Du bist schwanger und kannst es vermutlich kaum erwarten, Dein Baby in den Armen zu halten. Bevor die aufregende Zeit als kleine Familie beginnt, möchtest Du die letzten Wochen der ungestörten Zweisamkeit mit Deiner Partnerin/Deinem Partner vielleicht noch einmal nutzen, um gemeinsam in den Urlaub zu fliegen. Oder Dein Job erfordert, dass Du hin und wieder in den Flieger steigst. Aber ist eine Flugreise für Dich und Dein Ungeborenes bedenkenlos möglich? In diesem Artikel erfährst Du, ob das Fliegen für Dich und Dein Baby gefährlich ist und was es zu beachten gibt.
Welche Risiken und Einschränkungen gibt es?
In einzelnen Fällen wird Schwangeren von vornerein vom Fliegen abgeraten. Das kann zum Beispiel bei einer Neigung zu Früh- oder Fehlgeburten oder einer Herz-Kreislauf-Erkrankung der Fall sein. Wenn eines von beidem auf Dich zutrifft, solltest Du in jedem Fall Rücksprache mit Deiner Frauenärztin/Deinem Frauenarzt halten, bevor Du eine Flugreise planst. Falls Deine Schwangerschaft komplikationslos verläuft, ist das Fliegen mit Babybauch grundsätzlich möglich. Dennoch gibt es einige Risikofaktoren, die Du kennen solltest.
Geringerer Sauerstoffgehalt in der Atemluft
Vielleicht kennst Du es vom Wandern: Je höher der Aufstieg, desto weniger Sauerstoff steht zum Atmen zur Verfügung. Auch wenn in Flugzeugen der Sauerstoffdruck künstlich erhöht wird, ist er geringer, als wir es auf dem Boden gewohnt sind. Die Sorge, dass die Sauerstoffversorgung Deines ungeborenen Kindes dadurch beeinträchtigt wird, ist jedoch unbegründet: Forscher haben herausgefunden, dass das Herz eines Embryos sowohl bei Start, Landung, als auch bei voller Flughöhe genauso schnell schlägt wie auf der Erde, also optimal mit Sauerstoff versorgt wird.
Thrombosegefahr
In der Schwangerschaft ist das Risiko für eine Thrombose – ein Blutgerinnsel in den Venen – generell erhöht. Aufgrund des langen Sitzens und der eingeschränkten Bewegungsfreiheit ist die Gefahr auf Langstreckenflügen noch etwas höher. Achte deshalb darauf, während des Fluges ausreichend zu trinken. Wenn Du die Möglichkeit hast, stehe zwischendurch auf oder bewege Deine Beine während des Sitzens, um einem Blutgerinnsel vorzubeugen. Auch wenn sie optisch nicht so viel hermachen, empfiehlt es sich außerdem, während des Fluges Thrombosestrümpfe zu tragen.
Kosmische Strahlenbelastung
Generell bist Du bei jedem Flug einer erhöhten sogenannten Höhenstrahlung ausgesetzt. Dabei gilt: Die Belastung wächst mit der Dauer des Fluges und mit der Nähe zu den Polen. Auf Langstreckenflügen entspricht die Strahlenbelastung in etwa der einer Röntgenaufnahme des Oberkörpers. Ob von der kosmischen Strahlung tatsächlich eine Gefahr ausgeht, ist jedoch umstritten: Einige Ärztinnen/Ärzte raten werdenden Müttern in den ersten Schwangerschaftsmonaten von Flugreisen und speziell von Fernreisen ab, da die Strahlung zu Beginn der Schwangerschaft Fehlbildungen begünstigen könnte. Andere Expertinnen/Experten schätzen die kosmische Strahlenbelastung grundsätzlich als ungefährlich für Mutter und Kind ein. Wenn Du beruflich viel fliegen musst oder Dir unsicher bist, frage auf jeden Fall Deine Frauenärztin/Deinen Frauenarzt um Rat.
Einschränkungen bei der Wahl des Reiselandes
Abhängig davon, wie weit Deine Schwangerschaft fortgeschritten ist, kann es sein, dass die Einreise in bestimmte Länder nur eingeschränkt oder gar nicht möglich ist. In den USA beispielsweise kann Schwangeren die Einreise verweigert werden, wenn befürchtet wird, dass ihr Kind innerhalb des Landes zur Welt kommen könnte, denn damit würde es automatisch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten. Aus diesem Grund wird bei der Einreise auch ein Nachweis darüber verlangt, dass Du ausreichend krankenversichert bist und vorhast, die USA rechtzeitig vor der Geburt wieder zu verlassen. In Singapur wird für die Einreise ab dem 6. Schwangerschaftsmonat ein sogenannter "Social Visit Pass" verlangt, der bestätigt, dass es sich bei Deinem Aufenthalt um einen kurzzeitigen privaten Besuch handelt. Diesen kannst Du im Vorfeld bei der Botschaft oder im Konsulat beantragen. Um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, raten Ärzte Schwangeren außerdem von Reisen in Gelbfieber- und Malariagebiete ab. Am besten informierst Du Dich rechtzeitig, welche Bestimmungen für die Destination Deiner Wahl gelten.
Wann ist während der Schwangerschaft der beste Zeitpunkt zum Fliegen?
1. Trimester
Ob im ersten Trimester das Risiko für Fehlbildungen des Embryos durch das Fliegen begünstigt wird, ist umstritten. Nichtsdestotrotz sind die ersten drei Schwangerschaftsmonate möglicherweise nicht die beste Wahl, wenn Du verreisen möchtest. Denn: Viele Frauen leiden zu Beginn der Schwangerschaft unter Übelkeit und Unwohlsein und können sich ohnehin nur schwer vorstellen, in ein Flugzeug zu steigen.
2. Trimester
Das zweite Schwangerschaftsdrittel gilt als ideal für Flugreisen: Die erste, sensible Zeit der Schwangerschaft mit ihren möglichen Anfangsproblemen ist vorüber und viele werdende Mamas verspüren neuen Elan. Gleichzeitig ist Dein Bauch zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich noch nicht so groß, dass er Dir beim Fliegen hinderlich sein könnte.
3. Trimester
Auch im dritten und letzten Trimester kannst Du noch problemlos fliegen – wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Entscheidend ist zunächst, wie Du Dich fühlst und ob Du Dir einen Flug zutraust. Im Zweifel solltest Du immer Deine Hebamme oder Deine Ärztin/Deinen Arzt um Rat bitten. Je weiter Deine Schwangerschaft fortgeschritten ist, desto größer wird die Gefahr einer ungeplanten Geburt. Die meisten Airlines verlangen deshalb ab einer bestimmten Schwangerschaftswoche ein Attest, damit sie die Schwangere mitfliegen lassen. In dem Attest muss Deine Ärztin/Dein Arzt eine komplikationslose Schwangerschaft und Deine Flugtauglichkeit bestätigen. Ab wann das notwendig ist, ist bei jeder Fluglinie unterschiedlich, meist jedoch ab der 34. bis 36. Schwangerschaftswoche, bei Mehrlingsschwangerschaften in der Regel ab der 29. Woche. Erkundige Dich dazu am besten direkt bei der Airline, mit der Du fliegen möchtest.
Worauf sollte ich beim Fliegen achten?
Vor dem Flug
Informiere Deine Fluggesellschaft rechtzeitig über Deine Schwangerschaft. So hast Du zum Beispiel Anspruch auf Vorrang beim Check-In und Boarding und vermeidest lange Steh- und Wartezeiten. Mit etwas Glück bekommst Du einen Platz am Notausgang oder zumindest am Gang, damit Du Dir zwischendurch die Beine vertreten kannst. Außerdem erfährst Du, ob Du ein Attest benötigst.
Auch wenn Du Dich zum Zeitpunkt der Buchung gut fühlst, empfiehlt es sich, sicherheitshalber eine Reiserücktrittsversicherung abzuschließen. Solltest Du den Flug doch nicht antreten können oder wollen, bekommst Du so zumindest einen Teil der Kosten zurückerstattet.
Informiere Dich über die ärztliche Versorgung am Zielort. Einen (gegebenenfalls deutschsprachigen) Ansprechpartner vor Ort zu wissen kann im Notfall Zeit und Nerven sparen.
Vereinbare kurz vor dem Abflugtag einen Termin bei Deiner Frauenärztin/Deinem Frauenarzt. Sie oder er kann Dir sagen, ob Deinem Flug nichts im Wege steht, wenn nötig das erforderliche Attest ausstellen und Dich so beruhigt auf die Reise schicken.
Trage Deinen Mutterpass und zur Sicherheit auch eine Kopie davon während des Fluges bei Dir. Eventuell musst Du ihn beim Check-In vorzeigen, außerdem sollte er im Notfall immer griffbereit sein.
Indem Du rechtzeitig alle notwendigen Vorbereitungen triffst und Dich mit genug Vorlaufzeit auf den Weg zum Flughafen machst, vermeidest Du am Abflugtag unnötigen Stress.
Während des Fluges
Wähle am Tag des Fluges möglichst lockere und komfortable Kleidung, damit Du es auch während eines Langstreckenfluges bequem hast.
Ziehe für die Dauer des Fluges Thrombosestrümpfe an, um das Risiko für ein Blutgerinnsel so gering wie möglich zu halten.
Schließe den Gurt unterhalb Deines Babybauches, damit er bei möglichen Flugturbulenzen nicht einschneiden und Dein Baby verletzen kann.
Trinke während des Fluges genug Wasser, um Deinen Kreislauf und Deine Blutzirkulation in Schwung zu halten.
Wenn möglich, stehe zwischendurch immer mal wieder auf und gehe einige Schritte. Auch die Bewegung regt die Durchblutung an.
Solange Du gesund bist und Deine Schwangerschaft ohne Komplikationen abläuft, steht einer Flugreise mit Babybauch also nichts im Wege. Die Entscheidung vom Fliegen hängt von Deinem eigenen Gefühl und der Einschätzung Deiner Ärztin/Deines Arztes ab. Falls Du den Flug für eine gemeinsame Auszeit mit Deiner Partnerin/Deinem Partner nutzt, findest Du alles Wissenswerte rund um den vorerst letzten Urlaub zu zweit in unserem Magazinartikel "Babymoon – Der Reisetrend für Schwangere".
Wir wünschen Dir und Deinem Baby einen guten Flug und eine entspannte Reise! :)