Neun Monate lang hast Du auf diesen Tag gewartet und dann ist es auf einmal soweit: Die ersten Anzeichen dafür, dass Dein Baby sich auf den Weg macht, zeigen sich und die Geburt beginnt. Damit Du weißt, was auf Dich zukommt und keine Angst davor haben brauchst, erfährst Du in diesem Artikel, wie eine natürliche Entbindung abläuft und was während der unterschiedlichen Geburtsphasen passiert.
Woran merke ich, dass die Geburt beginnt?
Rund um den errechneten Geburtstermin sind viele Frauen besonders aufmerksam und warten auf ein Signal ihres Körpers, dass es endlich losgeht. Es gibt einige Vorboten auf die bevorstehende Geburt, auf die Du achten kannst. In einigen Fällen kündigt sich die Geburt mit dem Abgang des Schleimpfropfens vom Gebärmutterhals an. Der Schleimpfropf hat Deine Gebärmutter während der Schwangerschaft von außen verschlossen und vor Bakterien geschützt. Er löst sich, sobald sich der Muttermund langsam öffnet. Aussehen und Konsistenz des Schleimpfropfens können ganz unterschiedlich sein. Eventuell bemerkst Du vermehrten Ausfluss oder aber einen zähen Schleim, weißlich oder mit Spuren von Blut. Einige Schwangere nehmen hingegen gar nicht bewusst wahr, dass sich ihr Schleimpfropf gelöst hat. Auch das Platzen der Fruchtblase, der sogenannte Blasensprung, ist ein Indiz dafür, dass sich Dein Baby langsam auf den Weg macht: Er markiert in etwa 90% der Fälle den Geburtsbeginn. Dabei muss es nicht unbedingt sein, dass das Fruchtwasser schwallartig abgeht, wie es in Filmen häufig dargestellt wird. Viel öfter passiert das tröpfchenweise, manchmal aber auch erst im weiteren Laufe der Geburt oder auch gar nicht. In der Regel brauchst Du bei diesen ersten Anzeichen übrigens noch nicht direkt ins Krankenhaus eilen. Bis es tatsächlich ernst wird, dauert es vermutlich noch einige Stunden. In einigen Fällen solltest Du Dich jedoch schon bei den ersten Anzeichen auf die Geburt direkt auf den Weg ins Krankenhaus machen. Dazu gehört ein Blasensprung bei Quer- oder Beckenendlage des Kindes oder bei einer Mehrlingsschwangerschaft, wenn er vor der 37. Schwangerschaftswoche stattfindet oder wenn das Fruchtwasser eine grünliche Farbe hat.
„Auch ein dringender Nestbautrieb bei Nacht kann darauf hindeuten, dass die Geburt bevorsteht“ verrät LILLYDOO Hebamme Sissi. Woran Du außerdem noch merkst, dass sich Dein Baby auf den Weg macht, erklärt sie in unserem Video „Anzeichen für die Geburt“.
1. Latenz- und Eröffnungsphase
Etwa 80 Prozent der Geburten beginnen mit der sogenannten Latenzphase. Davon ist die Rede, wenn anfängliche Wehen wieder nachlassen und ganz verschwinden. Die Wehen in der Latenzphase bereiten den Körper auf die Geburt vor und öffnen den Muttermund auf bis zu drei Zentimetern. Ein guter Indikator dafür, ob die Geburt bereits unmittelbar bevorsteht, ist der Badewannentest: Wenn die Wehen sich entspannen, sobald Du Dich ins warme Badewasser legst, handelt es sich in der Regel noch um Übungs- oder Senkwehen. Dann kannst Du Dich ruhig nochmal hinlegen, versuchen zu entspannen und Kräfte zu sammeln.
Wenn die Wehen jedoch anhalten und regelmäßig im Abstand von 20 bis 30 Minuten auftreten, handelt es sich wahrscheinlich um Eröffnungswehen, die die längste Phase der Geburt einläuten: die Eröffnungsphase. Zeit, Dich auf den Weg ins Krankenhaus zu machen beziehungsweise Deine Hebamme zu benachrichtigen ist es, wenn die Wehen in einer Frequenz von drei bis sechs Minuten auftreten.
Nach Deiner Ankunft im Krankenhaus oder – falls Du eine Hausgeburt planst – dem Eintreffen Deiner Hebamme wird zunächst der Geburtsfortschritt festgestellt. Die Hebamme wird dazu den Abstand und die Intensität der Wehen messen und die Lage des Kindes sowie die Öffnung des Muttermundes ertasten. Im Laufe der Eröffnungsphase werden die Wehen immer stärker und länger, bis sie gegen Ende alle zwei bis drei Minuten kommen und etwa eine Minute lang dauern. Jede Wehe presst Dein Baby ein kleines Stück voran. Sein Kopf drückt dabei gegen den Muttermund, sodass dieser sich immer weiter öffnet. Wenn Deine Fruchtblase nicht schon vor Wehenbeginn geplatzt ist, kann es im Laufe der Eröffnungsphase dazu kommen. Gerät die Geburt ins Stocken, kann die Fruchtblase auch manuell mithilfe eines kleinen Instrumentes geöffnet werden. Sobald die Fruchtblase nicht mehr als Polster dienen kann, wirkt der Druck auf den Muttermund direkter, was meist zu kräftigeren Wehen führt und die Geburt beschleunigt.
Während der Eröffnungsphase werden die Herztöne Deines Babys regelmäßig überwacht. Außerdem prüft die Hebamme immer wieder, wie weit der Muttermund bereits geöffnet ist. Über die Scheide kann sie außerdem ertasten, wie weit sich das Köpfchen Deines Babys bereits vorgeschoben hat und ob es sich dabei richtig dreht.
2. Übergangsphase
Die Übergangsphase markiert den kurzen, aber meist intensiven Übergang zur Austreibungsphase, weshalb sie auch teilweise zu dieser gezählt wird. Der Muttermund öffnet sich dabei auf acht bis zehn Zentimeter und erreicht somit seine vollständige Öffnung für die Geburt Deines Babys. Die Übergangsphase bemerkst Du in der Regel daran, dass die Wehen stärker und unregelmäßiger und die Erholungspausen dazwischen kürzer werden. Auch Übelkeit oder Zittern können während dieser Phase auftreten. Viele Frauen empfinden die Übergangsphase deshalb als anstrengendste Phase der Geburt. Falls bei Dir das Gefühl aufkommt, am Ende Deiner Kräfte zu sein, kann die Unterstützung Deiner Partnerin/Deines Partners oder Deiner Begleitperson jetzt besonders hilfreich sein.
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3. Austreibungsphase oder Durchtrittsphase
Sobald der Muttermund vollständig geöffnet ist und der Kopf des Kindes ins Becken eintritt, beginnt mit der Austreibungs- oder Durchtrittsphase der Höhepunkt der Geburt. Während der Austreibungsphase wirst Du kräftige Wehen spüren, die Dein Kind Stück für Stück weiter in den Geburtskanal schieben und drehen. Dabei wächst der Druck auf den Enddarm, der auch den natürlichen, reflexartigen Drang zum Pressen hervorruft. Viele Frauen sind erleichtert, dass sie nach der vorherigen Phase der Kraftlosigkeit nun, sobald der Kopf des Kindes in der richtigen Position liegt, dem Druck nach unten aktiv nachgeben und pressen können. Die Wehen sind in der Austreibungsphase zwar am intensivsten, jedoch schüttet Dein Körper nun auch verstärkt Hormone aus, die den Schmerz dämpfen und Dir noch einmal ungeahnte Kräfte verleihen. Viele Frauen beschreiben diese Phase als Rausch, in dem sie alles um sich herum ausblenden und sich nur auf ihren Körper und die Geburt konzentrieren. Da die Presswehen sehr kräftezehrend für Dich und die Zeit im Geburtskanal anstrengend für Dein Kind sind, solltest Du dabei dennoch auf die Anleitung Deiner Hebamme achten, wann es Zeit zu pressen ist und wann Du Deine Kräfte sammeln solltest.
Wenn Du in einem Geburtsvorbereitungskurs Atemtechniken für die Geburt gelernt hast, kannst Du diese während der Pressphase anwenden. Viele Frauen empfinden es auch als Erleichterung, die Wehen mit Tönen zu unterstützen. Auch die Wahl der Geburtsposition kann einen Einfluss auf Dein Wohlbefinden haben: Ob es für Dich in der Wanne am bequemsten ist, im Sitzen, Hocken oder Liegen ist ganz individuell und kann spontan entschieden werden. Sicherlich wirst Du ganz instinktiv merken, was nun das Beste für Deinen Körper ist.
Nach einigen Presswehen wird das Köpfchen Deines Babys auch von außen sichtbar. Wenn es soweit ist, wird Deine Hebamme vermutlich Deinen Damm von außen stützen, um den Kopf des Babys sanft abzubremsen. Auf diese Weise wird der Druck auf das empfindliche Gewebe gedämpft und so verhindert, dass es einreißt. Ganz vermeiden lässt sich das aber leider nicht immer. Mit einer Wehe wird zunächst der Hinterkopf Deines Babys geboren, dann seine Stirn und schließlich das Gesicht. Mit der nächsten Wehe folgen Schultern und Körper. Sobald Dein Baby auf der Welt ist und seinen ersten Atemzug getan hat, kannst Du es endlich willkommen heißen. In der Regel wird nur kurz sein Gesicht von Schleim befreit und es Dir anschließend, noch durch die Nabelschnur mit der Plazenta verbunden, direkt auf den Bauch oder die Brust gelegt.
4. Nachgeburtsphase
Schon kurz nach der Geburt Deines Kindes zieht sich die Gebärmutter stark zusammen – die Nachgeburtswehen. Durch die Kontraktionen löst sich die Plazenta von der Gebärmutterwand und wird mit einer kräftigen Wehe aus der Gebärmutter gedrückt. Deine Hebamme wird Dich anleiten und dabei unterstützen, die Plazenta durch leichtes Schieben auf die Welt zu bringen. In der Regel löst sich die Plazenta innerhalb von 15 bis 30 Minuten von alleine ab, in seltenen Fällen dauert es länger. Dann kann es helfen, Dein Baby an die Brust zu legen: Beim Stillen wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, das wehenfördernd wirkt und das Ablösen der Plazenta unterstützt.
Das Ausscheiden der Plazenta tut nicht weh, da sie im Vergleich zu Deinem Kind wesentlich kleiner und außerdem weich ist. Zusammen mit der Plazenta werden etwa 300 Milliliter Blut aus der Gebärmutter ausgestoßen. Anschließend wird sorgfältig geprüft, ob sich die Nachgeburt vollständig gelöst hat. Im Fall, dass sich noch Gewebereste in der Gebärmutter befinden, werden diese eventuell mit einer Ausschabung entfernt, um Infektionen zu verhindern. Falls es unter der Geburt zu Verletzungen wie einem Dammriss oder -schnitt kam, werden diese behandelt und wenn notwendig genäht. Während Du nach der kräftezehrenden Geburt versorgt wirst, wird auch Dein Neugeborenes zum ersten Mal untersucht, gemessen und gewogen, bevor ihr euch dann in aller Ruhe kennenlernen könnt.
Was passiert nach der Geburt?
Bei einer Geburt im Krankenhaus verbringst Du wahrscheinlich noch etwas ungestörte Zeit mit Deinem Baby und Deiner Partnerin/Deinem Partner oder Deiner Begleitung im Kreißsaal. Hin und wieder wird vermutlich Deine Hebamme vorbeischauen, um sicherzugehen, dass es Dir und Deinem Baby gut geht. Wenn Du stillen möchtest, kann sie Dir auch dabei helfen, Dein Kind das erste Mal anzulegen. Wenn Du Dich nach ungefähr zwei Stunden im Kreissaal stabil genug fühlst, werdet ihr entweder auf die Wochenstation verlegt oder könnt sogar nach wenigen Stunden die Klinik verlassen und eure Kennenlernzeit zuhause fortsetzen.
Vielen werdenden Mamas nimmt es die Anspannung, vor der Geburt zu wissen, was währenddessen genau passiert. Auch wenn jede Geburt anders abläuft hoffen wir, Dir mit diesem Artikel einige Fragen dazu, was Dich bei der Entbindung erwartet, beantwortet zu haben. Egal, ob Du der Geburt gelassen entgegenblickst oder ob Dich der Gedanke daran etwas nervös macht: Die ersten Momente mit Deinem Baby sind in jedem Fall etwas ganz Besonderes und viele Mütter berichten nicht ohne Grund, dass für sie alle Strapazen der Geburt vergessen waren, sobald sie ihr Kind in den Armen hielten.