Doula?! Vielleicht geht es Dir wie vielen und Du hast noch nie zuvor von diesem Beruf gehört. Um das zu ändern, stellen wir Dir Natalia und Sarah von Schwesterherzen Doulas aus München vor, die Schwangere während dieser besonderen Zeit begleiten und unterstützen. Im Interview erklären sie Dir die Vorteile einer Doula, wie sie selbst zu dem Beruf gekommen sind und was die Betreuung kostet.
Die Arbeit als Doula
Liebe Natalia, liebe Sarah, mögt ihr uns vorab erklären, was eine Doula überhaupt ist und wie sich von einer Hebamme und einer Mütterpflegerin unterscheidet?
Eine Doula ist wie eine geburtserfahrene Freundin auf Zeit, die Dich während der Schwangerschaft, zur Geburt sowie in der ersten Zeit danach emotional begleitet und für Dich da ist. Im Gegensatz zu Hebammen haben wir keine medizinische Ausbildung, führen keine Untersuchungen durch und geben auch keine medizinischen Ratschläge. Oft kontaktieren uns Frauen, die keine Hebamme finden. Wir sind jedoch kein Ersatz für eine Hebamme, sondern arbeiten Hand in Hand mit ihnen und ergänzen ihre Arbeit, indem wir uns ganz auf die Frau und ihren Partner/ihre Partnerin fokussieren. Die Doula ist also Teil dieses berühmten „Dorfes”, das man braucht, um ein Kind großzuziehen.
Mütterpflegerinnen hingegen unterstützen Frauen/Paare während des Wochenbetts im Haushalt und kümmern sich auch um das Baby oder die Geschwister.
Wie sieht die Ausbildung zur Doula aus?
Doula ist keine geschützte Bezeichnung. Daher gibt es mittlerweile viele unterschiedliche Ausbildungen und auch die Doula-Angebote unterscheiden sich teilweise stark: Von reiner Online-Begleitung bis hin zu Postpartum-Spezialistinnen ist alles dabei.
Als wir unsere Ausbildung begonnen haben, gab nur sehr wenige Angebote. Zum Teil war es Voraussetzung, mindestens 30 Jahre alt zu sein und schon selbst ein Kind zu haben – das ist heute nicht mehr überall der Fall. Bei uns ging es darum, zu lernen, möglichst unvoreingenommen für Frauen/Familien da sein zu können und dabei die Kompetenzbereiche von anderen Berufsgruppen zu wahren. Uns wurden Tools gezeigt, wie wir Frauen in dieser Zeit gut begleiten und individuell bestärken können. Außerdem durften wir viel unterschiedliche Literatur studieren und uns über die Inhalte austauschen.
Der Doula-Beruf ist rein emotional und die Ausbildung lässt sich nicht mit einem technischen Beruf vergleichen, sondern besser mit einem Coaching.
Es hängt immer von einem selbst ab, was man mit dem Input macht – so ist schlussendlich jede Doula anders und die Betreuung komplett individuell.
Was hat euch motiviert, Doula zu werden?
Wie bei den meisten Doulas, waren es auch bei uns die eigenen, leider eher negativen Erfahrungen bei der Geburt. Das hat uns motiviert, diese besondere Zeit im Leben von Familien besser begleiten zu wollen. Jede Schwangerschaft und jede Geburt ist so bedeutsam und etwas sehr Prägendes für die Frau, aber auch für den Partner/die Partnerin. Du wirst Dich Dein Leben lang an diese Zeit erinnern. Wir wollen, dass Frauen durch positive Erinnerungen gestärkt in diesen neuen Lebensabschnitt starten.
Was liebt ihr an eurer Arbeit?
Es ist einfach unsere Herzangelegenheit. Wir finden alles rund um die Themen Schwangerschaft, Geburt und Elternwerden super spannend. Von diesen Themen können wir nie genug bekommen und bilden uns kontinuierlich weiter.
Zudem ist es sehr emotional. Wir lieben, dass es so eine persönliche Arbeit ist. Uns berührt eine Geburt jedes Mal und es ist ein tolles Gefühl, diese einmalige Erfahrung bestmöglich mitzugestalten. Uns freut sehr, wenn wir zum Beispiel ein Jahr nach der Geburt noch eine Karte zum ersten Geburtstag des Kindes bekommen. Manchmal fragen wir uns, ob dieses Gefühl jemals aufhört. Aber jede Geburt und jedes Paar sind so verschieden, deshalb bleibt es wahrscheinlich immer aufregend.
Vorteile der Doula-Betreuung
Was macht eure Unterstützung so wertvoll und welche Vorteile bringt die Betreuung durch eine Doula?
Im Großen und Ganzen ist es das Dasein. Insbesondere während der Geburt bietet unsere Betreuung den Vorteil, dass wir keinen Schichtwechsel haben. Wir sind während der Geburt rund um die Uhr da – egal, wie lange es dauert. Wir konzentrieren uns auf die Frau und bieten ihr genau die Unterstützung, die sie benötigt. Dadurch entlasten wir auch den Partner/die Partnerin, die so nicht allein verantwortlich für den Beistand sind und sich immer an uns wenden können, wenn sie unsicher sein sollten oder eine Pause brauchen. Es gibt Studien, die bekräftigen, dass die kontinuierliche Begleitung von einer Person, die weder aus Deinem persönlichen Umfeld noch Teil der Geburtsteams im Krankenhaus ist, aber die Du dennoch kennst und der Du vertraust, einen positiven Effekt auf die Geburt hat. Es werden zum Beispiel weniger Schmerzmittel eingesetzt und die Geburt insgesamt wird nachträglich besser bewertet.
Wir müssen dazu sagen, dass es leider seit Coronabeginn in vielen Kliniken schwieriger geworden ist, da die Frauen häufig nur eine Begleitperson mitnehmen dürfen. Sprich, sie müssen sich zwischen der Doula und dem Partner/der Partnerin entscheiden. Das ist eine schwierige Situation für die Frau und hat dazu geführt, dass wir seitdem weniger Geburten begleiten. Anders ist es im Geburtshaus oder bei Hausgeburten. Hier darf die Frau weiterhin selbst entscheiden, wie ihr Team aussieht.
Ein weiterer Vorteil, den wir gegenüber einer „echten“ Freundin haben, ist, dass wir schon mehr Geburten gesehen haben und das aus einem anderen Blickwinkel. Das gibt uns neben vielen wertvollen Erfahrungen auch eine wichtige Objektivität. Uns kannst Du zu den Themen Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett komplett löchern. Du erhältst entweder Antworten oder die Kontakte zu dem richtigen Fachpersonal. Bei einer Freundin oder der Familie sind oft Hemmungen und in Gesprächen mit der Ärztin/dem Arzt oder der Hebamme fehlt häufig die Zeit. Doch wir haben Zeit und Du kannst uns mit Fragen nie nerven. Vor allem Paare, die zum ersten Mal Eltern werden, tut es gut, Orientierung zu bekommen. Wir bereiten unsere Paare individuell auf ihre Geburt vor. Das heißt, wir gehen auf ihre persönlichen Wünsche und Bedürfnisse ein oder unterstützen sie dabei, diese überhaupt erstmal herauszufinden.
Und auch nach der Geburt sind wir für die frischgebackenen Eltern da. Denn gerade dann ist es für viele Frauen wichtig, jemanden zu haben, der ihnen bei Fragen und Unsicherheiten hilft. Es ist nicht schlimm, mal nicht weiter zu wissen und sich überfordert zu fühlen. Denn oft wird sich auf die Geburt genau vorbereitet, aber das Wochenbett vergessen. Deshalb reden wir schon vor der Geburt über die Zeit danach und wollen mögliche Sorgen nehmen.
Gibt es Mütter, denen ihr die Unterstützung einer Doula ganz besonders ans Herz legen würdet?
Jeder Frau. Wenn Du gerne jemanden bei Dir haben möchtest, dem Du vertraust, der Deine Wünsche und Vorstellungen kennt und sich mit Geburten auskennt, dann kannst Du von der Unterstützung einer Doula nur profitieren.
Und die Doula lässt sich jederzeit wegschicken, falls es Dir doch zu viel wird oder Du alleine sein möchtest – schließlich ist eine Geburt eine Ausnahmesituation und man weiß vorher nie hundertprozentig, was man möchte. In der Regel wünschen sich aber fast alle Frauen emotionale Unterstützung. Es schadet also nicht, sich vor der Geburt gut aufzustellen, denn es ist natürlich schwieriger, jemanden aus dem Nichts herzuzaubern, der Dich kennt und für Dich da ist.
Wir haben gemerkt, dass Mütter, die bereits eine negative Geburtserfahrung hinter sich haben, besonders dankbar sind. Sie haben vielleicht Angst vor dem zweiten Versuch oder wissen jetzt besser, welche Begleitung sie unter der Geburt vermisst haben. Genauso kann aber eine Doula auch bei einer Frau, die ihr erstes Kind bekommt, sinnvoll sein, damit sie gar nicht erst negative Erfahrungen sammelt. Eine weitere Gruppe, die oft besonders dankbar ist, sind Frauen, die ohne Doula unter der Geburt alleine wären, zum Beispiel weil der Partner/die Partnerin das Geschwisterchen betreuen muss oder weil niemand im Umfeld da ist.
Worauf sollten Frauen bei der Wahl der Doula achten?
Am wichtigsten ist, dass Du bei der Doula ein gutes Gefühl hast und es sich vertraut anfühlt. Du musst Dir vorstellen können, mit ihr diese besondere Reise anzutreten und über intime Dinge zu sprechen. Lerne ruhig mehrere Doulas kennen. Versuche zu spüren, welche am besten zu Dir passt. Im Kennlerngespräch hast Du die Möglichkeit herauszufinden, ob ihr eine ähnliche Vorstellung von der Geburt habt und wie die Unterstützung aussehen würden. Wenn Du direkt bei Deinem ersten Gespräch ein gutes Bauchgefühl hast, solltest Du darauf hören. Weniger sinnvoll ist es, rein auf Zertifikate zu achten. Denn diese besagen nicht, wie viele Geburten die Doula schon begleitet hat und erst recht nicht, ob ihr euch sympathisch seid.
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Kosten einer Doula
Was kostet die Doula-Betreuung?
Jede Doula bestimmt ihre Preise nach ihrem Leistungsumfang selbst. Auch die Erfahrung der Doula kann Einfluss auf den Preis nehmen. So ruft eine Doula direkt nach der Ausbildung häufig einen geringeren Preis auf als eine, die schon viele Geburten begleitet hat und zum Beispiel zusätzlich Wochenbettmassagen anbietet. Die meisten Geburtsbegleitungen kosten zwischen 700 und 1.000 Euro. In den Großstädten ist es oft ein bisschen teurer. Grund für den Preis ist unsere mehrwöchige Rufbereitschaft. Wir müssen rund um die Uhr bereit sein, zur Geburt zu kommen und bis zum Ende bleiben.
Die Krankenkassen übernehmen diese Leistungen leider in der Regel nicht, deshalb kann eine Begleitung auch ein tolles Sammelgeschenk für die Schwangere sein.
Wünsche für die Zukunft
Welche Wünsche habt ihr für eure berufliche Zukunft?
Allem voran würden wir uns wünschen, dass die Tätigkeit der Doula bekannter wird und Frauen all ihre Optionen für die Geburt kennen. Davon erhoffen wir uns auch, dass die Kosten zukünftig von den Krankenkassen übernommen werden. Denn wahrscheinlich hält der finanzielle Aspekt aktuell viele Frauen und Paaren davon ab, eine Doula hinzuzuziehen. Insbesondere wenn es die erste Geburt ist, können sich die meisten noch nicht vorstellen, wofür sie so viel Geld zahlen.
Aufgrund der aktuellen Lage kommt noch der Wunsch nach weniger Einschränkungen in den Kliniken hinzu. Es wäre toll, wenn Gebärende bestimmen könnten, wen sie bei der Geburt dabeihaben möchten.
Habt ihr zum Schluss noch etwas, was ihr werdenden oder frischgebackenen Müttern raten möchtet?
Mutter werden ist wundervoll und gleichzeitig ist es anstrengend. Habe Mitgefühl mit Dir und sei Dir auch selbst eine gute Mutter. Frischgebackene Mütter neigen dazu, sich zu vergessen und das Baby rückt erstmal in den Fokus. Leider sind sie dann oft unsichtbar mit dem, was sie leisten und brauchen, und treten erst wieder in den Mittelpunkt, wenn etwas nicht mehr so gut läuft.
Sei auch ehrlich. Teile Deine Erfahrungen, wie sie wirklich waren und nicht immer nur die positiven Seiten. Das hilft uns allen weiter, wenn wir wissen, wir sind nicht alleine mit dem, was wir gerade durchleben.
Danke liebe Natalia und liebe Sarah, dass ihr uns mehr über euren wunderbaren Beruf erzählt habt. Vielleicht hast Du jetzt auch Lust bekommen, Dich über Doulas in Deiner Nähe zu informieren und Dir emotionale Unterstützung während dieser besonderen Zeit zu holen. Mehr über Natalia und Sarah findest Du auf ihrer Website und auf Instagram. Wenn Du erfahren möchtest, wie es ist als männliche Hebamme im Kreißsaal zu arbeiten, schau doch mal bei unserem Interview mit Tobias Richter vorbei.
Eine Doula lässt sich mit einer geburtserfahrenen Freundin vergleichen. Sie ist für Dich da und begleitet Dich während der Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett. Allen voran ist sie eine emotionale Unterstützung. Jede Doula-Betreuung ist individuell und das Angebot reicht von Doulas, die nur online eine Begleitung anbieten bis hin zu Postpartum-Spezialistinnen.
Da Doula keine geschützte Bezeichnung ist, gibt es auch nicht die eine Ausbildung, sondern jeder darf sich so nennen. Daher gibt es verschiedene Angebote, die einer Weiterbildung ähneln und eine Doula auf ihre Tätigkeit vorbereiten sollen.
Jede Doula bestimmt ihren Preis selbst. Oft hängt der von den angebotenen Leistungen und der Erfahrung der Doula ab. In der Regel kostet eine Geburtsbegleitung zwischen 700 und 1.000 Euro. In den Großstädten ist es oft etwas teurer.