Etwa 7 bis 15 Prozent aller Paare in Deutschland sind ungewollt kinderlos. Wenn sie auch
nach längerer Zeit auf natürlichem Wege nicht schwanger werden oder andere Umstände gegen eine natürliche Befruchtung sprechen, ziehen viele von ihnen medizinische Hilfe in Betracht, ihren Kinderwunsch doch noch zu erfüllen. Die Möglichkeiten sind vielfältig und reichen von Zyklusbeobachtung und Hormonbehandlung bis zur künstlichen Befruchtung. In diesem Artikel findest Du einen Überblick über die häufigsten Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung und für wen sie geeignet sind.
Wenn Du Dich ausführlicher für Ursachen, Diagnostik und weitere Behandlungsmöglichkeiten bei Kinderwunsch interessierst, findest Du im Artikel “Kinderwunsch und Fruchtbarkeitsbehandlung” weitere Informationen von LILLYDOO Frauenarzt Christian.
Welche Ursachen kann es geben, dass eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege nicht zustande kommt?
Die Gründe für das Ausbleiben einer Schwangerschaft können sowohl auf weiblicher als auch auf männlicher Seite liegen. Die häufigsten Gründe für Fruchtbarkeitsstörungen der Frau sind hormonell bedingt, aber auch organische Probleme wie Fehlbildungen an den Eileitern oder der Gebärmutter können dahinterstecken. Darüber hinaus können akute oder vergangene Infektionen eine Schwangerschaft ebenso erschweren wie Erkrankungen des Blutgerinnungssystems und immunologische Störungen zwischen den Partnern. Auf männlicher Seite kann eine eingeschränkte Spermienqualität der Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch sein. Störungen des Erbguts (genetische Veränderungen) können selbstverständlich bei Mann und Frau vorliegen und ebenfalls Grund einer Fertilitätsstörung sein.
Auch bei regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr ist es ganz natürlich, wenn eine Schwangerschaft erst nach einem oder sogar zwei Jahren eintritt. Deshalb empfiehlt LILLYDOO Frauenarzt Christian, solange die Frau einen regelmäßigen Zyklus hat und beim Mann keine fruchtbarkeitseinschränkende Krankheit bekannt ist, frühestens nach einem Jahr mit einer medizinischen Diagnostik oder Behandlung zu beginnen.
Die Diagnose der Frauenärztin/des Frauenarztes beziehungsweise der Urologin/des Urologen ist dann ausschlaggebend für den weiteren Verlauf der Behandlung. Erst wenn die Behandlungen, die in der gynäkologischen Praxis möglich sind, keine Wirkung zeigen oder die Diagnose es erfordert, ist die Beratung in einer Kinderwunschklinik sinnvoll.
Welche Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung gibt es?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung, auch assistierte Reproduktionstechnik (ART) genannt. Ziel der medizinischen Behandlungen ist es immer, Eizelle und Spermium nachzuhelfen, leichter zusammenzufinden und erfolgreich miteinander zu verschmelzen. Welche Form der künstlichen Befruchtung für Dich in Frage kommt, hängt immer von der Diagnose ab und wird gemeinsam mit Deiner beratenden Ärztin/Deinem beratenden Arzt entschieden. Hier findest Du eine Übersicht der häufigsten Methoden:
Interuterine Insemination (IUI)
Hierbei handelt es sich um die häufigste Methode der assistierten Befruchtung, bei der der Samen direkt in die Gebärmutter oder unmittelbar davor im Gebärmutterhals oder Muttermund platziert wird. Da bei der IUI Ei- und Samenzelle zwar zusammengebracht werden, ihre Verschmelzung jedoch natürlich erfolgt, ist die Methode nur dann geeignet, wenn keine schwerwiegenden Ursachen für das Ausbleiben einer Schwangerschaft vorliegen.
Für die IUI werden Zyklus und Eisprung zunächst genau überwacht, um die fruchtbaren Tage der Frau abzupassen. Bei einem unregelmäßigen Zyklus oder wiederholt ausbleibendem Eisprung findet unter Umständen vor der Insemination eine zusätzliche Hormonbehandlung statt, um die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Befruchtung zu erhöhen. Die Insemination selbst kann dann mit frischem oder tiefgefrorenem Samen des Partners oder Spendersamen durchgeführt werden. Um die Qualität zu optimieren, werden die Samenzellen zunächst im Labor gereinigt und nach ihrer Qualität selektiert. Anschließend werden sie mit Hilfe einer Spritze und eines Katheters möglichst kurz vor oder direkt nach dem Eisprung über die Vagina vor dem Muttermund oder in den Zervixkanal innerhalb des Muttermundes eingeführt.
In-vitro-Fertilisation (IVF)
Wenn umgangssprachlich von künstlicher Befruchtung die Rede ist, ist meist die In-vitro-Fertilisation gemeint – sie ist die älteste Methode der assistierten Befruchtung. Dabei werden Ei- und Samenzelle im Labor zusammengeführt und anschließend in die Gebärmutter übertragen. Da die Befruchtung also außerhalb des Körpers stattfindet, ist die
IVF beispielsweise geeignet, wenn die Frau unter einem Eileiterverschluss oder Endometriose leidet, Antikörper gegen die Samenzellen ihres Partners aufweist (dann meist in Kombination mit einer speziellen Immuntherapie) oder dessen Samenqualität schlecht ist. Die Behandlung umfasst verschiedene Phasen, die über mehrere Wochen laufen.
1. Hormonelle Stimulation und Follikelpunktion:
Über die Gabe von Hormonen werden die Eierstöcke zunächst zur Eizellreifung angeregt. Nach etwa 14 Tagen wird dann der Eisprung gezielt ausgelöst und im Idealfall fünf bis zehn herangereifte Eizellen unter Narkose mit einer feinen Nadel über die Vagina aus dem Eierstock entnommen (Follikelpunktion).
2. Künstliche Befruchtung im Labor
In einem speziellen Nährmedium werden die Eizellen dann mit dem Samen des Partners
beziehungsweise eines Spenders zusammengeführt, welches vorher im Labor gereinigt und zentrifugiert wurde, um die Wahrscheinlichkeit für mögliche Abstoßungsreaktionen mit der weiblichen Eizelle zu minimieren. Ei- und Samenzelle kommen anschließend in den warmen Brutschrank. Schon nach einem Tag kann mit dem Mikroskop untersucht werden, ob die Befruchtung erfolgreich war und gegebenenfalls befruchtete Eizellen für den Transfer ausgewählt werden.
3. Eizellentransfer
War die Befruchtung erfolgreich, können zwei bis fünf Tage nach der Entnahme maximal zwei befruchtete Eizellen mit Hilfe eines Katheters in die Gebärmutterhöhle eingesetzt werden. Hier nisten sich nun im besten Fall eine oder beide ein, wobei sie meist mit der Gabe verschiedener Hormone oder, abhängig vom Fertilitätsproblem, medikamentös unterstützt werden. Ob die Einnistung erfolgreich war und zu einer Schwangerschaft geführt hat, kann nach etwa zwei Wochen festgestellt werden.
Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Die ICSI geht noch einen Schritt weiter, um die Befruchtung zu unterstützen. Bei dieser Form der assistierten Reproduktionstechnik wird ein einzelnes Spermium unter dem Mikroskop mit einer feinen Pipette direkt ins Innere einer zuvor entnommenen Eizelle gespritzt. Da für diese Methode theoretisch nur jeweils eine befruchtungsfähige Ei- und eine Samenzelle ausreichen, ist sie für Paare geeignet, bei denen die Fruchtbarkeit des Mannes eingeschränkt ist, wenn beide Partner unter Fruchtbarkeitsstörungen leiden oder wenn die Ursache für das Ausbleiben einer Schwangerschaft unklar ist. Die ICSI umfasst mehrere Schritte und beginnt, wie auch die In-vitro-Fertilisation, mit der Reifung und Entnahme von Eizellen:
1. Hormonelle Stimulation und Follikelpunktion:
Mit Hilfe von Hormonen wird die Eizellenreifung in den Eierstöcken angeregt. Nach circa 14 Tagen wird der Eisprung ausgelöst und möglichst viele reife Eizellen über eine Follikelpunktion entnommen.
2. Samenprobe und künstliche Befruchtung
Wenn die Eizellen entnommen werden, muss frisches oder aufbereitetes, tiefgefrorenes
Sperma (vom Partner oder aus einer Samenspende) bereitliegen, aus dem die Ärztin/der Arzt ein geeignetes,,möglichst reifes, mikroskopisch unauffälliges Spermium zur Befruchtung auswählt. Mit einer feinen Pipette wird die Samenzelle unter dem Mikroskop direkt ins Innere der Eizelle injiziert. Die befruchtete Eizelle kommt anschließend in den Brutschrank. Es ist auch möglich, auf diese Weise mehrere Eizellen auf einmal zu befruchten – übertragen werden im nächsten Schritt trotzdem maximal zwei Embryos. Die restlichen Eizellen können mit Kryokonservierung (das heißt mithilfe von flüssigem Stickstoff) tiefgefroren und aufbewahrt werden.
3. Eizellentransfer
Nach zwei bis drei Tagen zeigt sich, ob die Prozedur erfolgreich war. Entwickelt sich die befruchtete Eizelle weiter, wird sie mit Hilfe eines Katheters über die Vagina in die Gebärmutterhöhle eingesetzt, wo sie sich hoffentlich einnistet. Insgesamt dauert der gesamte Prozess der ICSI bis zu 20 Tage.
Tesikuläre Spermienextraktion/mikrochirurgische Epididymale Spermienaspiration (TESE/MESA)
Diese beiden operativen Verfahren zur Spermiengewinnung kommen zum Einsatz, wenn das männliche Spermiogramm deutlich eingeschränkt ist, also beispielsweise die Samenflüssigkeit zu wenige Spermien enthält. Bei etwa der Hälfte aller scheinbar unfruchtbaren Männer lassen sich mit diesen medizinischen Behandlungen noch aktive Spermien finden. Bei der MESA werden einer oder beide Nebenhoden, in denen die Spermien heranreifen, unter Vollnarkose mit einer feinen Kanüle punktiert. Die entnommene Flüssigkeit wird anschließend unter dem Mikroskop auf aktive, reife Spermien untersucht. Bei der TESE wird über einen kleinen Schnitt unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose Hodengewebe entnommen und direkt darauf im Labor untersucht. Sind in der entnommenen Flüssigkeit beziehungsweise im Gewebe befruchtungsfähige Spermien enthalten, wird die Probe mit Hilfe von Kryokonservierung eingefroren und aufbewahrt. Die
gewonnen Spermien können wieder aufgetaut und aufbereitet werden, um für eine ICSI
genutzt zu werden.
Was gibt es bei der Behandlung zur künstlichen Befruchtung zu bedenken?
Die Medizin bietet heute zahlreiche Möglichkeiten, einen unerfüllten Kinderwunsch doch noch zu erfüllen. Wie bei allen medizinischen Behandlungen kann es jedoch auch bei den Verfahren zur künstlichen Befruchtung zu Nebenwirkungen und Komplikationen kommen – physisch wie psychisch. Frauenarzt Christian betont, dass eine seriöse Antwort auf die Frage, wie wahrscheinlich es durch ein bestimmtes Verfahren zu einer Schwangerschaft kommt, nicht möglich ist. Zu viele individuelle Faktoren spielen eine Rolle und nicht selten sind mehrere Versuche nötig, bevor eine erfolgreiche Schwangerschaft eintritt und eine hundertprozentige Erfolgsquote bieten leider auch mehrmalige Anläufe nicht. Das Warten auf die ersehnte Schwangerschaft kann sich so als Geduldsprobe erweisen und auch die
Behandlung(en) selbst, die in der Regel mit zahlreichen Untersuchungen und Medikamenten einhergehen, empfinden einige Patientinnen/Patienten als große Belastung. Deshalb ist nicht nur die ausführliche Beratung zu Beginn einer Behandlung, sondern auch die Unterstützung währenddessen so wichtig.
Bei all ihren Möglichkeiten unterliegt die Fortpflanzungsmedizin gleichzeitig strengen
Regeln. In Deutschland ist sie durch das Embryonenschutzgesetz geregelt, die Bundesärztekammer und der gemeinsame Bundesausschuss der Ärztinnen/Ärzte und
Krankenkassen legen außerdem zusätzliche Handlungsrichtlinien fest. In Österreich und der Schweiz regelt das jeweilige Fortpflanzungsmedizingesetz den Rahmen der Reproduktionsmedizin.
Für viele Menschen ist eine künstliche Befruchtung die Chance, den Wunsch nach
einer Schwangerschaft doch noch wahr werden zu lassen. Wenn Du Dich für eine medizinische Behandlung interessierst oder Dich über die unterschiedlichen Möglichkeiten informieren möchtest, ist eine ausführliche und professionelle Beratung der erste Schritt. Deine Frauenärztin/Dein Frauenarzt ist dabei in der Regel Deine wichtigste Ansprechpartnerin/Dein wichtigster Ansprechpartner. Doch nicht nur medizinische Unterstützung ist bei einer Kinderwunschbehandlung ausschlaggebend: Wenn Du spürst, dass Dich das Thema psychisch belastet, teile Deine Gefühle mit Deiner Partnerin/Deinem Partner, sodass ihr euch gegenseitig unterstützen könnt. Darüber hinaus kannst Du zahlreiche Beratungsangebote, den Austausch in einer Therapie oder einer Selbsthilfegruppe in Anspruch nehmen, wenn Du das möchtest.
Wie auch immer er aussieht: Wir hoffen, dass Du den für Dich richtigen Weg findest und wünschen Dir alles Gute dabei!