enzyms Butyrylcholinesterase bei verstorbenen Kindern niedriger war als bei lebenden Säuglingen. Das Enzym sei wichtig für die Kommunikation im Gehirn, und eine zu geringe Enzymaktivität könnte dazu führen, dass das Baby nicht automatisch aufwacht, sollte die Atmung aussetzen. Um diese Studie zu belegen, müssen allerdings noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden.
Wann sinkt das Risiko?
Du fragst Dich, in welchem Alter der plötzliche Kindstod das größte Risiko für Dein Baby darstellen kann? Die meisten Todesfälle treten im ersten Lebensjahr auf, insbesondere zwischen dem zweiten und vierten Lebensmonat. Mit dem Alter des Babys sinkt also das Risiko.
Maßnahmen zur Vorbeugung von plötzlichem Kindstod
Über die Jahre haben sich einige Vorsichtsmaßnahmen bewährt, die das Risiko für den plötzlichen Kindstod erheblich minimieren. Insbesondere diesen Maßnahmen haben wir es zu verdanken, dass inzwischen nur noch 0,02 Prozent aller Säuglinge am Sudden Infant Death Syndrome versterben. Welche Maßnahmen das sind und wie Du für eine sichere Schlafumgebung für Dein Baby sorgen kannst, haben wir Dir zusammengefasst.
In Rückenlage schlafen
Schläft Dein Säugling in Rückenlage, kann das das Risiko für plötzlichen Kindstod erheblich senken. Da sich Dein Baby zunächst noch nicht eigenständig auf den Bauch oder die Seite drehen kann, stellst Du so sicher, dass es während der Schlafphasen gut atmen kann. Außerdem wird empfohlen, Dein Kind auf eine feste und luftdurchlässige Kindermatratze zu legen.
Schlafsack statt Bettdecke und Kissen
Trägt Dein Baby im Schlaf einen passenden Schlafsack, der nicht zu groß und nicht zu klein ist, mindert das das Risiko für Überwärmung und Ersticken. Vermeide deshalb, Dein Neugeborenes mit Bettwäsche bestehend aus Decke und Kissen schlafen zu legen. Zusätzliche Risikofaktoren können außerdem Kuscheltiere im Bett darstellen, weshalb Du auch sie erst zu einem späteren Lebenszeitpunkt mit ins Bett legen solltest.
Eigenes Babybett im Elternschlafzimmer
Am sichersten schläft Dein Baby, wenn es im eigenen Babybett im Elternschlafzimmer schlummern kann. Dort haben auch Du und Dein Partner/Deine Partnerin immer ein Auge auf den Nachwuchs, sollte mal ein Notfall eintreten. Außerdem wird vermutet, dass Babys nur für kürzere Phasen in den Tiefschlaf fallen, wenn sie im Elternschlafzimmer schlafen. Das liegt unter anderem daran, dass sie sich an der Atmung ihrer Eltern orientieren.
Rauchfreie Schlafumgebung
Rauchen erhöht das Risiko für den plötzlichen Kindstod erheblich. Achte daher darauf, Dein Baby von Zigarettenrauch fernzuhalten. Am wichtigsten ist jedoch ein rauchfreies Schlafzimmer, damit Dein Nachwuchs im Schlaf nicht in seiner Atmung beeinträchtigt wird.
Überwärmung vermeiden
Am liebsten schlafen Babys in einer kühlen, angenehm temperierten Umgebung. Konkret heißt das: Die Raumtemperatur im Schlafzimmer sollte zwischen 16 und 18 Grad Celsius betragen. Im Winter solltest Du zusätzlich darauf achten, dass Dein Kind nicht in direkter Nähe einer Heizung schläft. Im Sommer solltest Du direkte Sonneneinstrahlung auf den Schlafplatz vermeiden. Auch die Art und Weise, wie Du Dein Baby anziehst, kann einer Überwärmung vorbeugen. Beachte dafür zum Beispiel den TOG-Wert des Schlafsackes.
Plötzlicher Kindstod – Was tun im Notfall?
Stellst Du fest, dass Dein Baby im Schlaf keine Atmung mehr aufweist, versetzt Dich das vermutlich in einen Schockzustand. Eine schnelle Reaktion auf die ausbleibende Atmung kann Deinem Kind jedoch womöglich das Leben retten. Aber woran erkennst Du eigentlich, dass Dein Kind gerade in Gefahr ist und Du erste Hilfe leisten musst?
Blaufärbung um den Mund / im gesamten Gesicht
Auffällige Blässe
Starkes Schwitzen
Atempausen von 15 Sekunden im Schlaf
Schwere Erweckbarkeit
Um auf die Notfallsituation vorbereitet zu sein, schildern Dir die Notärzte und Eltern Dr. med. Annalena Dehé und Dr. med. Lukas Dehé von 12minutes das richtige Verhalten: „Solltest Du in diese schreckliche Situation kommen, dass Du Dein Baby leblos und ohne Atmung im Bett auffindest, beginnst Du umgehend mit der Beatmung und dann mit der Reanimation. Setze außerdem den Notruf ab oder delegiere die Notrufalarmierung an Deinen Partner/Deine Partnerin."
12minutes hilft Dir dabei, Dein Erste-Hilfe-Wissen aufzufrischen und optimal auf Baby- und Kindernotfälle vorbereitet zu sein. In einem von aktiven Notärzten entwickelten Online-Kurs mit Übungspuppe lernst Du Theorie und Praxis der Ersten Hilfe, um im Umgang mit kleineren und größeren Notfallsituationen sicher zu werden. Der Online-Kurs ist verständlich erklärt und jederzeit von zuhause aus durchführbar.
Die Möglichkeit eines plötzlichen Kindstods sorgt bei vielen werdenden Mamas und Papas bereits während der Schwangerschaft für Ängste und Sorgen. Statistiken zeigen jedoch, dass das Risiko schon durch einfache Präventionsmaßnahmen erheblich gesenkt werden kann. Bei Fragen rund um das Sudden Infant Death Syndrome und eine sichere Schlafumgebung für Dein Baby kannst Du Dich bereits vor der Geburt bei Deiner Ärztin/Deinem Arzt oder Deiner Hebamme informieren.
Als plötzlichen Kindstod bezeichnet man den unerklärlichen und unerwarteten Tod eines gesund erscheinenden Säuglings im Schlaf. Charakteristisch für das Sudden Infant Death Syndrome ist, dass keine Todesursache festgestellt werden kann.
Das Risiko für plötzlichen Kindstod ist im ersten Lebensjahr – insbesondere zwischen dem zweiten und vierten Lebensmonat – erhöht. Mit steigendem Alter des Babys sinkt auch das Risiko.
Effektive Maßnahmen zur Vorbeugung des plötzlichen Kindstods sind vor allem:
Rauchfreie Schlafumgebung
Schlafen in Rückenlage
Schlafsack statt Bettdecke und Kissen
Keine Kuscheltiere im Babybett
Eigenes (Beistell-)Bett im Elternschlafzimmer
Raumtemperatur im Schlafzimmer zwischen 16 und 18 Grad Celsius
Mit diesem Artikel möchten wir Dich über ein wichtiges Thema aufklären und Dir relevante Informationen liefern, die bereits von Expertinnen/Experten geprüft wurden. Dennoch können die hier aufgeführten Ratschläge nie die persönliche Beratung durch Deine Ärztin/Deinen Arzt oder Deine Hebamme ersetzen. Wende Dich bei Fragen und für eine professionelle Betreuung deshalb immer an Dein medizinisches Fachpersonal.