Fast jedes dritte Kind in Deutschland, Österreich und der Schweiz wird inzwischen per Kaiserschnitt entbunden. An die Operation erinnert später meist noch eine schmale Narbe knapp oberhalb des Schambeins. Anfangs kann diese jedoch recht auffällig sein. Wenn Du einige Kleinigkeiten beachtest, wird sie in ein paar Monaten aber nur noch als feiner weißer Strich zu sehen sein. In diesem Artikel verraten wir Dir, wie Du nicht nur die äußere, sondern auch die innere Heilung Deiner Narbe selbst unterstützen kannst. Dazu findest Du außerdem eine Anleitung für eine heilende Narbenmassage.
Der Kaiserschnitt, medizinisch „Sectio caesarea“, verdankt seinen Namen dem Mythos, der römische Kaiser Caesar sei auf diese Weise auf die Welt geholt worden. Bestätigen kann das heute zwar niemand mehr, Fakt ist aber, dass diese Art der Entbindung inzwischen gängige Praxis ist. Der etwa 10 bis 20 cm lange Schnitt wird am Ende der Operation mit einer Naht oder mit Klammern verschlossen. Die Wunde verklebt innerhalb weniger Stunden und nach fünf bis zehn Tagen können die Fäden gezogen beziehungsweise die Klammern entfernt werden. Nach drei Wochen ist die äußere Wunde dann in der Regel gut verheilt. Wahrscheinlich ist Deine Narbe zu Beginn noch rot und etwas geschwollen. Bis sie ihren endgültigen Zustand erreicht hat, dauert es unter Umständen bis zu einem Jahr. Aber bereits, wenn die Kruste abgefallen ist, kannst Du mit der Narbenpflege beginnen und so dazu beitragen, dass Deine Narbe möglichst unauffällig wird. Narbenpflege ist aber nicht nur aus ästhetischen Gründen sinnvoll: Nach einem Kaiserschnitt können im Bereich der Narbe Gefühlsstörungen wie Taubheit oder Kribbeln auftreten, wenn Muskelfasern und Nervenenden während des Eingriffs in Mitleidenschaft gezogen wurden. Mit gezielter Stimulation kannst Du ihre Regeneration fördern.
Duschen statt baden
Normalerweise spricht nichts dagegen, bereits am Folgetag Deines Kaiserschnitts zu duschen. Natürlich nur, falls Du Dich schon wieder ausreichend fit fühlst. Die Wunde kannst Du anschließend vorsichtig mit einem sauberen Handtuch trockentupfen. Verzichte in den ersten Tagen auf Duschzusätze für den Körper, um Deine Wunde nicht zu sehr zu reizen. Sobald die Fäden beziehungsweise Klammern entfernt wurden, ist aber auch die Verwendung von Duschgel und Seife unproblematisch. Mit einem Vollbad geduldest Du Dich am besten noch ein bisschen, bis die Kaiserschnittnarbe vollständig verheilt ist, damit vorher das Gewebe nicht zu sehr aufweicht.
Lockere Kleidung tragen
Damit Deine Kleidung nicht an Deiner Narbe scheuert und kein Druck auf dem Bereich lastet, steige in der ersten Zeit auf weiche, lockere Unterwäsche und Hosen um. Du wirst selbst am besten spüren, wann Du die engen Jeans wieder hervorholen kannst, ohne dass es sich unangenehm anfühlt.
Nicht schwer heben
Wenn die äußere Wunde verheilt ist, vergisst man schnell, dass auch innerlich ein großer Eingriff vorgenommen wurde. Und dessen Verletzungen brauchen deutlich länger zum Heilen, als es von außen sichtbar ist. Daher vermeide in den ersten Monaten nach dem Kaiserschnitt, schwer zu heben und trage zum Beispiel große Einkäufe in mehreren Gängen in die Wohnung. Die Signale Deines Körpers sind dabei der beste Ratgeber, wie viel Du Dir zumuten kannst. Dein Baby kannst Du in der Regel von Anfang an unbesorgt tragen.
Einen Bauchgurt tragen
Während der Schwangerschaft werden die Bauchmuskeln stark gedehnt. Ein Bauchgurt kann Deinem Bauch nach der Geburt Halt geben und so die Rückbildung unterstützen. Das gilt zwar auch nach einer natürlichen Geburt, gerade nach einem Kaiserschnitt schätzen viele Frauen das stabilisierende Gefühl aber besonders, da sie aufgrund der Operation erst später mit rückbildenden Übungen beginnen können.
Sonnenlicht vermeiden
Schütze Deine Kaiserschnittnarbe vor direkter Sonneneinstrahlung. Wie bei jedem Narbengewebe ist dort die Pigmentierungsfähigkeit der Haut beeinträchtigt, sodass UV-Strahlung eine dauerhafte helle oder dunkle Verfärbung der Narbe zur Folge haben kann. Im Alltag ist es aufgrund der Platzierung der Narbe für Dich wahrscheinlich kein Problem, sie vor Sonne zu schützen. ;) Nur auf Solariumbesuche und Sonnenbaden solltest Du im ersten Jahr besser verzichten.
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Narbenmassagen durchführen
Sobald Deine Narbe äußerlich abgeheilt ist, kannst Du damit beginnen, sie regelmäßig zu massieren. Das hat in vielerlei Hinsicht einen positiven Effekt: Zum einen machen die Massagen das Gewebe geschmeidig, damit Deine Narbe nicht spannt oder sich unangenehm vom umliegenden Bereich abhebt. Darüber hinaus wird die Durchblutung angeregt und so auch die körpereigene Wundheilung gefördert. Und schließlich trägt die Stimulation zur Regeneration der Nervenzellen bei, was bei Taubheitsgefühlen helfen kann. Zur Massage kannst Du zum Beispiel ein natürliches Mandelöl oder Ringelblumensalbe verwenden. Letztere wirkt zusätzlich entzündungshemmend und schwellungslindernd. Aufgrund seiner antibakteriellen Wirkung eignet sich alternativ auch Johanniskrautöl zur Narbenmassage. Spezielle Narbencremes sind normalerweise nicht notwendig. Der positive Effekt der Massagen wird eher durch die Berührung als durch das aufgetragene Produkt ausgelöst. Beim Massieren solltest Du Deine Narbe möglichst nicht auseinanderziehen. Streiche stattdessen in kreisenden Bewegungen zu ihr hin oder fahre mit zwei Fingern rechts und links der Narbe entlang. Weitere Massagetechniken haben wir Dir in unserer Infografik zusammengestellt. Idealerweise führst Du die Massage zweimal am Tag für 5 bis 10 Minuten durch. Die Berührungen sollten dabei niemals schmerzhaft oder unangenehm für Dich sein!
Diese Techniken kannst Du – einzeln oder in Kombination – bei einer einfachen, aber effektiven Narbenmassage anwenden:
Im Zweifel Deine Hebamme fragen oder zum Arzt gehen
Während des Wochenbetts wird Deine Hebamme den Heilungsverlauf Deiner Kaiserschnittnarbe regelmäßig überprüfen und schauen, ob alles in Ordnung ist. In der Regel verheilen die Verletzungen des Eingriffs sehr unkompliziert. Anfangs können noch bläuliche Hämatome oder Gewebswasser-Ansammlungen in Form kleiner Knubbel um die Wunde auftreten. Das ist ganz normal. Sie werden vom Körper für gewöhnlich innerhalb von zwei bis drei Wochen von alleine wieder abgebaut. Auch wenn Deine Narbe irgendwann zu jucken beginnt, brauchst Du Dir keine Sorgen machen. Im Gegenteil ist das sogar ein Zeichen dafür, dass Deine Wunde heilt. Das Jucken wird von den durchtrennten Nervenenden ausgesendet, wenn sie durch nachwachsendes Bindegewebe gereizt werden. Wenn Dir jedoch etwas ungewöhnlich erscheint, scheue Dich nicht, Deine Hebamme oder Deine Ärztin/Deinen Arzt darauf anzusprechen. Beginnt Deine Narbe zum Beispiel unangenehm zu pochen oder nach vorheriger Besserung plötzlich zu schmerzen, kann das ein Zeichen für eine Infektion sein. Auch bei Fieber, starkem Brennen oder dem Austreten von Wundflüssigkeit, Blut oder Eiter wendest Du Dich am besten immer schnellstmöglich an Deine Hebamme oder Deine Ärztin/Deinen Arzt.
Sissis Tipp: Ein Narbenpflaster verwenden
Solltest Du mit schlechter Wundheilung und einer wulstigen Narbe zu kämpfen haben, empfiehlt unsere LILLYDOO Hebamme Sissi Rasche ein spezielles Silikonpflaster. Es verschließt den Narbenbereich wasser- und luftdicht und erhöht so an dieser Stelle die Hauttemperatur. Auf diese Weise werden Deine Stoffwechselprozesse angeregt und die Regeneration des Bindegewebes unterstützt. So hilft das Pflaster, das Du in jeder Apotheke bekommst, Deine Narbe flacher und blasser werden zu lassen. Verwenden solltest Du es aber erst nach vollständigem Wundverschluss und dem Entfernen der Fäden beziehungsweise Klammern.
Manche Frauen empfinden ihre Narbe als vermeintlichen Makel und können es kaum erwarten, dass diese endlich dezenter wird. Meist dauert es mindestens sechs Monate, bis der Schnitt beginnt blasser zu werden. Habe also etwas Geduld mit Deiner Narbe. Und auch, wenn sie trotz Pflege und Massagen auffälliger bleiben sollte, ist Deine Kaiserschnittnarbe nichts, wofür Du Dich schämen musst. Schließlich ist sie eine bleibende Erinnerung an etwas Wunderschönes – die Ankunft Deines kleinen Entdeckers!